Er war einer der beliebtesten Stars der 1980er und 1990er: Robin Williams verfügte über einzigartiges komödiantisches Gespür und hatte ein nicht minder großes Talent, verletzliche Figuren zu spielen, die zu Herzen gehen. Daher begeisterte er etwa als Originalstimme des Dschinnis im Disney-Zeichentrickklassiker „Aladdin“, in Chaoskomödien wie „Flubber“ sowie in Dramen wie „Der Club der toten Dichter“.
Leider wurden viele seiner späteren Filme überschattet: Durch die anhaltende Popularität seiner großen Hits, sowie durch Williams' Tod im Sommer 2014, auf den mehrere posthume Veröffentlichungen folgten. Hierzulande war „Boulevard: Ein neuer Weg“ der letzte Spielfilm mit dem Oscar-Preisträger, der einen Kinostart erhielt.
Auch wenn das kleine, oft übersehene Drama kein verkanntes Meisterwerk ist, hat es mehr Aufmerksamkeit verdient. Wenn ihr Williams' bewegende, vielschichtige Schauspielleistung nachholen oder eure Erinnerungen auffrischen möchtet: „Boulevard“ ist auf mehreren Plattformen als VOD erhältlich, etwa bei Amazon Prime Video.
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Darum geht es in "Boulevard"
Der gutmütige, unauffällige Bankangestellte Nolan Mack (Robin Williams) führt ein beschauliches, monotones Leben. In seinem Berufsleben passiert seit Jahrzehnten nichts, das der Rede wert wäre, seine Ehe liegt praktisch auf Eis. Er und seine Frau Joy (Kathy Baker) haben sich kaum was zu sagen, an gemeinsamen Sex denken sie nicht einmal, sie schlafen stets in getrennten Betten. Wenn sie miteinander interagieren, dann aber mit distanziert-ehrlicher Freundlichkeit.
Eines Nachts kurvt Nolan ziellos durch die Gegend, als er beschließt, in eine ihn bislang unbekannte Straße abzubiegen. Dort fährt er aus Versehen beinahe den Stricher Leo (Roberto Aguire) um. Sie kommen ins Gespräch, treffen sich daraufhin häufiger, helfen einander und bauen ein Vertrauensverhältnis auf. Das Offensichtliche steht im Raum, doch Nolan will es sich nicht eingestehen: Er hat Gefühle für den jungen Mann.
Das schwermütigere Pendant zu einem bunten Robin-Williams-Klassiker
Williams war nicht nur ein toller Schauspieler, sondern auch ein erfolgreicher Stand-Up-Komiker und Stimmenimitator. Eine Stimme, die er häufig auspackte, war die eines leicht näselnden Schwulen – eine durchaus klischeehafte Imitation, die Williams aber respektvoller einsetzte als viele andere Komiker seiner Generation.
Restliche Zweifel daran, dass er mit der queeren Community lachte und nicht über sie, zerstreute er durch unmissverständliche Interviewaussagen: Er erklärte mehrmals, dass er seine Prominenz nutzen wolle, um Menschen dazu zu bringen, positiver über Homosexuelle zu denken. Aus diesem Grund nahm er eine der Hauptrollen in der queeren Komödie „The Birdcage – Ein Paradies für schrille Vögel“ an, in der er und „Mäusejagd“-Star Nathan Lane ein Liebespaar spielten.
„Boulevard“ ist quasi der späte Komplementärfilm zu dieser Kultkomödie: Während „The Birdcage“ über den Großteil seiner Laufzeit munter und befreiend ist, und bloß in gelegentlichen, prägnanten Momenten dramatisch über Intoleranz referiert, sind in „Boulevard“ die Glücksmomente herzzerreißend rar gesät. Gemeinhin ist „Boulevard“ eine bedrückende Angelegenheit: Nolan ist eine der zärtlichsten, sensibelsten Figuren in Williams' Vita – und ausgerechnet er hadert damit, zu sich zu stehen und seinen Bedürfnissen zu folgen.
Regisseur Dito Montiel inszeniert dies zwar mitunter bemüht bleischwer, versteht es jedoch in den entscheidenden Momenten, den Fokus auf das Wesentliche zu legen: Williams' Darbietung als mit sich hadernder, seinem bislang verpassten Glück hinterhertrauernder Mann. Eben die ist ihm facettenreich und einfühlsam gelungen.
Die Komponente, dass Nolan seine Wünsche hinterfragt, weil er Angst hat, sonst sein Umfeld zu verletzen, wirkt dadurch, dass Williams ihn spielt, umso berührender: Seit seinem Tod sprachen zahlreiche seiner Anvertrauten darüber, dass der „König der Fischer“-Star das Wohlbefinden seiner Mitmenschen oft über sein eigenes stellte.
Gerade für Williams-Fans dürften daher Passagen, in denen das Ausnahmetalent mit verspannten Mundwinkeln um Contenance ringt, regelrechte Tränenzieher darstellen. Doch auch ohne diesen metafiktionalen Aspekt ist „Boulevard“ ein bewegendes Selbstfindungsdrama, das auf schmerzhafte Weise das Gefühl der Einsamkeit transportiert und die Last eines überhöhten Schuldempfindens einfängt.
Dankenswerterweise finden sich auf diesem „Boulevard“ wenigstens ein paar sanft wärmende Sonnenstrahlen. Sollten die aber nicht genügen, könnt ihr euch vielleicht mit dem folgenden Streaming-Tipp aufmuntern:
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