"Gemischte Gefühle": Deswegen ist der "Killers Of The Flower Moon"-Autor nicht zufrieden mit Martin Scorseses Epos
Patrick Fey
Patrick Fey
-Feier Autor
Patrick Frey ist Freier Autor und in dieser Funktion unter anderem auch als Filmkritiker für FILMSTARTS.de tätig.

Schon länger geht das Gerücht um, einer der ganz großen Regisseure Hollywoods habe Martin Scorsese mit dem „Killers of the Flower Moon“-Skript ausgeholfen. Neuere Aussagen des nominellen Drehbuchschreibers Eric Roth heizen diese nun weiter an.

Es ist ein heikles Thema, an das sich niemand so recht rantraut: sogenannte Rewrites. Mehr gang und gäbe, als vermutlich den meisten von uns bewusst ist, werden die Drehbücher in Hollywood oft bis zum letzten Moment umgeschrieben. Nicht selten werden dafür sogar extra Schreiber*innen engagiert, die „nur“ damit beauftragt werden, das Skript in die finale Phase zu überführen und letzte Schwächen auszubessern. Nun ist es eine Sache, von dieser Praxis zu wissen, eine ganz andere aber, wenn diese oft brotlose Arbeit von einem der meistgefeierten Autorenfilmer Hollywoods übernommen werden – und noch dazu ohne, dass dies öffentlich bekannt gemacht würde.

Wenn Not am Mann ist: PTA ist zur Stelle

Kein geringerer als Paul Thomas Anderson, seines Zeichens Filmemacher von „There Will Be Blood“ und „Der seidene Faden“, soll Martin Scorsese mit einer grundlegenden Überarbeitung am Killers of the Flower Moon-Drehbuch ausgeholfen haben. Isoliert betrachtet mag diese Nachricht weit hergeholt klingen, allerdings gibt es einen Präzedenzfall:

Anderson hatte bereits Ridley Scott für „Napoleon“ unter die Arme gegriffen, wie Scott höchstselbst der New York Times bestätigte. Anderson taucht dort allerdings ebenso wenig in den Credits auf wie im „Killers of the Flower Moon“-Abspann. Dennoch gibt es laut World of Reel mehrere Quellen, die nahelegen, dass das Drehbuch zum Scorsese-Epos nicht allein vom nominellen Autor Eric Roth verfasst wurde.

Leonardo DiCaprio, der ursprünglich die Rolle des FBI-Agenten Tom White übernehmen sollte, äußerte vor Produktionsstart Bedenken, dass der Film nur eine weitere geschichtsklitternde „Weißer Retter“-Erzählung zu werden drohe. DiCaprio war es dann auch, der Scorsese davon überzeugte, dass das Herz seiner Geschichte nicht schlicht die Rettung der indigenen Bevölkerung durch die weißen FBI-Agenten sein könne. Das Ergebnis ist allgemein bekannt: DiCaprio übernahm stattdessen die Rolle des Ernest Burkhart, der zunehmend selbst zum Bösewichts verkommt.

Von diesem Gespann hätten wir in der früheren Skript-Version wohl deutlich weniger gesehen: Leonardo DiCaprio und Lilly Gladstone in „Killers of the Flower Moon“ Apple+
Von diesem Gespann hätten wir in der früheren Skript-Version wohl deutlich weniger gesehen: Leonardo DiCaprio und Lilly Gladstone in „Killers of the Flower Moon“

"Killers of the Flower Moon"-Autor vermisst die Unterhaltung

Im Write On“-Podcast äußerte sich Eric Roth Ende 2024 mit „gemischten Gefühle“ über das Endprodukt. Denn obwohl er das Werk im Großen und Ganzen lobt und anerkennt, wie wichtig es sei, zu schildern, was US-Amerikaner*innen indigenen Völkern wie den Osage angetan haben, vermisste er letztlich vor allem die Unterhaltung im dreieinhalbstündigen Epos. Auch deshalb hätte er gern mehr vom von Jesse Plemons („Civil War“, „Kinds of Kindness“) gespielten Tom White gesehen, der Roth in seiner jahrelangen Arbeit am Skript von Beginn an die meiste Aufmerksamkeit schenkte.

Dass es solche umfassenden Drehbuchänderungen gab, ist allgemein bekannt. So bestätigte etwa auch Lily Gladstone (Certain Women), die Darstellerin von Molly in „Killers of the Flower Moon“, der Los Angeles Times, dass sie in Roths ursprünglichem Drehbuch nur drei Szenen hatte. Dass auch Paul Thomas Anderson darin involviert war, verbleibt jedoch unbestätigt von offizieller Seite. World of Reel bezieht sich indes auf zwei Insiderquellen, die womöglich auch mit denen Jeffrey Wells‘ von Hollywood Elsewhere übereinstimmen. Indizien gibt es indes durchaus.

Dass Eric Roth während der Award-Season den Preisverleihungen für „Killers of the Flower Moon“ fernblieb, deutet durchaus darauf hin, dass seine ursprüngliche Version sich nur noch bedingt in der finalen Version des Filmes wiederfand. Falls sich also Paul Thomas Andersons Beteiligung am Drehbuch bestätigen sollte, lässt sich die fehlende öffentliche Anerkennung dieser Arbeit wohl auch mit dem allgemeinen Respekt vor Eric Roth erklären.

Während wir also noch grübeln, ob Paul Thomas Anderson hier seine Finger im Spiel hatte, ist dieser schon längst in sein neues Projekt vertieft, das mit einem Budget in für seine Verhältnisse nie zuvor dagewesener Höhe daherkommt. Jüngst gab es allerdings Zweifel darüber, ob wir den derzeit noch als „Baktan Cross“ betitelten Film noch dieses Jahr zu Gesicht bekommen werden. Mehr dazu erfahrt ihr hier:

Verwirrung um "Baktan Cross" mit Leonardo DiCaprio: Wird der neue Film eines der besten Regisseure unserer Zeit auf 2026 verschoben?

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