In Horrorfilmen und Action-Reißern kennt man solche Situationen zu Genüge: Da geraten die Hauptfiguren in eine Gefahrensituation und verhalten sich anschließend entweder komplett idiotisch und leichtsinnig oder sie verfallen in eine Art Schockstarre und lassen sich von dem Killer oder den Monstern ohne Gegenwehr abschlachten. Anders ist es in „Green Room“, der wie der aktuelle Netflix-Hit „Rebel Ridge“ von Regisseur Jeremy Saulnier inszeniert wurde, aber sogar noch brutaler und kompromissloser ist.
Hier gerät eine finanziell abgebrannte Punk-Band in eine Neonazi-Kneipe irgendwo im tiefsten Hinterland der USA. Und als die Lage schließlich eskaliert, setzen sich Pat (Anton Yelchin), Sam (Alia Shawkat), Reece (Joe Cole) und Tiger (Callum Turner) mit allen Mitteln zur Wehr. Sie verhalten sich geschickt und schlau, suchen nach einem Ausweg und behalten selbst in einer solchen Ausnahmesituation noch zu einem gewissen Grad die Kontrolle (und einen kühlen Kopf) – was einfach wahnsinnig erfrischend ist.
„Green Room“ ist aktuell leider nirgends im Streaming-Abo zu finden, ihr könnte den Film aber für kleines Geld bei VoD-Anbietern wie Amazon leihen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine klare Empfehlung:
Picard als Neonazi
Schuld an der vertrackten Situation in „Green Room“ ist ein vergessenes Handy, wegen dem Gitarristin Sam noch einmal in die Bar zurückkehrt und dabei ein getötetes Groupie findet. Die überforderten Türsteher sperren die Band daraufhin in den Green Room der Bar ein (daher auch der Titel des Films), die Polizei ist jedoch bereits alarmiert und die Situation gerät immer weiter außer Kontrolle, weswegen schließlich auch Barbesitzer Darcy (Patrick Stewart) eintrifft...
Ja, ihr habt richtig gelesen: „Star Trek“- und „X-Men“-Star Patrick Stewart spielt in „Green Room“ den Ober-Neonazi, der mit allen Mitteln versucht, den Mord in seiner Bar zu vertuschen und die unliebsamen Zeugen zu beseitigen. „Trotz ihrer verachtenswerten Einstellung sind die Neonazis hier keine hirnlose Horde – stattdessen wirkt gerade Patrick Stewart als ihr Anführer eher wie ein erfahrener und abgeklärter Vorarbeiter auf einer Baustelle“, heißt es unter anderem in unserer 4-Sterne-Kritik von FILMSTARTS-Chefredakteur Christoph Petersen zu „Green Room“.
Und gerade solche Details sorgen dafür, dass sich der Film wie direkt aus dem Leben gegriffen anfühlt und die immer wieder explodierende Gewalt umso schockierender wirkt. Wenn es in „Green Room“ blutig zur Sache geht (und das ist häufig der Fall), dann dient das eben nicht nur der oberflächlichen Unterhaltung.
Regisseur Jeremy Saulnier hat seinen Belagerungs-Thriller als geradlinig-effektives, extrem abwechslungsreiches Spannungskino inszeniert, das sich vor allem auch dadurch auszeichnet, dass „Green Room“ zu keinem Moment ironisch gebrochen wird oder durch ein Augenzwinkern abgeschwächt wird – ein kompromissloses Brett, wie es im Buche steht.
Übrigens steht demnächst schon die nächste ungewöhnliche Rolle für Patrick Stewart an: In der geplanten Netflix-Fantasy-Serie „Barbaric“ soll er einer ebenso blutdürstigen wie notgeilen (!) Streitaxt seine markante Stimme leihen. Mehr dazu erfahrt ihr hier:
Das gab's noch nie: Netflix-Fantasy-Serie von "Transformers"-Regisseur Michael Bay soll "Game Of Thrones" & "Deadpool" verbinden!Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
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