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    Der Mann in der eisernen Maske
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Der Mann in der eisernen Maske
    Von Daniel Jacobs

    Mit zahlreichen sehr guten Leistungen als Charakterdarsteller in Filmen wie „Catch Me if You Can", „Aviator" und „Blood Diamond" hat Leonardo DiCaprio sein Image als etwas mädchenhaft aussehender Teenieschwarm, das ihm nach „Titanic" unfairerweise aufgedrückt wurde, im neuen Jahrtausend allmählich hinter sich gelassen. Dass DiCaprio nicht immer glänzen muss, wird beim Blick auf seine plumpe und naive Darstellung im Mantel-und-Degen-Spektakel „Der Mann in der Eisernen Maske", das 1998 in die Kinos kam, deutlich. Aber nicht nur der damals gerade zum globalen Megastar aufgestiegene DiCaprio schöpft in dem Historienabenteuer sein Potenzial nicht aus. Randall Wallaces Versuch, einem etwas angestaubten Genre mit einer Mischung aus Action, Liebe und einer Prise Witz neue Impulse zu geben, verliert durch teilweise peinliche Dialoge sowie eine höchstens durchschnittliche Inszenierung fast jegliche Glaubwürdigkeit. Und auch der reine Unterhaltungswert der Geschichte um Alexandre Dumas' eigentlich unverwüstliche vier Musketiere ist somit deutlich geschmälert.

    König Ludwig XIV. (Leonardo DiCaprio) feiert an seinem Hof unbesorgt rauschende Feste und vergnügt sich mit den schönsten Frauen, während das französische Volk hungern muss. Die vier ehemaligen Musketiere, die einst leidenschaftlich Ludwigs Vater dienten, haben allen Grund an der Ehrbarkeit des Sonnenkönigs zu zweifeln. D'Artagnan (Gabriel Byrne), der zwischen der Loyalität zur Krone und dem Mitgefühl mit der darbenden Bevölkerung hin- und hergerissen ist, kann seine Landsleute gerade noch von einer Revolte abhalten. Seine drei Partner Athos (John Malkovich), Porthos (Gérard Depardieu) und Aramis (Jeremy Irons) gehen inzwischen anderen Berufen und Berufungen nach, verfolgen die Situation aber aufmerksam. Der schöne König verguckt sich in Christine (Judith Godrèche), die zukünftige Frau von Athos' einzigem Sohn Raoul (Peter Saarsgard), und schickt den jungen Mann an die vorderste Front, um freie Bahn zu erhalten. Als dieses Kalkül des Königs mit dem Tod Raouls tatsächlich aufgeht, schmieden die Musketiere einen waghalsigen Plan: Sie wollen Ludwig gegen seinen Zwillingsbruder Philippe (ebenfalls DiCaprio) austauschen. Der junge Mann lebt eingepfercht hinter einer eisernen Maske in einem Verlies...

    Einen von den Namen her wirklich beachtlichen Cast konnte Regisseur und Drehbuchautor Randall Wallace („Wir waren Helden") für seinen Kostümfilm zusammenbringen. Aus dem Musketier-Quartett erfahrener Top-Schauspieler sticht dabei am ehesten John Malkovich („Gefährliche Liebschaften", „Burn After Reading") als Athos hervor. Ihm gelingt es gut, Emotionen zu vermitteln, selbst wenn es manchmal fast so wirkt, als hätte er sich im Genre geirrt und würde gleich eine Pistole anstelle eines Degens ziehen. Malkovich holt das Meiste aus seiner Rolle heraus, während Gabriel Byrne („Fräulein Smillas Gespür für Schnee", „End of Days") und Jeremy Irons („Stirb langsam 3", „Eragon - Das Vermächtnis der Drachenreiter") nicht mehr, aber auch nicht weniger als grundsolide Leistungen zeigen. Gérard Depardieu, der Vierte im Bunde, darf ein weiteres Mal eine seiner Lieblingsrollen spielen: Bei seinem Part als gemütlicher und etwas tollpatschiger Dicker fehlen nur noch die blau-weiße Hose und der Hinkelstein - die einzigen wirklichen Unterschiede zu seinen Auftritten als lustiger Gallier Obelix sind die ständigen Perversionen und dummen Witze, mit denen er als Porthos nervt.

    Neben den alten Haudegen schlägt sich der junge Peter Saarsgard („An Education", „Garden State"), von dem leider nur sehr wenig zu sehen ist, wacker, während DiCaprios dabei scheitert, gleich zwei Charaktere in einem Film zu porträtieren. Während ihm die Rolle des arroganten Schönlings vor allem äußerlich durchaus gut zu Gesicht steht, wirkt der damals 24 Jahre alte Darsteller als Mann hinter der Maske ziemlich fehl am Platz und so hatte er 1999 die zweifelhafte Ehre, mit der berühmt-berüchtigten „Goldenen Himbeere" ausgezeichnet zu werden. Ganze Schauspiel-Welten liegen zwischen diesem Auftritt, seinen früheren („Gilbert Grape - Irgendwo in Iowa ", „This Boy's Life", „Marvins Töchter", „Jim Carroll - In den Straßen von New York") und den späteren Bestleistungen, die DiCaprio zum Nachfolger von Robert De Niro als „Muse" von Meisterregisseur Martin Scorsese werden ließen – von „Gangs of New York" über „Departed: Unter Feinden" bis hin zum jüngsten gemeinsamen Werk „Shutter Island".

    Randall Wallace, der für sein Drehbuch für „Braveheart" eine Oscarnominierung erhalten hatte, verfolgt in „Der Mann mit der eisernen Maske" zwar einen durchaus interessanten historischen Ansatz auf der Basis des gleichnamigen Romanklassikers, jedoch sabotiert er seine ansonsten grundsolide Abenteuergeschichte mit überspitzten Humorversuchen (ein nackter Depardieu als größter Gag) und zuweilen lächerlichen Dialogen („Dich zu lieben, wäre Verrat an Frankreich. Dich nicht zu lieben, wäre Verrat an meinem Herzen") selbst. Hinzu kommen noch eine kaum nachvollziehbare Nebenhandlung über Ludwigs Kampf gegen die Jesuiten und ein schlecht vorbereiteter Schlusstwist um eine Romanze von bedeutender Brisanz. So entsprechen nur die Ausstattung und die sehenswerten Panoramabilder gehobenem Genreniveau. Mit der typischen Mantel-und-Degen-Action, die ihm allzu statisch und konfus gerät, ist der Regiedebütant Wallace dagegen sichtbar überfordert. So funktioniert der Film immer dann noch am ehesten, wenn die vier alten Schauspiel-Haudegen unter dem bekannten Motto: „Einer für alle, alle für einen" aufeinandertreffen.

    Fazit: „Der Mann in der Eisernen Maske" überzeugt weder als historisches Kostüm-Drama noch als romantisches Abenteuer. Zwar sind die üblichen Elemente eines gelungenen Mantel-und-Degen-Films fast alle versammelt, aber es fehlt an der richtigen Mischung, die erst den Charme des Genres ausmacht. Das Drehbuch ist dramaturgisch unausgegoren, die Dialoge oft überzogen und auch die Regie- und Darstellerleistungen sind sehr uneinheitlich.

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