Die BILD-Zeitung wählte sie zur „schönsten Deutschen“, ihr bis heute wichtigster Film ging bei der Oscar-Verleihung ins Rennen um den Award in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ und Armin Rohde überreichte ihr vor Millionen von Fernseh-Zuschauern feierlich die Goldene Kamera: Ganz klar, 2005 war das bisher erfolgreichste Jahr für den deutsch-rumänischen Hollywood-Export Alexandra Maria Lara. Seit ihrem Auftritt als Hitler-Sekretärin Traudl Junge in Bernd Eichingers „Der Untergang“ zählt die Wahl-Berlinerin zu den populärsten deutschen Schauspielerinnen und ist mittlerweile auch international gefragt. Die hübsche Lara dabei bloß auf ihr attraktives Äußeres und ihre auffälligen braunen Reh-Augen zu reduzieren, wäre allerdings unfair – schließlich bringt die Emigrantin großes schauspielerisches Talent mit, das ihr bereits von ihrem Vater mit in die Wiege gelegt wurde.
Wie der Vater, so die Tochter
Alexandra Maria Lara wurde am 12. November 1978 als Alexandra Maria Plătăreanu in der rumänischen Landeshauptstadt Bukarest geboren. Dass sie schon früh mit der Schauspielerei in Kontakt kam, lag vor allem daran, dass ihr Vater als Vize-Direktor des Staatlichen Theaters und Schauspieler arbeitete. Ihre Mutter war in Rumänien als Professorin für Sprachwissenschaft tätig. Aufgrund der Unterdrückung der rumänischen Bevölkerung durch das Ceaușescu-Regime verließ die Familie Anfang der 80er Jahre Rumänien und zog auf der Suche nach einem Leben in Freiheit ins südwestdeutsche Freiburg, wo Lara weitere Jahre ihrer Kindheit verbrachte. Es folgte der Umzug nach Berlin, wo ihr in Deutschland noch unbekannter Vater seine eigene Schauspiel-Bchule im Bezirk Charlottenburg gründete und das Talent seiner Tochter förderte. Bereits im Kindesalter spielte Lara am Schultheater und übernahm kleinere Fernseh-Rollen. Nach ihrem Abitur folgte dann die professionelle Ausbildung zur Schauspielerin.
Erste TV-Erfolge
Noch zu Schulzeiten sorgte Alexandra Maria Lara, die ihren rumänischen Nachnamen auf Anraten ihres Vaters ablegte und sich nach der gleichnamigen Figur Larissa „Lara“ Antipowa aus „Doktor Schiwago“ benannte, dann erstmalig im Fernsehen für Aufsehen und legte den Grundstein für ihre weitere Karriere: Während ihrer Zeit auf dem Französischen Gymnasium in Berlin übernahm sie neben dem Unterricht die Titelrolle in der zehn-teiligen ZDF-Vorabend-Serie „Mensch, Pia!“, die 1996 über die deutschen Mattscheiben flimmerte und ihr als Hauptdarstellerin erste gute Kritiken, zugleich aber auch den Neid ihrer Mitschüler einbrachte. Es folgten weitere Auftritte in deutschen TV-Produktionen, unter anderem im Thriller „Die Mädchenfalle – Der Tod kommt online“, für den die Nachwuchs-Darstellerin 1998 mit Thomas Kretschmann und der ebenfalls noch relativ unbekannten Alexandra Neldel drehte. Auch in den erfolgreichen ARD-Krimi-Serien „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ war Lara vor der Jahrtausendwende zu sehen. Zu ihren bekanntesten Fernsehfilmen zählt sicherlich Roland Suso Richters Flüchtlings-Drama „Der Tunnel“, für das sie unter anderem mit Heino Ferch, Nicolette Krebitz und Mehmet Kurtulus vor der Kamera stand. Der Zweiteiler wurde 2001 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.
