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    "Oppenheimer" wäre beinahe gescheitert – doch eine der besten Comedy-Serien der letzten Jahre rettete Christopher Nolans Vision
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Seit mehr als 20 Jahren schreibt Björn Becher über Filme und Serien. Hier bei FILMSTARTS.de kümmert er sich um "Star Wars" - aber auch um alles, was gerade im Kino auf der großen Leinwand läuft.

    „Alles ist wichtig, selbst die kleinsten Dinge“, ließ uns Christopher Nolan im FILMSTARTS-Interview wissen, als es um eine Episode bei der Produktion von „Oppenheimer“ ging, welche seine Vision gefährdet hat. Wir erzählen euch die Geschichte.

    Universal Pictures

    In „Oppenheimer“ gibt es sehr viele spektakuläre Szenen – bis hin zur nachgestellten Explosion einer Atombombe beim Trinity-Test. Doch die Szene, welche nicht nur laut Christopher Nolan zur „größten Herausforderung“ für einen Teil seines Teams wurde und beinahe den ganzen Plan für den Film gefährdet hat, ist eine ziemlich unspektakuläre: der von Cillian Murphy gespielte J. Robert Oppenheimer trifft im Oval Office auf Präsident Harry Truman (Gary Oldman).

    Im Making-Of der mittlerweile verfügbaren Blu-ray wird enthüllt, in welche Probleme diese Szene die ganze Crew brachte und warum es eine sehr knappe Angelegenheit war, dass Christopher Nolans Vision von „Oppenheimer“ nicht hier gescheitert ist und er auf die fest eingeplante Passage verzichten musste.

    Auch bei einem Event für die Oscar-Academy zu „Oppenheimer“ war das „Oval-Office-Beinahe-Fiasko“ das große Gesprächsthema. Wir waren vor Ort und haben für euch die ganze Geschichte...

    Ein Rennen gegen die Zeit – auch hinter der Kamera

    Eigentlich schien die kurze Sequenz im Oval Office eine Routine-Angelegenheit zu sein. Die bei „Oppenheimer“ erstmals mit Christopher Nolan arbeitende Produktionsdesignerin Ruth De Jong (u. a. auch „Nope“, „Yellowstone“) sicherte mit ihrem Team ursprünglich die Richard Nixon Library in Yorba Linda, Kalifornien für den Dreh. Auf dem riesigen Gelände samt Museum gibt es nämlich einen originalgetreuen Nachbau des Oval Office, wie es unter Nixon aussah. Auch wenn der erst 16 Jahre nach Trumans Amtszeit ins Weiße Haus einzog, hätte sich das Büro mit wenigen Handgriffen in den Zustand versetzen lassen, den man für den Film gebraucht hätte.

    Doch genau sieben Tage vor dem geplanten Dreh kam die Nachricht, dass der Drehort doch nicht zur Verfügung steht. Ruth De Jong erinnerte sich beim Gespräch in Los Angeles daran, wie sie in den frühen Morgenstunden der Anruf mit der Hiobsbotschaft erreichte, als sie gerade andere Schauplätze für den Film klarmachte.

    "Das ist Missbrauch der Kunst": Christopher Nolan erklärt uns, warum er bei "Oppenheimer" auf CGI verzichtet hat

    Zuerst sei sie noch nicht in Panik verfallen. Sie dachte, dass man die Oval-Office-Szene einfach an das Ende des Drehplans schiebe, was ihr genug Zeit geben würde, sich eine Alternative zu überlegen. Doch kurz darauf wurde ihr klar gemacht, dass das nicht möglich ist. Gary Oldman stand nur für einen Drehtag zur Verfügung ... und zwar nur in genau sieben Tagen.

    Wenn sie bis dahin keine Lösung findet, wird es die Szene mit ihm, die Nolan wichtig war, nicht geben. Doch für den Regisseur war das keine Option: „Ihr müsst einfach ein Set bauen“, gab er De Jong eine so simpel klingende wie für sie komplizierte Arbeitsanweisung mit auf den Weg. Und während also in „Oppenheimer“ mit der Entwicklung der Atombombe vor den Nazis ein Rennen gegen die Uhr erzählt wird, begann hinter der Kamera ein ganz eigenes...

