Dustin Hoffman ist nicht nur ein erfolgreicher Hollywoodstar, sondern vor allem ein versierter Charakterdarsteller, der in ganz unterschiedlichen Rollen brilliert. Zwischen 1968 und 1998 erhielt Hoffman sieben Oscar-Nominierungen und gewann die Auszeichnung für seine Auftritte in „Kramer gegen Kramer“ und „Rain Man“. Bereits in den 70ern stieg Hoffman zum Star einer neuen Generation auf: Nach dem Durchbruch mit „Die Reifeprüfung“ folgten weitere denkwürdige Darstellungen, unter anderem in „Asphalt-Cowboy“ und „Der Marathon Mann“ – seinen Platz in der Ruhmeshalle Hollywoods hat der kleingewachsene Mime längst sicher.
Schauspielstudium, Theater und Fernsehen
Dustin Lee Hoffman wurde am 08. August 1937 in Los Angeles geboren. Als Sohn eines Mitarbeiters der Requisitenabteilung beim Filmstudio Columbia und einer Mutter mit Schauspielambitionen kam er früh mit dem Filmgeschäft in Kontakt, zumal er seine Jugend in Los Angeles verbrachte. Dennoch begann Hoffman zunächst ein Musikstudium, um Pianist zu werden. 1956 wechselte der damals 19-Jährige die Studienrichtung und nahm Schauspielunterricht. Seine ursprüngliche Motivation hierfür war nach eigener Aussage die Hoffnung, Mädchen kennenzulernen. Aber schnell ging der neue Berufswunsch tiefer: 1958 zog Hoffman nach New York, um ein Schauspielstudium im renommierten Actors Studio anzutreten. In dieser Zeit lebte Dustin Hoffman gemeinsam mit Gene Hackman, den er bereits aus Los Angeles kannte, sowie Robert Duvall in einer Wohngemeinschaft, und hielt sich mit kleinen Rollen und verschiedenen Gelegenheitsjobs über Wasser. 1961 debütierte er dann am Broadway und erhielt in der Folgezeit einige Auszeichnungen für seine Theaterarbeiten, worauf einige Parts in Fernsehserien und der erste kleine Kinoauftritt in der Komödie „Der Tiger schlägt zurück“ folgten.
Die Reifeprüfung...
Bereits mit seinem zweiten Kino-Engagement, der Hauptrolle in der Coming-of-Age-Geschichte „Die Reifeprüfung“, gelang Dustin Hoffman 1967 der große Durchbruch. Mike Nichols‘ Film gilt als eine der Initialzündungen der New-Hollywood-Bewegung, jener Welle von jungen amerikanischen Filmemachern, die in den folgenden Jahren das eingerostete und am Zeitgeist der 68er-Jugend vorbei produzierende Studiosystem des alten Hollywood überwanden. Im künstlerisch wie kommerziell erfolgreichen „Die Reifeprüfung“ spielte Hoffman den frischgebackenen und orientierungslosen College-Absolventen Benjamin Braddock, der von der deutlich älteren Mrs. Robinson (Anne Bancroft) verführt wird. Doch bald verliebt sich Ben in die Tochter seiner Gespielin. Bemerkenswert ist, dass Hoffman zur Zeit der Dreharbeiten bereits 30 Jahre alt war, während die von ihm verkörperte Figur erst 18 Jahre alt sein soll. Für seine dennoch glaubwürdige und eindringliche Darstellung des Anti-Helden erhielt Hoffman eine Oscar-Nominierung und stieg zu einem der ersten Stars des New-Hollywood-Kinos auf.
…und New Hollywood
In den 70ern war Dustin Hoffman bei der Erneuerung des amerikanischen Kinos ganz vorne mit dabei. Für seine Verkörperung des tuberkulosekranken Kleinganoven Ratso Rizzo an der Seite von Jon Voight in John Schlesingers Drama „Asphalt-Cowboy“ erhielt er seine zweite Oscar-Nominierung. Es folgten die satirische Westernkomödie „Little Big Man“ von Arthur Penn, in der Hoffman einen Veteranen der Indianerkriege spielte, der von einem Indianerstamm adoptiert wird, und Sam Peckinpahs Thriller-Drama „Wer Gewalt sät“ von 1971. Hier stellte der vielseitige Star den schüchternen Mathematiklehrer David Sumner dar, der gemeinsam mit seiner Frau ins Visier roher Hinterwäldler gerät und sich schließlich mit dem Rücken zur Wand wiederfindet.
