Wenn irgendjemand den Titel der Western-Legende verdient hat, dann ist es mit Sicherheit John Wayne. Doch der Schauspieler war nicht nur bekannt für seine Mitwirkung an Genre-Meisterwerken wie „Ringo“, „Der schwarze Falke“ oder „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“, sondern auch für seine konservativen bis stramm rechten politischen Überzeugungen, von denen er in seiner langen Karriere keinen Millimeter abwich.
So schrieb er im Jahr 1973 sogar einen erbosten Brief an Clint Eastwood, weil er sich daran gestoßen hat, dass dieser in seiner ersten Western-Regiearbeit „Ein Fremder ohne Namen“ nicht die aufopferungsvolle Pionierarbeit in den Mittelpunkt gestellt habe.
Auch an einem Klassiker von Meisterregisseur Stanley Kubrick („2001: Odyssee im Weltraum“, „Shining“) hat sich Wayne gestoßen. In den 50er Jahren nutzte der „Red River“-Star seinen enormen Einfluss, um die von dem republikanischen Senator Joseph McCarthy und dem sogenannten Komitee für unamerikanische Umtriebe initiierte Kommunistenhatz zu unterstützen, die zahlreichen Kunst- und Filmschaffenden den Job kostete oder sie sogar hinter Gittern brache.
John Wayne hielt Stanley-Kubrick-Epos für "marxistische Propaganda"
Eines der prominentesten Opfer der McCarthy-Ära war Drehbuchautor Dalton Trumbo („Ein Herz und eine Krone“), der sich weigerte, vor dem Komitee auszusagen, daraufhin eine Geld- und elfmonatige Haftstrafe aufgebrummt bekam, auf eine schwarze Liste gesetzt wurde und fortan nur noch unter Pseudonym schreiben konnte (2015 wurde der Fall mit „Breaking Bad“-Darsteller Bryan Cranston in der Hauptrolle verfilmt).
Erst in den frühen 60er Jahren wurde Trumbo rehabilitiert, unter anderem auf Initiative von Kubrick und Kirk Douglas, die gemeinsam sein Drehbuch zu „Spartacus“ umsetzten. Die beiden bestanden darauf, dass Trumbo im Vor- und Abspann des 198-Minuten-Epos bei seinem richtigen Namen genannt wird – und hatten damit Erfolg. Sehr zum Unwillen von John Wayne...
Wie auch die berüchtigte Kolumnistin Hedda Hopper bezeichnete er „Spartacus“ als „marxistische Propaganda“, denn obwohl der Film im alten Rom angesiedelt ist, waren die Parallelen zwischen der im Mittelpunkt der Geschichte stehenden Rebellion und den noch immer andauernden politischen Kämpfen hinter den Kulissen der Traumfabrik schwer zu übersehen (und sicher kein Zufall).
So stammt nicht nur das Drehbuch von Trumbo, sondern auch die Romanvorlage von Howard Fast, der sich ebenfalls dagegen wehrte, andere Kommunist*innen vor dem Komitee anzuschwärzen.
Dem Film haben die Diskussionen nicht geschadet: Nicht nur ist „Spartacus“ laut unserer offiziellen FILMSTARTS-Kritik ein nahezu perfektes 5-Sterne-Meisterwerk, auch konnte das mit großem Aufwand inszenierte Geschichtsdrama seine Produktionskosten mehr als viermal an den Kinokassen einspielen. Auch bei der Oscar-Verleihung war Kubricks fünfte Regiearbeit erfolgreich: Bei sechs Nominierungen gewann er vier der begehrten Goldstatuen, darunter für Nebendarsteller Peter Ustinov.
Im Western „Die Gewaltigen“ (1967) standen Wayne und Douglas übrigens sieben Jahre später gemeinsam vor der Kamera – wobei der „Spartacus“-Hauptdarsteller betonte, dass sie nie über Politik reden würden...
Auch Steven Spielberg hat übrigens den Zorn von John Wayne auf sich gezogen. Wenn ihr wissen wollt, welcher Kriegsfilm den Schauspieler wütend gemacht hat, lest auch den folgenden Artikel:
Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.
*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.