Wer zum wahrscheinlich bekanntesten Familien-Clan der Filmgeschichte gehört, kann wohl nicht anders als Schauspieler zu werden. Dass ein verheißungsvoller Name dabei durchaus auch eine Bürde für die eigene Entwicklung sein kann, weiß wohl kaum jemand besser als Nicolas Cage, der vor seiner Filmkarriere noch Nicholas Coppola hieß. Ein Blick auf die enorm erfolgreiche Laufbahn des Stars beweist jedoch, dass Cage der Weg aus dem Schatten seines Onkels, des "Pate"-Schöpfers Francis Ford Coppola eindrucksvoll gelungen ist. Er überzeugt als oscarprämierter Charakterdarsteller genauso wie als kassenträchtiger Abenteuer- und Actionheld und hat die Balance zwischen massenkompatiblem Unterhaltungs- und unkonventionellem Kunstkino gefunden.
Früh übt sich, wer ein Filmstar werden will
Nicholas Kim Coppola wurde am 7. Januar 1964 in Long Beach, Kalifornien als Sohn des Literaturprofessors August Coppola und der deutschen Choreographin Joy Vogelsang geboren. Bereits früh zeigte sich Cages Interesse am Film. Im Alter von 15 Jahren begann er, Schauspielunterricht zu nehmen, schrieb erste Drehbücher und brach die Schule bereits zwei Jahre später ab, um sich auf seine Darstellerkarriere zu konzentrieren. Nach einem Studium an der "School of Theatre, Film, and Television" in Los Angeles kam er 1982 zu seinem Leinwanddebüt mit einer kleinen Nebenrolle in der Teeniekomödie "Ich glaub' ich steh' im Wald" neben Sean Penn und Jennifer Jason Leigh. Den ersten größeren Auftritt hatte er zwei Jahre später in dem Geschwisterdrama "Rumble Fish" unter der Regie seines Onkels Francis Ford Coppola. Für den Film änderte er seinen Namen von Coppola in Cage, wozu ihn unter anderem der Superheld Lucas Cage aus den Marvel-Comics inspiriert haben soll.
Durch Vielseitigkeit zum Hollywoodstar
In der Folgezeit bewies Nicolas Cage in unterschiedlichsten Rollen seine Vielseitigkeit und spielte an der Seite von Hollywoodgrößen wie Richard Gere, Gregory Hines oder Kathleen Turner. In Alan Parkers Vietnam-Kriegsdrama "Birdy" mimte er den gepeinigten Sergeant Al Columbato, unter Francis Ford Coppola war er als zwielichtiger Schutzgeldeintreiber Vincent im Gangsterdrama "The Cotton Club" und als untreuer Ehegatte in der Tragikomödie "Peggy Sue hat geheiratet" zu sehen. Der endgültige Durchbruch gelang Cage als verliebter Bäcker 1988 neben Cher in der mehrfach oscargekrönten Komödie "Mondsüchtig". Cage blieb auch danach der Mischung aus anspruchsvollen Charakterrollen und publikumswirksamen Parts treu. So mimte er nach einem Auftritt in Joel und Ethan Coens überdrehter Komödie "Arizona Junior" in David Lynchs surrealem Roadmovie "Wild at Heart" den zwielichtigen Sailor Ripley der sich auf der Flucht vor seiner dunklen und mörderischen Vergangenheit befindet. Wenig später sah man Cage dann in der romantischen Komödie "Honeymoon in Vegas", in der er als Privatdetektiv in Geldnot seine von Sarah Jessica Parker gespielte angehende Braut an einen reichen Nebenbuhler vermietet.
Ein Oscar und volle Kinokassen
1996 erreichte Nicolas Cages mit dem vielschichtigen Drama "Leaving Las Vegas" den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere. Mit seiner Rolle als alkoholkranker Drehbuchautor Ben Sanderson, der seinem Leben in Las Vegas ein Ende setzen will und sich dort in die Prostituierte Sera (Elisabeth Shue) verliebt, konnte er nicht nur die Academy überzeugen und erhielt Lobeshymnen von den Kritikern. Im Anschluss daran toppte er auch an den Kinokassen seine vorigen Erfolge. Die Action-Kracher "The Rock" und "Con Air" spielten zusammen fast 600 Millionen Dollar ein und auch die Actionhatz "Im Körper des Feindes" unter der Regie von Actionguru John Woo, bei der zwei Erzfeinde wortwörtlich mehrere Gesichter zeigen, wurde ein Hit und avancierte später zum Genreklassiker. Auch als verliebter Himmelsbote auf Erden in dem romantischen Drama "Stadt der Engel" mit Meg Ryan oder als Privatdetektiv Tom Welles mit dem Hang zur Selbstjustiz in Joel Schumachers "8MM" behauptete Cage im Anschluss seine Position an der Spitze Hollywoods.
Mit anhaltendem Erfolg ins neue Jahrtausend
Auch nach der Jahrtausendwende schaffte es Nicolas Cage, an seine Erfolge der 90er Jahre anzuknüpfen. Vor allem in Abenteuer- und Actionfilmen war er nach wie vor ein Publikumsmagnet - ob nun bei rasanten Verfolgungsjagden in "Nur noch 60 Sekunden" oder als Benjamin Franklin Gates auf der Suche nach dem Schatz der amerikanischen Gründerväter in dem Abenteuerspaß "Das Vermächtnis der Tempelritter" und seiner Fortsetzung "Das Vermächtnis des geheimen Buches". Auch als vielschichtiger Charakterdarsteller abseits des Mainstreams bestätigte Cage seinen Rang: Für seine Rolle des neurotischen Drehbuchautors Charlie Kaufmann in dem skurrilen Drama "Adaption" von Spike Jonze wurde er erneut für den Oscar nominiert. Auch als schillernder Waffenhändler in "Lord of War", als guter Polizist ("World Trade Center" von Oliver Stone) oder als böser Cop ("Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen" von Werner Herzog) überzeugte er. Nicolas Cage gehört seit langen zu den Vielbeschäftigten in Hollywood: 2011 und 2012 stehen nach "Drive Angry" und "Der letzte Tempelritter" auch noch das Familiendrama "Trespass" sowie die Fortsetzungen "National Treasure 3" und "Ghost Rider: Spirit of Vengeance" auf dem Plan.