Unter dem Label ARTHAUS werden seit nun mehr 25 Jahren ganz besondere Filme für den Heimkino-Markt versammelt. Entsprechend hochkarätig fällt auch das Portfolio der zugehörigen und vom Verleiher StudioCanal kuratierten Streaming-Plattform ARTHAUS+ aus, die ab sofort als eigenständige App für Smart TVs, Smartphones, Tablets oder direkt im Netz verfügbar ist. Streamen könnt ihr dort für monatlich 3,99 Euro, für sieben Tage kann die App zunächst völlig kostenlos getestet werden.
Anlass genug, sich das 400 Titel starke und stetig größer werdende Angebot an Filmen und Serien einmal genauer anzuschauen. Beim bunten Strauß an Filmperlen aus den verschiedensten Genres und Jahrzehnten ist hier ist wirklich für jeden Filmfan was dabei – von Kultfilmen wie „Pulp Fiction“, „Léon - Der Profi“ und „Mulholland Drive“ über Klassiker wie „Der große Diktator“ und „Apocalypse Now“ bis hin zu Indie-Lieblingen wie „Coffee And Cigarettes“ und „The Place Beyond The Pines“ (um nur einen kleinen Bruchteil zu nennen).
Unter arthausplus.de könnt ihr den Katalog selbst einmal durchforsten. Wir haben für euch nachfolgend aber einige persönliche Tipps der FILMSTARTS-Redaktion herausgepickt, die wir euch ganz besonders ans Herz legen wollen.
"From Dusk Till Dawn"
„From Dusk Till Dawn“ ist und bleibt absoluter Kult! Die Buddys Robert Rodriguez und Quentin Tarantino (deren Meisterwerke „Sin City“ und „Pulp Fiction“ ebenfalls auf ARTHAUS+ zu finden sind) verschmelzen hier als Regisseur respektive Drehbuchautor (und Hauptdarsteller!) ihre größten Stärken zu einem herrlichen Genre-Mix, wie man ihn so nur selten zu sehen bekommt.
Der Film beginnt als lässige Gangster-Geschichte, die mit jedem Dialog klar als Baby des „Pulp Fiction“-Machers zu erkennen ist. Die beiden vor dem Gesetz flüchtenden Brüder Seth (George Clooney) und Richie (Quentin Tarantino) wollen in Mexiko Unterschlupf finden. Blöd nur, dass sie hinter der Grenze ausgerechnet im Titty Twister mit einem Unterweltboss verabredet sind.
Denn die Bar entpuppt sich als Hort blutrünstiger Vampire, womit sich „From Dusk Till Dawn“ nach dem ersten Drittel plötzlich zu einer aberwitzigen (und äußerst brutalen) Splatter-Orgie wandelt – und damit nicht nur den Hauptfiguren, sondern auch den Zuschauer*innen den Boden unter den Füßen wegzieht.
Kaum ein anderes Duo hätte diesen krassen Dreh so meisterlich vollzogen wie Rodriguez und Tarantino, die selbst inmitten der losgelassenen Blutfontänen ihren gewohnten, ganz eigenen Humor nicht missen lassen. Das ist auch 27 Jahre nach Erscheinen des lange in Deutschland indizierten Genre-Klassikers noch immer so unfassbar unterhaltsam wie eh und je.
"Sieben Minuten nach Mitternacht"
„Sieben Minuten nach Mitternacht“ lief in Deutschland leider ein wenig unter dem Radar. Umso schöner, dass er nun auf ARTHAUS+ bereitsteht, gehört die märchenhafte Roman-Verfilmung für uns doch zu den besten Fantasy-Filmen aller Zeiten. „Jurassic World: Das gefallene Königreich“-Regisseur J.A. Bayona erzählt hier die Geschichte des 12-jährigen Conor O'Malley (Lewis MacDougall), dessen schwerkranke Mutter Elizabeth (Felicity Jones) im Sterben liegt. Als wäre das nicht schon genug, wird er auch noch von Träumen und Visionen heimgesucht, in denen ihn ein knorriges Baummonster (Stimme im Original: Liam Neeson) besucht.
Der Fantasy-Aspekt kommt jedoch keinesfalls als Schauermärchen daher, sondern dient der originellen Wiederspiegelung der traurigen Realität und Gefühlswelt der jungen Hauptfigur – und auf dieser metaphorischen Achterbahnfahrt der Emotionen gibt es irgendwann kein Halten mehr. Das verspielt-fantasievoll etablierte Verhältnis zwischen Conor und seiner Mutter dient als starkes emotionales Fundament, von dem aus sich die Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen umso herzzerreißender Bahn bricht.
Das ist unglaublich berührend, ohne plump oder forciert auf die Tränendrüse zu drücken. Und dass man am Ende trotzdem mit einem warmen und optimistischen Gefühl in den Abspann entlassen wird, macht „Sieben Minuten nach Mitternacht“ endgültig zu einem unvergesslichen Filmerlebnis.
"Good Will Hunting"
In „Good Will Hunting“ dreht sich alles um den hochbegabten, aber sozial nur schwer zu bändigenden Will (Matt Damon). Aufgrund seiner Intelligenz stehen ihm eigentlich alle Türen offen, doch seine Aggressionen verbauen ihm zusehends eine glorreiche Zukunft. Der Psychologe Sean Maguire (Robin Williams) soll es nun schaffen, dass Will sich seinen Ängsten stellt, damit er am Ende nicht doch noch im Gefängnis landet.