    Rettung durch das Set von "Veep" – doch direkt die nächsten Probleme

    Laut De Jong sei es „eine einzigartige Situation“ gewesen. Denn ihr war klar, dass sie in sechs bis sieben Tagen kein Oval-Office-Set von Grund auf bauen kann. Doch zum Glück erinnerte sich Supervising Art Director Samantha Englender daran, dass sie ganz am Anfang ihrer Suche noch eine Alternative hatten, als sie bereits einmal mit dem Gedanken spielten, das Set selbst zu bauen. Damals stießen sie auf das eingelagerte Oval-Office-Set der mehrfach preisgekrönten Sitcom „Veep“, welches nun die letzte Hoffnung war.

    Doch damit waren die Probleme nicht gelöst. Das Set der 2019 beendeten Serie war so eingelagert, dass man ihr mitteilte, dass sie es vier bis fünf Tage dauere, bis es aus dem Lager geräumt sei. Und da die Sitcom in der Moderne spielt, waren auch noch große Umbauarbeiten notwendig, um es in das Oval Office zu verwandeln, welches Truman in den 1940er-Jahren benutzt hat.

    24-Stunden-Marathon-Tage für die "Oppenheimer"-Crew

    Danach begann ein wahres Mammutprojekt. De Jong schickte ihr Team zu den Lagern, um dort mit anzupacken, sodass das Set innerhalb eines Tages ausgeräumt wurde. Gleichzeitig gelang es ihr, auf dem sehr vollen Studio-Gelände von Universal noch eine freie Bühne zu organisieren, wo das Set anschließend aufgebaut und bearbeitet werden konnte.

    Wer den Film bereits gesehen hat, weiß, dass das Set nicht nur das Oval Office, sondern noch ein weiteres Büro und den Flur davor umfasst. Weil all das so eine riesige Aufgabe war, wurde zusätzliche Crew an Bord geholt und das gesamte Team in zwei Zwölf-Stunden-Schichten aufgeteilt. Bis zum Drehbeginn habe man nun rund um die Uhr, die vollen 24 Stunden jedes Tages, an diesem einen Set durchgearbeitet. Dabei halfen sogar die anderen Teams aus. In der Making-Of-Dokumentation auf der „Oppenheimer“-Blu-ray sieht man so, dass Spezialeffekte-Guru Scott Fisher in seinem Workshop anfing, Dinge für das Set zu bauen – auch wenn er im Interview mit uns seine Rolle nicht überbewertet wissen will:

    „Wenn es plötzlich eine Herausforderung gibt, die getan und die gemeistert werden muss, wenn Dinge schiefgehen, dann packen alle mit an und tun einfach, was sie tun können.“

    "Keiner von uns glaubte, dass wir es schaffen"

    Doch selbst als alles ins Rollen kam, der Set-Designer Zeichnungen machte, die direkt rund um die Uhr umgesetzt wurden, glaubte De Jong nicht an einen Erfolg – und ist sicher, dass sie damit nicht alleine war. Beim Event in Los Angeles sagte sie dann auch: „Keiner von uns glaubte, dass wir es schaffen – und zwar nicht, weil wir nicht fähig dazu sind, das zu schaffen, sondern aufgrund der Zeit. Doch wir haben es gepackt!“

    Was für eine Last-Minute-Punktlandung es gewesen ist, illustrierte De Jong dann auch sehr eindringlich: Als es zum Dreh kam „war noch alles feucht, es stank nach frisch gestrichener Farbe.“

    Am Ende wurde die Szene gedreht, sodass Christopher Nolan seine Vision für „Oppenheimer“ nicht aufgeben musste, sondern so umsetzen konnte, wie er es immer geplant hatte. Davon könnt ihr euch nun auch auf DVD und Blu-ray im Heimkino überzeugen. Denn „Oppenheimer“ ist seit dem 22. November 2023 für zu Hause erhältlich.

    Selten war Sound besser als in "Oppenheimer": Wir sprechen mit der Legende, die Christopher Nolans Filme so einzigartig klingen lässt.

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