Robin Williams ist besonders für Filme wie „Der Club der toten Dichter“, „König der Fischer“ oder „Good Will Hunting“ bekannt, in denen er als weiser Schalk den zynischen Schwarzsehern um sich herum die Poesie der Welt und die Freude am Leben vermittelt. Dass er aber auch ganz anders kann, bewies der oscarprämierte Schauspieler etwa in dem Psychothriller „One Hour Photo“, in dem er einen hochgradig gestörten Soziopathen spielt. Einen ähnlich traurigen Menschen verkörpert Williams nun auch in seinem letzten Film „Boulevard“, in dem er sich als älterer Mann in seinem scheinbar gut eingerichteten Leben einfach nicht zu Hause fühlt.
Der Bankangestellte Nolan Mack (Robin Williams) lebt gemeinsam mit seiner Frau Joy (Kathy Baker) in einem gemütlichen Eigenheim in Nashville, Tennessee. Eines Abends fährt er scheinbar ziellos durch die Stadt, bis es ihn irgendwann auf den Boulevard verschlägt, auf dem der Straßenstrich der Stadt angesiedelt ist. Eher zufällig kommt es dazu, dass Nolan den Stricher Leo (Roberto Aguire) bei sich einsteigen lässt – der Beginn einer recht einseitigen Beziehung, in der Leo Nolan gegen Bezahlung einfach nur zuhört. Für Nolan ist es das erste Mal, dass er sich seine eigene Homosexualität eingesteht. Aber nicht nur das: Sein ganzes Leben passt irgendwie nicht mehr zu ihm – und so wird „Boulevard“ zu einer einnehmenden Erzählung über die Schwierigkeiten einer (zu) späten Selbstfindung …
„Boulevard“ wird in erster Linie getragen von der gewohnt nuancierten Darstellung von Robin Williams. Entsprechend ist der Film immer dann stark, wenn Regisseur Dito Montiel („Empire State“) sich ganz auf seinen Hauptdarsteller verlässt (während ansonsten dann doch das ein oder andere Klischee zu viel gestreift wird): Wenn Nolan durch die Nacht fährt und die Kamera die ganze Zeit auf Williams‘ Gesicht gerichtet ist, sagt diese eine mit verhalten euphorischer Musik unterlegte Einstellung mehr über Nolans Träume und seine inneren Kämpfe aus als alle Dialoge des Films zusammen. Und natürlich hat „Boulevard“ nun auch noch eine ungeplante weitere tragische Ebene, immerhin weiß der Zuschauer ja, dass sich der depressive Williams nur wenige Monate nach Drehschluss das Leben genommen hat. Da fragt man sich unweigerlich, wie viel von sich selbst der Schauspieler in diese letzte Rolle gesteckt hat.
Fazit: „Boulevard“ ist sicherlich kein finales Meisterwerk, aber doch ein passend erscheinender Schwanengesang für den viel zu früh verstorbenen Robin Williams.