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    Herrlich anzuschauen: Darum ist "Beetlejuice Beetlejuice" so eine Wohltat im heutigen Blockbuster-Kino
    Markus Trutt
    Markus Trutt
    -Redakteur
    Filme, Serien, Videospiele. Markus brennt schon seit Kindertagen für so ziemlich alles, was über Bildschirme und Leinwände flimmert.

    36 Jahre lagen zwischen „Beetlejuice“ und „Beetlejuice Beetlejuice“. In dieser Zeit haben Computereffekte einen riesigen Sprung gemacht. Und trotzdem setzt „Beetlejuice 2“ primär auf praktische Effekte – was einen Großteil seines Charmes ausmacht.

    Aus dem modernen Blockbuster-Kino ist CGI nicht mehr wegzudenken. Und das ist per se erst einmal gar nicht schlimm: Digitale Effekte und Hintergründe, die erst im Nachhinein während der Postproduktion in einen Film eingefügt werden, werden genutzt, um ganze Welten zum Leben zu Effekten und Action-Szenen noch spektakulärer zu machen. Doch schießt man mittlerweile gerne mal übers Ziel hinaus.

    Gutes CGI drängt sich selbst bei fantastischen Szenarien nicht unangenehm auf, sondern fügt sich nahtlos in die gezeigten Bilder ein. Doch von der oftmals geltenden Mehr-ist-mehr-Devise in Hollywood bleibt auch die Effektarbeit nicht verschont. Wenn Actionszenen minutenlang in matschigem CGI-Bombast regelrecht erstickt werden, weicht das beabsichtigte Spektakel schnell gleichförmiger Ermüdung, bei der alles so digital entrückt ist, dass es keinerlei Gewicht mehr hat und jede Wirkung oder emotionale Bindung zu Figuren und Plot verpufft.

    Handgemachte Filminseln in einem CGI-Blockbustermeer

    Aber auch wenn es bisweilen den Eindruck erweckt, dass sich die Großproduktionen der Filmbranche hier in eine Sackgasse hineinmanövriert haben, aus der sich niemand mehr traut auszubrechen, gibt es sie doch: Die Inseln im hochbudgetierten Unterhaltungskino, die der Versuchung der CGI-Allzweckwaffe widerstehen und sich auf handgemachte Effekte zurückbesinnen.

    Christopher Nolan ist hier etwa seit Jahren einer der bekanntesten Verfechter. Aber auch sein Regie-Kollege Tim Burton gibt sich ganz aktuell mit seiner späten Kult-Fortsetzung „Beetlejuice Beetlejuice“ erfreulich nostalgisch – und feiert mit dem Sequel wohl nicht zuletzt deswegen gerade einen so großen Erfolg.

    Es fühlt sich einfach echter an – am Set und im Kino

    Zugegeben: „Beetlejuice 2“ ist eher ein besonderes Beispiel. Beim Vorhaben, das Gefühl des Originals heraufzubeschwören, hätte übermäßiger CGI-Einsatz das Projekt von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Schon im ersten Teil setzte man – sowohl aus Hommage- als auch aus Budget-Gründen – ganz bewusst auf Effekte, die zum Teil bereits damals veraltet waren (Stichwort: Stop Motion). Doch spricht der Film gerade dadurch seine ganz individuelle (Bild-)Sprache, die einen ganz eigenen Vibe und Charme versprüht. Und genau dem eifert man nun erfolgreich im zweiten Teil nach, indem man auf ähnliche Mittel setzt (einen Eindruck davon vermittelt der oben eingebundene Trailer).

    Beetlejuice Beetlejuice
    Beetlejuice Beetlejuice
    Von Tim Burton
    Mit Michael Keaton, Winona Ryder, Jenna Ortega
    Starttermin 12. September 2024
    Vorführungen (53)

    Besonders durch das im Vergleich zum Original sieben Mal höhere Budget (das für Blockbuster-Verhältnisse mit rund 100 Millionen Dollar aber immer noch recht überschaubar ausfällt) war die Gefahr durchaus da, verstärkt zum Rechner zu greifen, um Lottergeist Beetlejuice in die Jetztzeit zu hieven. Dass das Totenreich und seine skurrilen Bewohner und Bewohnerinnen aber einmal mehr vor allem mittels aufwändiger Sets, Puppen, Kostüme und Make-Up in Szene gesetzt wurden, ist inmitten von mit Einsen und Nullen um sich schlagenden Materialschlachten schlichtweg eine cineastische Wohltat.

    Und das längst nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Schauspieler*innen am Set. Wie mehrere Cast-Mitglieder von „Beetlejuice Beetlejuice“ schwärmten, sei es ein absolutes Vergnügen gewesen, die Dinge, mit denen sie es in den jeweiligen Rollen zu tun bekommen, wirklich vor sich zu haben und nicht bloß auf Green Screens oder Stand Ins reagieren zu müssen – was nicht zuletzt dem Schauspiel selbst sehr zugutekäme.

    Charmanter Effektmix aus Alt und Neu

    Und selbst wenn in „Beetlejuice 2“ Bilder aus dem Computer zum Einsatz kommen – was hier keineswegs generell verteufelt werden soll (sonst wäre ich wohl kein so großer MCU-Fan) – orientieren diese sich stets an den handgemachten Elementen des Films und erweitern oder ergänzen sie subtil. „Beetlejuice Beetlejuice“ ist somit ein Paradebeispiel für die Einheit von Effektkunst verschiedener Filmepochen. Ein liebenswerter Mix aus Alt und Neu, von dem heutige Blockbuster auch abseits nostalgischer Legacy-Sequels profitieren könnten.

    Hilfreich könnte es dabei schon sein, deren Budgets nicht in derart schwindelerregende Höhen zu treiben, schließlich entstehen durch monetäre Einschränkungen oftmals kreativere Lösungen, wenn man nicht für jede Einstellung den Rechner auf die eine oder andere Weise bemüht.

    Derzeit gibt es aber sogar bei den für ihren CGI-Overkill gern gescholtenen Marvel Studios immerhin eine kleine, feine Gegenbewegung, obgleich nicht auf der großen Leinwand, sondern auf dem heimischen Bildschirm. Beim Dreh der frisch gestarteten MCU-Serie „Agatha All Along“, zu der ihr euch nachfolgend einmal den Trailer anschauen könnt, wurde fast ausschließlich auf praktische Effekte gesetzt. Und wenn sogar Marvel das kann, gibt es noch immer Hoffnung...

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