Crazy, nackt und oscar-nominiert
Der Durchbruch im Kino ließ nicht lange auf sich warten: Nachdem Alexandra Maria Lara im Jahr 2000 bereits eine kleine Rolle in Hans-Christian Schmids Jugend-Drama „Crazy“ übernommen hatte, war sie zwei Jahre später in Nebenrollen in Peter Thorwarths Proll-Komödie „Was nicht passt, wird passend gemacht“ und nackt in Doris Dörries gleichnamigem Beziehungs-Drama auf der Leinwand zu sehen. „Nackt“ wurde 2003 mit dem Deutschen Filmpreis in Silber ausgezeichnet und brachte Lara nicht nur ein weiteres Mal mit Mehmet Kurtuluş, sondern auch mit den damals bereits etablierten Kollegen Heike Makatsch, Benno Fürmann, Jürgen Vogel und Nina Hoss zusammen. Der große Durchbruch gelang Lara schließlich im Jahr 2004: Der 2011 verstorbene Erfolgs¬-Produzent Bernd Eichinger verpflichtete die Deutsch-Rumänin für die prestigeträchtige Rolle als Traudl Junge in seinem historischen Bunker-Drama „Der Untergang“, das für den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert wurde. Zwar stand Lara – wie alle anderen Darsteller auch – im Schatten eines überragenden Bruno Ganz in der Rolle seines Lebens als Adolf Hitler, konnte sich dank der Oscar-Nominierung und ihrer Auszeichnung mit der Goldenen Kamera als „Beste deutsche Schauspielerin“ 2005 aber auch den internationalen Filmemachern nachhaltig empfehlen.
Cowgirl und Diva
So wurde kein Geringerer als „Der Pate“-Regisseur Francis Ford Coppola auf Alexandra Maria Lara aufmerksam, der ihr einen vielzitierten Brief schrieb und sie kurzerhand für seine Novellen-Verfilmung „Jugend ohne Jugend“ unter Vertrag nahm. Bevor der Film 2008 in den deutschen Lichtspielhäusern anlief, war die Wahl-Berlinerin noch in zahlreichen weiteren Kino-Produktionen zu sehen: 2004 als „Cowgirl“, 2005 gemeinsam mit Moritz Bleibtreu, Uwe Ochsenknecht, Anke Engelke und Harald Schmidt in Helmut Dietls emblematischer Komödie „Vom Suchen und Finden der Liebe“, und noch im gleichen Jahr in „Der Fischer und seine Frau“, ihrer zweiten Zusammenarbeit mit Regisseurin Doris Dörrie. Keiner der Filme konnte Publikum und Kritiker aber gleichermaßen überzeugen, wenngleich Lara für ihre Rolle im Dietl-Film den „Diva“-Preis als beste Schauspielerin erhielt. Der kommerzielle Erfolg stellte sich schließlich mit der Nebenrolle in Anno Sauls populärer Rolli-Komödie „Wo ist Fred?“ ein, für den sie nicht nur mit Kassengarant und Hauptdarsteller Til Schweiger, sondern ein weiteres Mal mit Jürgen Vogel und Christoph Maria Herbst drehte. Mit dem „Stromberg“-Star stand sie bereits beim Dreh zu „Vom Suchen und Finden der Liebe“ gemeinsam vor der Kamera.
Nationale und internationale Erfolge
2008 arbeitete sie ein zweites Mal mit Bernd Eichinger zusammen und drehte das RAF-Drama „Der Baader Meinhof Komplex“. Im gleichen Jahr schwang sie sich auf, Hollywood endgültig zu erobern: Gemeinsam mit Jungschauspieler David Kross und der für ihre Leistung mit dem Oscar belohnten Kate Winslet war sie in Stephen Daldrys Literaturverfilmung „Der Vorleser“ zu sehen. Tom Cruise, der sie für eine Rolle als Sekretärin in seinem Nazi-Drama „Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat“ besetzen wollte, gab Lara hingegen einen Korb, weil sie sich von ihrer berühmten Rolle als Traudl Junge emanzipieren und nicht dauerhaft auf ein Genre festgelegt werden wollte. Diese Ambitionen stellte sie auch mit ihren letzten beiden Kinorollen unter Beweis: 2010 drehte sie mit Gérard Depardieu die Romanverfilmung „Small World“, 2011 war sie mit Matthias Schweighöfer in Detlev Bucks kurzweiligem „Rubbeldiekatz“ zu sehen.
Ihren zukünftigen Ehemann lernte Alexandra Maria Lara 2007 bei den Dreharbeiten zu Anton Corbijns Biopic „Control“ kennen. Sie verliebte sich am Set in Hauptdarsteller Sam Riley , der im Film Ian Curtis, den Sänger der britischen Post-Punkband Joy Division, verkörpert. Lara und Riley heirateten im August 2009 und leben seitdem zusammen in Berlin.