Mein Konto
    Heimkino-Highlight: Dieses Meisterwerk ist einer der besten Kriegsfilme aller Zeiten
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Er war in Deutschland erst verboten, dann wurde er um zehn Minuten gekürzt. Jetzt endlich kann man den wegweisenden Meilenstein im deutschen Heimkino in gebührender Form erleben: „Rom, offene Stadt“ feiert seine ungeschnittene Blu-ray-Premiere.

    Mit „Rom, offene Stadt“ schuf Roberto Rossellini nicht nur ein wegweisendes Drama und einen der Grundpfeiler einer ganzen Filmgattung – des Italienischen Neorealismus. Rossellini inszenierte damit auch ein unter die Haut gehendens Zeitdokument über die abscheulichen Folgen des Krieges und den nimmermüden Widerstand.

    Aufgrund seiner schonungslosen Direktheit hatte „Rom, offene Stadt“ lange Probleme mit dem Jugendschutz. Doch jetzt endlich erhielt das Meisterwerk eine ihm gebührende Auswertung: Diese Woche feierte „Rom, offene Stadt“ seine HD-Premiere im deutschen Heimkino – und zwar ungeschnitten!

    Das Label Filmjuwelen geizt dabei nicht mit Bonusmaterial: Neben einem einordnenden Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen enthält die Blu-ray die Begleitdoku „Es war einmal... Rom, offene Stadt“ sowie eine Gegenüberstellung der Original-Kinofassung und der einst für den deutschen Markt erstellten, gekürzten Filmversion.

    "Rom, offene Stadt": Erschütternd und authentisch

    Die Ewige Stadt zur Zeit der Besatzung durch Nazi-Deutschland: Widerstandskämpfer Giorgio Manfredi (Marcello Pagliero) sucht bei seinem Freund Francesco (Francesco Grandjaquet) Unterschlupf. Der befindet sich ebenfalls im Widerstand, beschloss allerdings, trotz des grausigen Ausnahmezustands weiter ein normales Leben zu führen – so gut es ihm halt möglich ist.

    Franceso steht zudem nicht zuletzt deswegen auch kurz vor der Hochzeit mit seiner Freundin Pina (Anna Magnani). Parallel dazu setzt sich der Priester Don Pietro Pellegrini (Aldo Fabrizi) mit Eifer für die Sache der Partisanen ein – aber SS-Sturmbannführer Bergmann (Harry Feist) sucht unerbittlich nach allen, die sich dem Faschismus in den Weg stellen...

    Regisseur/Autor Rossellini und seine Schreibpartner Sergio Amidei, Federico Fellini und Alberto Consiglio gelang mit „Rom, offene Stadt“ ein absolutes Ausnahmewerk: Noch während der Besetzung Italiens taten sie sich für die Ideenfindung zusammen, quasi unmittelbar danach machten sie Nägel mit Köpfen.

    Und das, obwohl die italienische Filmindustrie quasi komplett aufgelöst wurde, Teile des Landes in Schutt und Asche lagen und ihnen nahezu kein Geld zur Verfügung stand. Was zunächst als Dokumentation über den realen Widerstand und Priester Don Pietro Morosini geplant war, nahm alsbald eigene Formen an:

    „Rom, offene Stadt“ ist eine dezent fiktionalisierte Geschichte über Ereignisse während der Besatzung, die erschütternd ist, sich aber auch innig hinter rare Funken Menschlichkeit stellt und in unmittelbaren Bildern groteske Wirklichkeit einfängt. Durch die Wahl der Szenerien ist der Film aber zugleich eine semi-dokumentarische Schilderung dessen, wie das frisch befreite Rom aussah und es der dortigen Zivilbevölkerung erging.

    Zu schwer zu schlucken für ein leugnendes Land

    Diese Überlagerung der tragischen Handlungsebene mit der nicht minder an die Nieren gehenden Illustration dessen, unter welchen Umständen der Film entstand, macht ihn zu einem umjubelten Klassiker. Er wurde vom Vatikan zu den 45 besten Filme aller Zeiten gekürt, außerdem ist er im FILMSTARTS-Ranking der besten Kriegsfilme in den Top 20 zu finden und gewann in Cannes die Goldene Palme.

    Dieser sehr menschlich erzählte, aber auch schmerzhafte Film fiel beim Jugendschutz im Vergangenheit unter den Teppich kehrenden Nachkriegsdeutschland aber wenig überraschend durch: Die FSK verweigerte 1950 eine Freigabe, da die Schilderung unbarmherziger Faschisten drohe, „völkerverhetzende Wirkungen“ zu entwickeln und das Verhältnis zwischen Deutschland und Italien zu torpedieren. So kam es zum jahrelangen Verbot öffentlicher Vorführungen.

    1961 wurde eine um zehn Minuten gekürzte Fassung freigegeben, bei der einige besonders bittere Handlungsszenen sowie mehrere Gewaltszenen entfernt wurden. Diese Version wurde jahrzehntelang auch im TV gezeigt und im hiesigen Heimkino ausgewertet – nun aber können Filmfans endlich zu Rossellinis vollständiger Vision greifen. Ein weiterer, ebenfalls erschütternder Kriegsfilmklassiker kommt in wenigen Wochen sogar in 4K heraus – mehr erfahrt ihr in unserem nächsten Heimkino-Tipp:

    Einer der besten Kriegsfilme aller Zeiten kehrt endlich ins Heimkino zurück – und erscheint erstmals in 4K

    *Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top