Wenn es einen Lexikon-Eintrag über „Britishness“ gäbe, dann wäre dort mit Sicherheit auch Bill Nighy vertreten: Mit seiner Mischung aus staksiger Exzentrik und Noblesse verkörpert er grandios, was man eben so als „typisch englisch“ bezeichnet. Insofern überrascht es keineswegs, dass ihm der internationale Durchbruch mit der Rolle des very britischen Rockopas Billy Mack in „Tatsächlich... Liebe“ gelang. Es folgten große Produktionen, denen Nighy mit seinem charaktervollen Spiel stets eine besondere Note verleiht – sei es als Vampirfürst Viktor in der dunklen Fantasy-Saga „Underworld“ oder als der gruselige Captain Davy Jones in der „Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2“-Reihe.
Solide Grundausbildung
Bill Nighy wurde am 12. Dezember 1949 in Caterham, Großbritannien geboren. Zur Schauspielerei gelangte er auf dem klassischen und heute immer seltener beschrittenen Weg einer Ausbildung an der „Guilford School of Dance and Drama“. Im Anschluss war er bei verschiedenen Theatern in England angestellt, unter anderem auch am „Royal National Theatre“, wo er seine größten Erfolge feierte (u.a. 1993 im Stoppard-Stück „Arcadia“) und zu einem der renommiertesten Bühnendarsteller des Landes avancierte. Zum Film kam Nighy 1980 und fand sich sogleich im Cast eines zweifelhaften Klassikers wieder – im Weihnachts-Evergreen „Der kleine Lord“ spielte er eine Minirolle als Beamter. In den darauffolgenden Jahren war Nighy in diversen kleinen Film- und Kinoproduktionen zu sehen, darunter in der Ken-Follet-Verfilmung „Die Nadel“ von 1981. Erst um die Jahrtausendwende war Nighy ein internationaler Kino-Durchbruch vergönnt.
Tatsächlich... Durchbruch
Nach all den kleinen Film-Engagements seit den frühen Achtzigern wirkt Bill Nighys gewaltiger Erfolg mit „Tatsächlich... Liebe“ fast wie ein Durchbruch über Nacht – und zwar hochverdient: Mit Spielwitz und Hingabe zur Rolle machte er seinen Billy Mack zur lustigsten Figur des an hoch gehandelten Darstellern und kuriosen Charakteren nicht gerade armen Weihnachtshits. Ein radikales Kontrastprogramm zu dieser launigen Rolle folgte noch im selben Jahr. In Len Wisemans „Underworld“ spielte er den Vampirfürsten Viktor mit theatraler, diabolischer Wucht; auch in der zweiten Fortsetzung „Underworld: Aufstand der Lykaner“ wirkte er mit. Parodistisch setzte Nighy seinen Ausflug ins Horror-Genre fort, und zwar in der Rolle des Phillip in der kultigen Romero-Hommage „Shaun of the Dead“. Mit „Per Anhalter durch die Galaxis“ folgte 2005 ein weiteres Fantasy-Highlight – Nighy spielte darin den Welten-Designer Slartibartfaß. Mit ernstem Stoff befasste sich der Darsteller später im gleichen Jahr – für Fernando Meirelles meisterhaftes Drama „Der ewige Gärtner“ schlüpfte er in die Rolle des Diplomaten Sir Bernhard Pellegrin.
Blockbuster-Entertainment
2006 erhielt Bill Nighy nach einer prägnanten Rolle im gefeierten „Tagebuch eines Skandals“ mit Dame Judi Dench und Cate Blanchett erneut die Gelegenheit, einem skurrilem Charakter seinen Stempel aufzudrücken. Er bereicherte den zweiten Teil der „Fluch der Karibik“-Reihe als tentakelgesichtiger Captain Davy Jones, eine Rolle, die er auch in „Pirates Of The Caribbean - Am Ende der Welt“ 2007 spielte. Sein komödiantisches Talent demonstrierte der Darsteller einmal mehr in der schrillen Persiflage „Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis“, bei der „Shaun Of The Dead“-Macher Edgar Wright Regie führte, und in „Radio Rock Revolution“ an der Seite von Philip Seymour Hoffman. Nighys Auftritt als Zaubereiminister Rufus Scrimgeour in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 1“ beschloss 2010 eine für den Darsteller außerordentlich erfolgreiche Dekade. 2011 war er immerhin zu hören, und zwar als Sprecher in Gore Verbinskis schrägem Western-Animationsfilm „Rango“.
Dem Blockbuster-Kino bleibt Bill Nighy auch weiterhin treu – in Jonathan Liebesmans Mythos-Klopperei „Zorn der Titanen - Kampf der Titanen 2“ wird er als griechischer Schmiedegott Hephaestus dabei sein. Außerdem stand er für den zuletzt auf 2013 verschobenen Fantasy-Spaß „Jack The Giant Killer“ von „X-Men“-Regisseur Bryan Singer vor der Kamera. Ab dem 15. März 2012 wird er neben bekannten Kollegen wie Judi Dench, Maggie Smith und Tom Wilkinson als alternder Herr in „Best Exotic Marigold Hotel“ im Kino zu sehen sein.