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    "Das würde ich nicht überleben": Darum wollte Martin Scorsese seine Regie-Karriere an den Nagel hängen
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Vor 20 Jahren stand Martin Scorsese kurz davor, dem Filmgeschäft den Rücken zuzukehren. Schuld daran waren ein Historien-Epos mit Leonardo DiCaprio – und Harvey Weinstein...

    Martin Scorseses Karriere umfasst mittlerweile weit mehr als ein halbes Jahrhundert. Und noch immer zählt der 80-Jährige zu den größten Regisseuren überhaupt. Wenn er ein neues Filmprojekt ankündigt, fiebern Filmfans regelrecht auf den Starttermin hin, und die Stars reißen sich darum, vor seiner Kamera zu stehen.

    Auch sein jüngstes Epos „Killers Of The Flower Moon“, für das Scorsese zum 10. Mal mit Robert De Niro und zum 6. Mal mit Leonardo DiCaprio zusammengearbeitet hat, bekam schon im Vorfeld euphorische Kritiken (FILMSTARTS-Chefredakteur Christoph Petersen machte beispielsweise 4,5 von 5 Sternen locker). Ab kommendem Donnerstag ist der heißerwartete Film endlich in den deutschen Kinos zu sehen.

    Doch fast wäre es nicht dazu gekommen: Vor rund 20 Jahren zog die lebende Regie-Legende („GoodFellas“, „Casino“) ernsthaft in Erwägung, ihre Karriere an den Nagel zu hängen. Und schuld daran war Harvey Weinstein...

    30 Jahre lang wollte Martin Scorsese "Gangs Of New York" drehen – doch dann lief alles schief

    Bevor sie gemeinsam Hits wie „Shutter Island“ und „The Wolf Of Wall Street“ schufen, markierte der Historienfilm „Gangs Of New York“ (2002) den Startpunkt der bis heute andauernden Zusammenarbeit zwischen Scorsese und Leonardo DiCaprio (auch seinen nächsten Film plant der Filmemacher mit dem „Titanic“-Star in der Hauptrolle).

    Schon 1970 war Scorsese interessiert daran, Herbert Ashburys 1927 erschienenes Buch „Die Gangs von New York“ für die Leinwand zu adaptieren. Darin geht es um den erbitterten Krieg zwischen Einheimischen und irischen Immigranten, der 1862 im New Yorker Stadtteil Five Points ausgetragen wurde.

    Nach seinem endgültigen Durchbruch mit „Taxi Driver“ (1976) erwarb er schließlich die Rechte an dem Stoff – doch es sollte noch mehr als 25 Jahre dauern, bis sein Traum endlich Wirklichkeit wurde. Erst Harvey Weinstein (damals ein berüchtigtes Produzenten-Schwergewicht, heute verurteilter Sexualstraftäter) stellte Scorsese das stattliche Budget von 97 Millionen Dollar zur Verfügung, das nötig war, um seine Vision in die Tat umzusetzen. Doch der Preis dafür war hoch...

    Als das aufwändige Werk mit DiCaprio und weiteren Stars wie Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz und Liam Neeson schließlich in die Kinos kam, fielen die Reaktionen durchmischt aus. Und auch Scorsese selbst ist lange nicht so zufrieden mit dem Film, wie es bei einem derartigen Passionsprojekt der Fall sein sollte. Im Interview mit der GQ brachte der Regisseur selbst Licht ins Dunkel – und verriet, wie Weinstein fast dafür gesorgt hat, dass er der Kino-Branche vollständig den Rücken zukehrt.

    „Mir wurde klar, dass ich nicht mehr arbeiten könnte, wenn ich jemals wieder einen Film auf diese Weise machen müsste“, so Scorsese gegenüber der GQ. „Wenn das die einzige Möglichkeit wäre, Filme zu machen, dann müsste ich aufhören. (…) Die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend. Es war zeitweise extrem schwierig, und lange würde ich das nicht überleben. Ich wäre tot. Und so beschloss ich, dass es wirklich vorbei war.“

    So hat Harvey Weinstein dem Regisseur das Leben schwer gemacht

    Doch was genau ist am Set von „Gangs Of New York“ passiert? Obwohl Weinstein der Ruf vorauseilte, launisch, herrisch und kontrollsüchtig zu sein, schloss Scorsese einen Deal mit Weinsteins Produktionsfirma Miramax über mehrere Filme ab. Doch bei „Gangs Of New York“ merkte er schnell, wie schwierig es tatsächlich ist, mit dem „Pulp Fiction“-Produzenten zusammenzuarbeiten: Weinstein agierte unberechenbar, stellte zahlreiche Forderungen, die nur selten dem Film zugutekamen, verlangte selbst bei Entscheidungen über Ausstattung und Kostümdesign volles Mitspracherecht und trieb Scorsese und die Crew dazu an, schneller zu arbeiten. Der angespannte und langwierige Dreh spiegelt sich laut Scorsese im Endergebnis wider, das nicht dem Film entsprach, der ihm seit drei Jahrzehnten vorschwebte.

    Glücklicherweise gelang es Scorsese, sich aus dem Deal mit Miramax zu befreien – und so konnte er schon bald sein nächstes Projekt „Aviator“ (2004) in Angriff nehmen, wieder mit Leonardo DiCaprio als Hauptdarsteller. Wiederum vier Jahre später gewann er für den Gangsterfilm „Departed – Unter Feinden“ (2006) endlich den langersehnten Regie-Oscar.

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