Mit „Good Will Hunting“ hat sich „My Private Idaho“-Regisseur Gus Van Sant einmal mehr gesellschaftlichen Randläufern angenommen und erzählt die zutiefst bewegende Geschichte eines außergewöhnlichen Außenseiters, der endlich lernen muss, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Auch wenn der Film aus psychologischer Sicht nicht gerade subtil erscheint, ist Van Sant hier ein ungemein authentisch wirkendes Drama gelungen.
Geschuldet ist das nicht nur dem stimmungsvollen Lokalkolorit in Van Sants Inszenierung und dem verdient oscargekrönten Drehbuch von Matt Damon und Ben Affleck, welches zwischen Harvard-Bildungselite und schroffer Malocher-Klasse viele Facetten der einzigartigen Stadt abdeckt, sondern vor allem den Schauspieler*innen. Gerade das einnehmend-emotionsgeladene Zusammenspiel zwischen Matt Damon und Robin Williams geht ans Herz. Allein die Szene, in der Williams seinen Monolog am See hält, ist fraglos eine der kraftvollsten der 1990er-Jahre.
"Serpico"
Nicht nur dank „Der Pate“, sondern aufgrund vieler weiterer Rollen gilt Al Pacino als einer der größten Gangster-Darsteller aller Zeiten. Dass er allerdings auch auf der anderen Seite des Gesetzes eine brillante Figur macht, gerät dabei manchmal zu Unrecht in Vergessenheit. Wer sich davon überzeugen will, muss „Serpico“ sehen. Es ist sogar einer der besten Filme und eine der besten Leistungen in der beeindruckenden Karriere des Charakter-Schauspielers mit dem schier unbändigen Können.
Al Pacino spielt in dem auf einem wahren Fall beruhenden Thriller-Drama den Polizisten Frank Serpico, der mit hohen Ambitionen in den Job startet, nur um dann zu bemerken, dass fast alle seine Kollegen und Vorgesetzten korrupt sind. In dem düsteren wie pessimistischen Meisterwerk von Sidney Lumet erleben wir so, wie Serpico sich weigert, wegzuschauen und immer mehr zum Außenseiter innerhalb der Polizei wird.
Daraus entwickelt sich ein unglaublich spannender und vielschichtiger Thriller – auch weil Lumet und Pacino ihren Protagonisten nicht als strahlenden Helden, sondern als echten Menschen mit Schwächen zum Leben erwecken. Pacino brachte seine famose Darbietung übrigens 1974 die erste Oscarnominierung für eine Hauptrolle in seiner Karriere ein (nachdem er ein Jahr zuvor für „Der Pate“ schon den Goldjungen als Bester Nebendarsteller nach Hause nehmen durfte).
"Das Wiegenlied vom Totschlag"
Angelehnt an das Sand-Creek-Massaker aus dem Jahre 1864, erzählt „Das Wiegenlied vom Totschlag“ die aufwühlende Geschichte eines Völkermordes an dem indigenen Volk der Cheyenne – ausgeführt von der amerikanischen Armee. Regisseur Ralph Nelson hat hier fraglos einen der härtesten und deprimierendsten Filme der frühen 1970er-Jahre abgeliefert – und dekonstruiert dabei den Western vollends.
Nicht nur setzt Ralph Nelson bei seiner Inszenierung auf gerade für seinen Entstehungszeitraum explizite Gewalt. Er legt den Finger in die Doppelmoral eines auf Blut und Verderben gebauten Landes. „Das Wiegenlied vom Totschlag“ funktioniert dabei nicht nur als viehisch brutaler, zermürbender und düsterer Western-Abgesang, sondern ist gleichwohl auch eine trostlose Allegorie auf die damals tagesaktuellen Geschehnisse in Vietnam. Ja, dieser Film geht unter die Haut.
"La La Land"
Auch wenn sich Regisseur Damien Chazelle („Whiplash“) 2017 über einen wahren Oscar-Reigen freuen durfte, brannte sich „La La Land“ für viele Zuschauer*innen der größten Preisverleihung der Filmwelt als der Film ins Gedächtnis, der nicht als bester Film ausgezeichnet wurde – oder eben nur für einen kurzen Moment, bevor der Goldjunge letztlich doch an „Moonlight“ ging. So oder so: Für Musical-Fans avancierte die Hollywood-Romanze von jetzt auf gleich zum modernen Kult-Klassiker.
In „La La Land“ erzählt Regie-Wunderkind Chazelle die Geschichte der Schauspielerin Mia (Emma Stone) und des Musikers Sebastian (Ryan Gosling), die an ihrem Traum einer großen Karriere festhalten, während sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Als sich ihre Wege kreuzen, verlieben sie sich – und geben sich fortan gegenseitig Kraft, um ihre Ziele zu erreichen. Doch dann werden diese tatsächlich greifbar, und die beiden werden mit der alles entscheidenden Frage konfrontiert: Ist ihre Liebe mit ihrem Lebensweg überhaupt vereinbar?
Chazelles Liebe für die Musik sowie das Hollywood-Kino vergangener Tage macht „La La Land“ zu einer einzigartig-beschwingten Liebeserklärung an die Arbeiten von Fred Astaire und Co. – und brennt sich vor allem mit brillant choreographierten und mitreißend inszenierten Musical-Nummern ins Gedächtnis. Das i-Tüpfelchen bildet eine ebenso überhöht romantisierte wie erfrischend ehrlich erzählte Liebesgeschichte, die von zwei der talentiertesten Darsteller*innen der Gegenwart getragen wird – die den Film letztlich zu einem dieser wenigen Ausnahmewerke machen, die einen nicht nur immer wieder zum Lachen, sondern auch zum Weinen bringen.