Während viele "Snow White and the Huntsman" erwartungsfroh herbeigesehnt haben, wurde ich von diesen Reaktionen doch sehr überrascht. Ein Märchen, dass sich selbst ernst nimmt und dann auch noch mit einem nicht wirklich sehenswerten Trailer voll von Filmkopien und zweifelhaftem Cast aufwartet, hat meine Vorfreude doch eher gebremst. Ich wurde nach dem Film auch nicht wirklich eines Besseren belehrt. Die Vermutungen aus dem Trailer haben sich bestätigt und neben teils zwar künstlerischer Optik, verliert sich das Drehbuch doch zusehends in Nichtigkeiten und verliert die komplette Rahmenhandlung und Struktur.
Rupert Sanders, bekannt durch Musikvideos und Werbungen, darf also einen ganz eigenen Film machen, der die Studios zwar Millionen von Dollar gekostet hat, aber die Jungs waren anscheinend der Meinung: " Hey, wir haben dieses Jahr noch nichts total bescheuertes gemacht, wie wärs?!"
Das Ganze hätte auch sicherlich voll einschlagen können und ehrlich zugegeben, wird der Film dank einiger akzeptabler Kritiken und namenhaften Darstellern auch einiges einspielen, trotzdem ist es schon verwirrend, wie einige Leute das Geld aus dem Fenster werfen, gleicht es der momentanen finanziellen Situation auf dem gesamten Globus dann doch eher einer Farce.
Sanders bemüht sich nun folglich um die Neuinterpretation eines Märchens. Dazu hat er sich einige Änderungen im Gerüst ausgedacht und auch ohne alle hier zu nennen , kann man diese nicht als wirklich kreativ oder einfallsreich betrachten. Da ist zum Beispiel von 8 Zwergen die Rede oder die Einführung einer neuen(!) fantastischen Welt. Dazu muss aber auch schon wieder hinzugefügt werden, dass man sich dreist vieler Filmklassiker bedient hat, von "Herr der Ringe" über "Pans Labyrinth" bis "Alice im Wunderland": Nichts wirkt eigenständig und vieles hat man eben schon gesehen, besonders sauer stößt mir dann auch noch die "Prinzessin Mononoke" Gedächtnis-Einstellung auf, vor allem da sich nicht nur die Optik des Hirsches, sondern auch das Leitmotiv am Animations – Meisterwerk bedient. Sanders wird sich dann aber in der Rolle als Werbefilmer vollends gerecht, wenn Charlize Theron, die wirklich schon in vielen ästhetischen Parfüm Werbungen vertreten war, in Milch badet; Das bringt wirklich unbewusste Ironie zum Ausdruck und ist additiv für das Filmgeschehen völlig überflüssig. Sowieso wäre es Sanders besser ergangen, sein Film entweder natürlich oder stilüberzogen zu gestalten, wie es einst "300" oder auch die Filme von jenem Tarsem Singh, der ja erst die letzte Schneewittchen Verfilmung gedreht hatte, vorgemacht haben. Sein Mischlingswerk bleibt aber folglich wirr in einer unausgegorenen Mitte hängen und verliert somit fast alles von seiner Logik.
Schauspielerisch hat sich immerhin ein namehafter Cast um Rupert Sanders geschert: Kristen Stewart sind wirklich keine Pluspunkte einzuräumen, ihr Schneewittchen bleibt sehr inhaltslos und vor allem auch irgendwie zwischen mehreren Männern hängen, dem Film dabei emanzipierende Eigenschaften zuzusprechen, halte ich wirklich für an den Haaren herbeigezogen, vor allem aber auch da Stewart wieder eindimensionell mimt und ihren schauspielerischen Ambitionen keinenfalls gerecht wird. Chris Hemsworth tut mir einfach Leid, seine Rolle ist aber auch sowas von dermaßen bescheuert ebenso wie die von Prinz Charming, beim Huntsman kommt aber auch noch erschwerend hinzu, dass seine Erwähnung im Titel nicht wirklich einleuchtend ist. Charlize Theron holt dann noch einiges aus ihrer Rolle heraus und weiß zumindest neue Facetten an Ravenna zu setzen, geht bei häufigen Auftritten dann aber auch ein wenig auf den Senkel. Im Gegensatz dazu weisen die Zwerge höchst interessante Eigenschaften auf , sind dazu sehr namenhaft besetzt und verleihen dem Film seine stärksten Augenblicke. Ihre Leinwandauftritte sind aber bedauerlicherweise sehr beschränkt.
Fazit: Die anscheinend hohen Ambitionen des Films enden in einem unkonstruierten, wirren Fiasko mit ungeübter inszenatorischer Hand. Sanders weiß,die Stränge seines Films nicht logisch und interessant zu verknüpfen. Lediglich die teils nette, aber oft geklaute Optik und die neuartige Darstellung der Zwerge mit starken Schauspielern rettet das Projekt vor dem totalen Desaster. Und Kristen Stewart obliegt es auch anscheinend als dauerdeprimierte Amazone Charlize Theron in Sachen Optik auszustechen. Das sei aber nur mal eine Spitze am Rand. Das ist ja bekanntlich auch Geschmackssache.