Mit weltweiten Einnahmen von 2,922 Milliarden Dollar ist „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ der erfolgreichste Film aller Zeiten. Kein Film hat so viel Geld an den weltweiten Kinokassen eingespielt wie James Camerons Blockbuster aus dem Jahr 2009. 13 Jahre später ist nun die Fortsetzung gestartet und viele fragen sich: Wird der Rekord fallen? Wird „Avatar 2: The Way Of Water“ der neue erfolgreichste Film aller Zeiten? Eine Sache vorweg: Wir werden diese Frage hier noch nicht beantworten können. Denn dafür ist es noch viel, viel zu früh. Doch wir können die ersten Zahlen und die Prognosen einordnen.
Während das Gros der Welt am heutigen Donnerstag und am morgigen Freitag folgt, ist „Avatar 2: The Way Of Water“ in einigen Ländern schon angelaufen – darunter auch in Deutschland. Die Expertenseite InsideKino meldet dazu die ersten Zahlen:
Und die mögen sich für den einen oder die andere auf den ersten Blick ernüchternd lesen: Ein nur etwas besserer Start als „Doctor Strange In The Multiverse Of Madness“ und hinter dem jüngsten 007-Spektakel „James Bond: Keine Zeit zu sterben“? Doch genau hier spielt die Einordnung der Zahlen eine Rolle!
Neben den von InsideKino bereits angesprochenen Wetterkapriolen im Süden, die mit Blitzeis gerade Spontanbesucher*innen abgehalten haben dürften, gibt es eine Besonderheit, die die Einordnung der Zahlen von „Avatar 2“ besonders schwer macht: die Länge des Films!
Die Laufzeit von "Avatar 2" ist wichtig für die Zahlen-Einordnung
„Avatar 2: The Way Of Water“ geht deutlich über drei Stunden – und das schmälert die Zahlen gerade zum Start deutlich. Aufgrund der langen Laufzeit können Kinos pro Saal weniger Vorführungen ansetzen. Eine Vorstellung um 20.00 Uhr und eine weitere um 22.30 Uhr oder 23.00 Uhr im selben Saal ist nicht möglich.
Aber auch auf das Publikum hat es einen Einfluss – gerade jetzt beim Start unter der Woche. Viele Menschen dürften sich einen 3-Stunden-Plus-Kinofilm eher fürs Wochenende aufheben, als ihn noch nach einem langen Arbeitstag zu schauen.
» "Avatar" auf Disney+*
Daneben gibt es zusätzliche Faktoren, die das Gesamtergebnis von „Avatar 2“ schwer kalkulierbar machen. Warten Leute auf einen Streamingstart bei Disney Plus? Der könnte allerdings fern in der Zukunft liegen – und gerade dieser Film verlangt nach der großen Kinoleinwand. Zudem muss man auch beachten, dass Kinotickets teuer sind, insbesondere für „Avatar 2“ mit Aufschlägen für Überlänge und 3D. Gerade in der aktuellen Situation können oder wollen sich manche Menschen keinen Kinobesuch leisten.
Die US-Prognose gibt schon mehr Aufschluss
Für die Frage, ob „Avatar 2“ der erfolgreichste Film aller Zeiten werden kann, sind daher die Boxoffice-Prognosen aus den USA schon ein besseres Indiz als die Zahlen zum Start in Deutschland. Und unsere Schwesterseite BoxofficePro ist dabei aktuell recht optimistisch, dass der Film zumindest ein großer Erfolg wird. Dort geht man davon aus, dass „Avatar 2: The Way Of Water“ an diesem Wochenende bei Einnahmen zwischen 145 und 179 Millionen Dollar landet. Gesamt prognostiziert man für das Sequel Einnahmen zwischen 574 und 803 Millionen Dollar – eine große Spanne, weil das in diesem Mega-Blockbuster-Bereich besonders schwer einzuschätzen ist.
