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    Sci-Fi-Dystopie vs. Horror-Schocker: Vergesst "Ugly"! Im Kino läuft ein Meisterwerk, das den Netflix-Hit richtig alt aussehen lässt
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Fasziniert und berührt werden, aber auch ein stückweit über sich selbst erfahren – darin besteht für Daniel die Magie des Kinos.

    Ähnliche Prämisse, anderer Ansatz: Aktuell gibt es gleich zwei brandneue Filme zu sehen, die sich mit krankhaftem Schönheitswahn auseinandersetzen – einen oberflächlichen Sci-Fi-Film auf Netflix und eine famose Tour de Force auf der Kinoleinwand…

    Netflix / Mubi Deutschland

    In unserem Special der Zwillingsfilme greifen wir über 50 Kino-Duelle von jeweils zwei ähnlich gelagerten Streifen auf, die mehr oder weniger dieselbe Geschichte erzählen – und in ein und demselben Jahr erschienen sind.

    Nun, ganz so extrem sind die Parallelen zwischen „Ugly - Verlier nicht dein Gesicht“ und „The Substance“ zwar nicht. Und doch macht eine Gegenüberstellung absolut Sinn. Ersterer startete am 13. September exklusiv bei Netflix, Letzteren gibt es seit dem 19. September im Kino zu sehen – und beide verstehen sich als Kritik am modernen Schönheitswahn. Am Ende unterscheiden sie sich jedoch vor allem in zwei Punkten gehörig voneinander: Während Netflix auf eine Science-Fiction-Dystopie im Young-Adult-Gewand setzt, mutiert der neue Film von „Revenge“-Regisseurin Coralie Fargeat zu einem irren Body-Horror-Spektakel.

    Wer als Gewinner aus dem Duell hervorgeht, steht für mich dabei außer Frage...

    "The Substance": Schocker mit Kult-Potenzial

    Beauty-Satire trifft Ekel-Feuerwerk: Im Zentrum von „The Substance“ steht die einst erfolgreiche Schauspielerin Elisabeth Sparkle (Demi Moore), deren Karriere genauso bröckelt wie die Fassade ihres hart erarbeiteten Sterns auf dem Walk of Fame. Als Frau im Showgeschäft scheint sie ihr Ablaufdatum ein für alle mal erreicht zu haben – bis sich ihr eines Tages die Möglichkeit bietet, zu einer besseren (und vor allem jüngeren) Version ihrer selbst zu werden. Sie willigt ein, führt sich fortan regelmäßig eine mysteriöse Substanz zu – und switcht nun Woche für Woche zwischen altem und neuem Ich. Denn das ist der Deal. Den Sparkle im Laufe der Zeit jedoch nicht mehr ganz so ernst nimmt – mit verheerenden Folgen…

    „The Substance“ ist weder Elevated Horror, der sich vor allem im Kopf abspielt, noch eine Geisterbahnfahrt, die einzig und allein von plumpen Schreckmomenten lebt. Stattdessen darf sich das Publikum hier über eine buchstäblich unter die Haut gehende Mär des Selbsthasses freuen, eine bitterbös-schwarzhumorige Satire über den Schönheitswahn der heutigen Zeit, in der sich das wahre Ich (gespielt von Demi Moore) und das künstlich erschaffene (gespielt von Margaret Qualley) so drastisch wie vielleicht noch nie bekriegen. Ein beißender Volltreffer mitten ins Herz der artifiziellen Social-Media-Welt, die unseren Alltag immer mehr zu bestimmen droht.

    Der Film bleibt aber nicht nur mit seiner eindringlichen Message in Erinnerung, sondern brennt sich nicht zuletzt auch mit grandios-ekligen Spezialeffekten ins Gedächtnis. Ohne an dieser Stelle zu viel vorwegzunehmen: Wer eine Schwäche für „Die Fliege“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ und Co. hat, sollte „The Substance“ ganz oben auf seine Watchlist packen – und am besten im Kino, allerspätestens aber im Heimkino nachholen*. Ja, dieser verstörende Trip hat das Zeug dazu, in einigen Jahren zu den ganz, ganz großen Klassikern des Genres zu zählen.

    "Ugly": Eine bombastische Themenverfehlung

    Auch in „Ugly - Verlier nicht dein Gesicht“ von McG („The Babysitter“) dreht sich – wie der deutsche Untertitel des Films bereits suggeriert – alles ums Aussehen. Und darum, sich selbst zu verlieren.

    300 Jahre in der Zukunft werden Teenager im Alter von 16 Jahren nämlich einer Schönheitsoperation unterzogen, um gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen. Tally (Joey King) freut sich dementsprechend schon auf ihren großen Tag, an dem sie endlich von einer „Ugly“ zu einer „Pretty“ werden soll. Doch dann kommt alles ganz anders…

    Das größte Problem von „Ugly“ ist, dass die Macher von Beginn an darauf pfeifen, ob hier irgendetwas auch tatsächlich Sinn ergibt – und visuelle Schauwerte (die kein Stückchen überzeugen können) über inhaltliche Kohärenz stellen.

    Nicht falsch verstehen: Natürlich ist es bei einem solchen Film völlig in Ordnung, wenn es in erster Linie darum gehen soll, das Publikum zu bespaßen. Ihm zwei Stunden Realitätsflucht zu ermöglichen. Doch wenn selbst die Macher die Grundprämisse ihres Films nicht ernst nehmen – was bereits damit beginnt, dass sogar ihre „Uglies“ im Film von attraktiven Jungdarsteller*innen gespielt werden, sodass man gar nicht sagen kann, wer denn nun Ugly und wer Pretty ist –, warum sollte man ihnen und ihren Geschichten als Zuschauer*in auch nur einen Funken Glaubwürdigkeit zusprechen?

    Hässlich sind hier lediglich der Großteil der Computeranimationen, wie man sie leider auch aus anderen großen Netflix-Produktionen kennt, die Logiklöcher, die immer wieder Fragen aufwerfen und die oft hölzern vorgetragenen Dialoge. Aber gut, wenigstens die passen damit ja irgendwie in diese durch und durch künstliche Welt – die sich sowohl inhaltlich als auch visuell einiges vornimmt und dabei völlig am Thema vorbeigeht.

    Falls ihr Filme ohnehin lieber im Kino schaut, lohnt sich übrigens ein Blick auf die Neuheiten der Woche. Es erwarten euch unter anderem der neue Film von Regie-Meister Francis Ford Coppola sowie Bombast-Nachschub aus Indien:

    Ab heute neu im Kino: Ein mit Spannung erwartetes Sci-Fi-Epos, ein 165-Minuten-Action-Kracher & Fantasy-Nachschub aus Deutschland

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