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    "Ich wurde verdammt und verspottet": "Der Pate"-Schöpfer Francis Ford Coppola steht auch heute noch hinter seinem meistgehassten Film
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Francis Ford Coppola hat einige der größten Meisterwerke der Kinogeschichte gedreht, doch nach diversen Flops ging es mit seiner Karriere bald bergab. Den Hass auf einen Film mit Robin Williams und Jennifer Lopez versteht er dabei bis heute nicht...

    Francis Ford Coppola kann auf eine einzigartige und bewegte Karriere zurückblicken: Zwar hat er mit „Apocalypse Now“ und den ersten beiden „Der Pate“-Filmen einige der größten Werke der Filmgeschichte verantwortet, bei denen es sich nicht nur für die FILMSTARTS-Community um den besten Kriegsfilm bzw. zwei der besten Gangsterfilme aller Zeiten handelt.

    Doch anders als Zeitgenossen wie Martin Scorsese oder Steven Spielberg, die auch heute noch regelmäßig hochgelobte Filme drehen, konnte Coppola seinen Status nicht aufrechterhalten: Schon „Apocalypse Now“ brachte ihn aufgrund der mehr als chaotischen, langwierigen Dreharbeiten (mehr dazu in diesem Artikel) an den Rand des finanziellen Ruins – doch auch später ließ der 85-Jährige nicht davon ab, Millionen seines eigenes Vermögens in Projekte zu stecken, die an den Kinokassen Schiffbruch erlitten.

    Das Budget von „One From The Heart“ (1982) schnellte so von ursprünglich geplanten 2 Millionen auf 25 Millionen Dollar – doch mit einem weltweiten Einspielergebnis von gerade mal 636.796 (!) Dollar wurde die aufwändig inszenierte Romanze zu einem der katastrophalsten Kassen-Flops aller Zeiten, von dem sich der legendäre Filmemacher nie ganz erholen konnte. Auch seine darauffolgenden Filme („Die Outsider“ und „Rumble Fish“) kamen trotz großer Ambitionen beim Publikum nicht an, und Coppola wurde gezwungenermaßen vom Meisterregisseur zum Auftragsfilmer.

    Für diesen Film musste Francis Ford Coppola Spott und Häme ertragen

    Nachdem er ursprünglich schon zögerte, einen zweiten „Der Pate“-Film zu drehen, brachte er 1990 nur des Geldes wegen einen dritten Teil ins Kino. Der opulente Vampir-Horror „Bram Stoker's Dracula“ wurde zwei Jahre später dann zu seinem größten Erfolg seit 20 Jahren, doch nur eine Regie-Arbeit später machte Coppola diesen Triumph wieder zunichte:

    1996 übernahm er die Zügel bei einem für ihn eher untypischen Projekt – nämlich der sentimentalen Tragikomödie „Jack“, in der Robin Williams ein zehnjähriges Kind spielt, das im Körper eines 40-jährigen Mannes gefangen ist. In Nebenrollen waren unter anderem Diane Lane (die bereits in „Cotton Club“ unter Coppolas Regie spielte) und Jennifer Lopez („Atlas“) zu sehen.

    „Jack“ spielte an den Kinokassen weltweit enttäuschende 78 Millionen Dollar ein (bei einem Budget von 45 Millionen), noch schlimmer traf es den Film aber in Sachen Kritik: Die Mehrheit der Kritiker*innen zerriss das Rührstück in der Luft, und auch 24 Jahre später zählt die US-amerikanische Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes gerade einmal 19 Prozent an überwiegend positiven Rezensionen.

    Coppola versteht den Hass auf "Jack" nicht

    Nur einer steht auch heute noch hinter dem Film: Francis Ford Coppola. „‚Jack‘ war ein Film, den alle gehasst haben, und für den ich ständig verdammt und verspottet wurde“, erinnert er sich in einem Interview (via Far Out Magazine). „Ich muss sagen, dass ich ‚Jack‘ süß und amüsant finde. Ich hasse ihn nicht so sehr wie alle anderen, was offensichtlich ist, denn ich habe ihn gedreht. Ich weiß, dass ich mich dafür schämen sollte, aber ich tue es nicht. Ich weiß nicht, warum ihn alle so gehasst haben. Ich glaube, es lag an der Art des Films.“

    Drehbuchautor Gary Nadeau zeigte sich im Nachhinein weniger optimistisch, wie er im Gespräch mit The Telegraph verriet: „Ich dachte, meine Karriere sei zu Ende. Und nicht nur das, ich dachte, ich würde auch der Mann sein, der Francis Ford Coppolas Karriere zerstört hat.“

    Ganz so weit kam es nicht: Ein Jahr später drehte Coppola mit Matt Damon die grundsolide John-Grisham-Verfilmung „Der Regenmacher“, bevor es ruhiger um den Hollywood-Veteranen wurde. Doch erst vor Kurzem meldete er sich nach 13 Jahren Regie-Pause im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes zurück – mit seinem Sci-Fi-Passionsprojekt „Megalopolis“, das er, natürlich, größtenteils mit seinem eigenen Geld finanziert hat. Ein deutscher Kino-Starttermin steht bisher noch aus.

    Wenn ihr wissen wollt, nach welchem Film Martin Scorsese seine Karriere beinahe an den Nagel gehängt hätte, lest auch den folgenden Artikel:

    "Das würde ich nicht überleben": Darum wollte Martin Scorsese seine Regie-Karriere an den Nagel hängen

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