Das gab es so noch nie: Gefeierter Oscar-Anwärter startet in den Kinos – und im Gefängnis!
Markus Trutt
Markus Trutt
-Redakteur
Filme, Serien, Videospiele. Markus brennt schon seit Kindertagen für so ziemlich alles, was über Bildschirme und Leinwände flimmert.

Bevor „Sing Sing“ im Februar 2025 auch endlich in die deutschen Lichtspielhäuser kommt, bringt Indie-Schmiede A24 das Knast-Drama jetzt auch noch mal in die US-Kinos – und parallel in zahlreiche Gefängnisse.

Bereits Mitte 2024 lief „Sing Sing“ in den US-Kinos und konnte vor allem die Herzen der Fachpresse erobern. Die Aufnahme in renommierte Jahresbestenlisten und allerlei Preise lassen „Sing Sing“ auch für die Oscar-Saison relevant werden. Insbesondere der bereits im Vorjahr oscarnominierte „Fear The Walking Dead“-Bösewicht Colman Domingo kann sich Chancen auf einen Goldjungen als Bester Hauptdarsteller ausrechnen (auch wenn „Der Brutalist“-Hauptdarsteller Adrien Brody hier als Favorit gilt).

Um die Oscar-Kampagne pünktlich zur Bekanntgabe der Nominierungen für den begehrten Filmpreis in der kommenden Woche so richtig ins Rollen zu bringen, spendiert Verleiher A24 „Sing Sing“ ab dem 17. Januar 2025 noch einmal eine größere Wiederaufführung in über 500 US-Kinos. Doch damit nicht genug: „Sing Sing“ wird parallel dazu in 46 der 50 US-Bundesstaaten in zahlreichen Gefängnissen laufen. Das macht das Drama laut dem Hollywood Reporter zum ersten Film überhaupt, der im Kino gezeigt und zeitgleich fast einer Million Inhaftierten zugänglich gemacht wird.

Dieser außergewöhnliche Schritt ist dabei natürlich kein willkürlicher, schließlich geht es in „Sing Sing“ um eine Gruppe von Häftlingen, die im Zuge eines Theaterprogramms im berüchtigten titelgebenden Gefängnis völlig neue Seiten an sich entdecken. Das Ganze basiert dabei auf dem realen Rehabilitation-Through-The-Arts-Programm, das Gefangenen die Chance gibt, durch unterschiedliche kreative Arbeiten eigene Talente zu entdecken bzw. zu entwickeln und auf diese Weise im Idealfall eine positive Wandlung durchzumachen.

Eine Botschaft der Hoffnung für Inhaftierte

Die Aktion rund um „Sing Sing“ ist nun eine Kollaboration zwischen A24, RTA und Edovo, einer gemeinnützigen Non-Profit-Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, zahlreichen Inhaftierten in den USA Lehrpläne zusammen- und via Tablet bereitzustellen. „Sing Sing“ wird demnach wohl auf ebenjenen Edovo-Tablets verfügbar sein.

„Das Erzählen von Geschichten kann auf unglaubliche Weise Hoffnung entfachen und Verbindungen aufbauen, selbst unter den härtesten Umständen“, wird Edovo-Chef Brian Hill in einem offiziellen Statement dazu vom Hollywood Reporter zitiert. „Mit ,Sing Sing‘ geben wir Inhaftierten die Gelegenheit, sich selbst in einer Geschichte über Widerstandskraft und Wandel zu sehen, und dazu angeregt zu werden, sich neue Möglichkeiten für ihr eigenes Leben auszumalen.“

Und tatsächlich verspricht Hill nicht zu viel, wenn er davon spricht, dass sich die Inhaftierten hier quasi selbst zu Gesicht bekommen. Denn abseits von Colman Domingo besteht der Haupt-Cast von „Sing Sing“ zu großen Teilen aus ehemaligen Häftlingen, von denen die meisten das besagte RTA-Programm durchlaufen haben. Das zusätzlich Besondere dabei: Sie alle haben – wie jeder Beteiligte am Set, egal ob Assistent oder Hauptdarsteller – dieselbe Gage bekommen.

Auch wenn die breite Aufführung von „Sing Sing“ in US-Gefängnissen in der Form noch nie dagewesen ist, ist es übrigens nicht das erste Mal, dass der Film im Knast gezeigt wird. Schon seine Premiere hatte das Drama in einer solchen Justizvollzugsanstalt, und zwar in dem im Zentrum der Handlung stehenden Sing Sing (das jetzt aber wohl nicht zu den Gefängnissen zählt, in dem „Sing Sing“ zur Verfügung steht, da es hier bislang keinen Zugang zu den Tablet-Inhalten von Edovo gibt). Außerdem wurde das Werk im Oktober 2024 im Rahmen des San Quentin Film Festivals gezeigt, des ersten Filmfestivals überhaupt, das innerhalb eines US-Gefängnisses stattfand.

Im Februar 2025 in den deutschen Kinos

Hierzulande erscheint der Film mit einiger Verspätung erst noch, dann aber ganz regulär und ohne Gefängnis-Vorführungen: „Sing Sing“ startet am 27. Februar 2025 in den deutschen Kinos – und ist definitiv ein Kinoticket wert, wie ihr auch der Kritik von FILMSTARTS-Autor Oliver Kube entnehmen könnt.

Gegen welche Konkurrenz sich „Sing Sing“-Star Colman Domingo kürzlich bei den Golden Globes geschlagen geben musste, erfahrt ihr derweil im folgenden Artikel zu allen Gewinnern und Gewinnerinnen der Verleihung:

Alle Gewinner der Golden Globes 2025: Netflix-Rekordfilm und 3,5-Stunden-Meisterwerk räumen ab

facebook Tweet
Ähnliche Nachrichten
Das könnte dich auch interessieren