Eine Antwort liefert die Spanne aber: Trotz höherer Ticketpreise ist es eher unwahrscheinlich, dass „Avatar 2“ den Vorgänger allein in Nordamerika übertrifft. Der erste Teil spielte dort knapp 750 Millionen Dollar bei der Originalveröffentlichung 2009 ein. Dabei muss man aber bedenken, was für ein Phänomen „Avatar“ war, wie viele Monate er in den Kinos lief.
Dies zu erreichen wird für das Sequel in einer veränderten Landschaft mit Streamingkonkurrenz viel, viel schwerer. Wie erfolgreich „Avatar 2“ wird, hängt natürlich am Ende zudem davon ab, wie begeistert das Publikum ist und wie sehr es den Film weiterempfiehlt, sodass er auch im Januar 2023 und vielleicht sogar im Februar noch groß in den Kinos laufen kann.
Sonderfaktoren: Männer-Fußball-WM & China
James Cameron deutete ja bereits an, dass „Avatar 2“ sogar zu einem der erfolgreichsten Filme aller Zeiten werden muss, um profitabel zu werden. Dass am Ende zwei Milliarden Dollar eingespielt werden, scheint realistisch. Um das Ergebnis von „Avatar“ zu übertreffen und der erfolgreichste Film aller Zeiten zu werden, müsste aber ganz schön viel zusammenkommen – und aktuell laufen da kleine Dinge noch gegen den Film:
In Frankreich war die Zahl der verkauften Kinotickets gestern „nur“ ordentlich – allerdings spielte die Fußball-Nationalmannschaft der Männer auch ein wichtiges Halbfinale in Katar. Am Wochenende folgt auch noch das Finale, welches rund um den Globus Menschen vom Kinobesuch abhalten wird. Denn auch wenn die Männer-Fußball-WM in Katar in Deutschland niedrigere Einschaltquoten verzeichnet als vorherige Turniere, ist das im Gros des Rests der Welt nicht so. Das wird die weltweiten Startzahlen womöglich beeinflussen, sollte aber langfristig keine großen Auswirkungen haben. Die Leute, die „Avatar 2“ deswegen am Startwochenende verpassen, dürften dann halt später ins Kino gehen.
So anders ist "Avatar 2" als der Vorgänger: Die Stars verraten es uns im InterviewDoch ein anderer Faktor könnte das weltweite Gesamteinspielergebnis massiv beeinflussen: das Sonderproblem China. Auch wenn dort Corona-Restriktionen gelockert worden sind, ist der in Sachen Einspielergebnisse zweitwichtigste Kinomarkt der Welt noch stark beeinträchtigt. Rund 30% der Kinos sind dort noch geschlossen, fast die Hälfte der geplanten Kinovorführungen für „Avatar 2“ konnten am Starttag doch nicht stattfinden. Es ist noch überhaupt nicht abzusehen, ob „Avatar 2“ in China der riesige Hit werden kann, den man erwarten würde. Von einem vormals prognostizierten Start mit über 200 Millionen Dollar (und damit sogar höher als in den USA) hat man sich bereits verabschiedet. Mittlerweile dürfte man froh sein, wenn der Film zum Start noch 100 Millionen Dollar einspielt.
Ihr seht: Dass „Avatar 2: The Way Of Water“ den Vorgänger „Avatar“ als erfolgreichsten Film aller Zeiten ablöst, ist eher unwahrscheinlich, aber möglich. Nach den ersten Zahlen u. a. aus Deutschland kann man es eben noch nicht ausschließen. Es müsste aber schon ganz schön viel zusammenkommen, damit es am Ende doch noch klappt.
Noch mehr zu „Avatar 2: The Way Of Water“ gibt es übrigens in der aktuellen Ausgabe unseres Podcasts Leinwandliebe, wo unsere Moderatoren Sebastian Gerdshikow und Pascal Reis mit Gast David Hain über den Blockbuster sprechen:
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