Filmstar mit Methode
Für seine Rolle eines Sträflings auf der Teufelsinsel in „Papillon“, der seinem Mitgefangenen (Steve McQueen) zur Flucht verhilft, reduzierte Dustin Hoffman sein Gewicht im Sinne des Method Acting. Seine Hauptrolle des Entertainers Lenny Bruce in Bob Fosses „Lenny“ von 1974 brachte Hoffman eine dritte Oscarnominierung ein, bevor er 1976 in „Die Unbestechlichen“ von Alan J. Pakula als Journalist Carl Bernstein gemeinsam mit Robert Redford den Watergate-Skandal aufdeckte. Ebenfalls 1976 mimte Hoffman in John Schlesingers Thriller „Der Marathon Mann“ einen jüdischen Studenten aus New York, der nicht weiß wie ihm geschieht, als er in die Fänge des ehemaligen Nazi-Arztes Szell (Laurence Olivier) gerät. Szell will unter Zuhilfenahme eines Zahnbohrers Informationen aus dem Unschuldigen pressen, die dieser ihm schlichtweg nicht geben kann: Die mehrfach gestellte Frage „Sind sie sicher?“ („Is it safe?“) hat es in die Liste der 100 denkwürdigsten Filmzitate des American Film Institute geschafft. 1978 spielte Hoffman in „Stunde der Bewährung“ einen auf Bewährung entlassenen Kriminellen, der alles vermasselt – und schuf einen weiteren Antihelden des New Hollywood.
Weitere Erfolge in den Achtzigern
Nach drei Nominierungen ergatterte Dustin Hoffman als alleinerziehender Vater in Robert Bentons „Kramer gegen Kramer“ von 1980 seinen ersten Oscar. Das damals kontrovers diskutierte Scheidungsdrama entwickelte sich zum Publikumsliebling und zementierte Hoffmanns Ruhm. 1982 folgte mit „Tootsie“ Hoffmans nächster Erfolg bei Kritik und Publikum sowie eine weitere Oscarnominierung. In Sydney Pollacks Travestie-Komödie spielte Hoffman einen arbeitslosen Schauspieler, der sich als Frau verkleidet, um eine Rolle zu erhalten. Trotz dieser großen Erfolge zu Beginn des Jahrzehnts war Dustin Hoffman in den 80ern weit weniger oft auf der Leinwand zu sehen als in den 70ern – was wohl auch damit zusammenhängt, dass die New-Hollywood-Bewegung spätestens ab 1980 dem Blockbuster-Kino in der Tradition von George Lucas’ Meilenstein „Krieg der Sterne“ weichen musste. Für Volker Schlöndorff stand Hoffman in der TV-Verfilmung „Tod eines Handlungsreisenden“ von 1985 vor der Kamera, bevor er 1987 mit der Big-Budget-Komödie „Ishtar“ einen großen Flop landete. Zum Ende des Jahrzehnt knüpfte Hoffman an den ersten Oscar-Triumph an, als er für seine Darstellung des autistischen Raymond Babbitt in Barry Levinsons „Rain Man“ von 1988 seinen zweiten Oscar als Bester Hauptdarsteller entgegen nehmen durfte.
Mainstream-Erfolge
Ab Beginn der 90er trat Dustin Hoffman vermehrt in Mainstream-Filmen auf und feierte auch dort Erfolge. In Steven Spielbergs „Hook“ spielte er 1990 den titelgebenden Antagonisten, der es auf Peter Pan (Robin Williams) abgesehen hat. Es folgten kommerziell erfolgreiche Filme wie Wolfgang Petersens „Outbreak“ von 1995 und Barry Levinsons „Sphere“ von 1998. 1996 gründete Hoffman die auf Independent-Filme spezialisierte Produktionsfirma Punch Productions. Unter anderem produzierte Hoffman 1997 Levinsons bissige Polit-Satire „Wag the Dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt“, in der er an der Seite von Robert De Niro spielte und die ihm seine siebte Oscar-Nominierung einbrachte. Im Jahr 1999 ehrte das American Film Institute den wandlungsfähigen Dustin Hoffmann mit einem Preis für sein Lebenswerk. Nach einer mehrjährigen Pause trat Dustin Hoffman 2003 neben seinem früheren WG-Kollegen Gene Hackman in „Das Urteil - Jeder ist käuflich“ auf, bevor er 2005 neben Ben Stiller, De Niro und Barbra Streisand mit „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ einen weiteren Publikumserfolg verbuchte. In Tom Tykwers Bestsellerverfilmung „Das Parfum“ von 2006 spielte Hoffman den Parfümerie-Betreiber Baldini. Es folgten Auftritte in der Fantasy-Komödie „Mr. Magoriums Wunderladen“ von 2007 und der Komödie „Meine Frau, unsere Kinder und ich“ von 2010, dem dritten Teil des erfolgreichen Franchise.
2011 trat Dustin Hoffman als Glücksspieler Chester Bernstein in der von Michael Mann produzierten HBO-Miniserie „Luck“ auf. 2012 folgt seine zweite Regiearbeit, die Tragikomödie „Quartet“ mit Albert Finney und Maggie Smith.