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    Streaming-Tipp: Der beste und härteste Western aller Zeiten
    Pascal Reis
    Pascal Reis
    -Redakteur
    Für Pascal zählt der Western zu den spannendsten Genres überhaupt, deswegen hat er auch schon mehr als 200 davon gesehen. Sein ewiger Liebling: "Leichen pflastern seinen Weg".

    Für FILMSTARTS-Redakteur Pascal ist „Leichen pflastern seinen Weg“ von Sergio Corbucci nicht nur der beste Western aller Zeiten. Der Nihilismus, der hier alles und jeden zerfrisst, macht ihn auch zum grausamsten Vertreter seines Genres.

    Wer in seinem Leben schon einige Italo-Western gesehen hat, weiß, dass man es hier nicht gerade mit einem Genre zu tun bekommt, in dem Harmonie an erster Stelle steht. Helden sucht man vergebens, oftmals bekommt man es mit desillusionierten Pistoleros zu tun, die völlig verlernt haben, was es bedeutet, Mensch zu sein. Stattdessen wird ausschließlich über Gewalt kommuniziert. Oftmals aber gibt es dennoch ein gewisses Maß Restglauben an das Gute, an das moralisch Richtige.

    In „Leichen pflastern seinen Weg“ von Sergio Corbucci („Django“) aber sieht es – selbst für einen Italo-Western – in dieser Hinsicht ziemlich düster aus. Hier nämlich regiert der pure, bis auf den Kern freigelegte Nihilismus. Kein Wunder, dass es Corbucci mit seinem Meisterwerk auch nach 55 Jahren immer noch auf bedrückende Art und Weise gelingt, seinen Zuschauer*innen einen noch lange nachwirkenden Schlag in die Magengrube zu verpassen.

    Ihr habt „Leichen pflastern seinen Weg“ bislang noch nicht gesehen? Dann könnt ihr euch den Schnee-Western mit Jean-Louis Tritingnant und Klaus Kinski in den Hauptrollen bei Amazon Prime Video* kaufen. Falls ihr lieber auf die haptische Version ausweichen wollt, gibt es die Blu-ray, die in jede gut sortierte Sammlung gehört, ebenfalls via Amazon zu beziehen:

    Darum geht’s in "Leichen pflastern seinen Weg"

    Kopfgeldjäger Loco (Klaus Kinski) kennt keinerlei Erbarmen. Wenn auf einen Menschen eine Prämie ausgesetzt ist, dann erschießt er den Gesuchten lieber kurzerhand, als dass er sich mit einer Festnahme aufhält. Sonstige Umstände spielen für Loco absolut keine Rolle. Deswegen müssen die Armen um ihr Leben fürchten, die sich Ende des 19. Jahrhunderts während eines harten Winters in den schneebedeckten Bergen von Utah versteckt halten.

    In ihrer Not stehlen sie, um nicht zu verhungern. Solche Aspekte kümmern Loco aber nicht weiter. Nachdem er einen Gesuchten getötet und das Kopfgeld kassiert hat, engagierten dessen Witwe Pauline (Vonetta McGee) den stummen Revolverhelden Silence (Jean-Louis Trintignant). Er soll den Tod rächen und das grausame Treiben der Kopfgeldjäger beenden, die das Gesetz für Mord nutzen...

    Die ultimative Rache-Geschichte

    In „Leichen pflastern seinen Weg“ konfrontiert Sergio Corbucci seine Zuschauer*innen in einzigartiger Unnachgiebigkeit mit der Gewalt der menschlichen Natur. Das Duell zwischen Silence und Loco ist in Sachen Unversöhnlichkeit wohl die ultimative Rache-Geschichte im Italo-Western. Hier gibt es keine Sieger, sondern nur den Tod. Bahnbrechend dabei: Der zutiefst hassenswerte Auftritt von Klaus Kinski, der als von purem Sadismus getriebener Kopfgeldjäger hier einen der abgründigsten und verabscheuungswürdigsten Antagonisten der Filmgeschichte gibt.

    Dieses Aufeinandertreffen webt Corbucci – ganz dem politischen Zeitgeist entsprechend – in eine kapitalismuskritische Geschichte ein, in dem marktwirtschaftliches Kalkül endgültig dafür gesorgt hat, dass das Gesetz nicht mehr als moralische Instanz fungiert. Die Armen werden nicht geschützt, weil sich aus ihnen kein Geld schlagen lässt. Stattdessen werden sie zum Abschuss freigegeben – und die Gesetzlosen müssen plötzlich für Recht und Ordnung einstehen. In dieser Welt, die „Leichen pflastern seinen Weg“ beschreibt, ist Tugendhaftigkeit aber zu einem Ding der Unmöglichkeit geworden.

    Sergio Corbuccis Parabel über Gier und Grausamkeit ist eigentlich ein Horrorfilm – jedenfalls entfesselt er eine ähnlich beklemmend-düstere Stimmung, die in ihrer Ausweglosigkeit eine verstörende Brutalität offenbart, die wahrhaft unter die Haut kriecht. Neben seiner Gnadenlosigkeit aber beweist Corbucci auch, dass er ein hervorragender Handwerker ist, ein Meister, wenn es darum geht, Spannungskulissen zu verdichten. Den Rest erledigen der schaurige Score von Ennio Morricone und die famosen Bilder von Kameramann Silvano Ippoliti. Hier wird den ewigen Schneelandschaften für immer ihre Unschuld geraubt.

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    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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