"Gods and Monsters", ein fiktionalisiertes Drama über die letzten Tage des realen "Frankenstein"-Regisseurs James Whale, machte Regisseur und Drehbuchautor Bill Condon berühmt. Aber der New Yorker bewies mit dem Musical "Dreamgirls" sowie dem Vampir-Blockbuster "Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht", auch seine Fähigkeiten außerhalb des Independent-Bereichs.
Filmbegeisterung
Schon in seiner Jugend war der am 22. Oktober 1955 in New York geborene Bill Condon ausgesprochen film- und theaterbegeistert. Nach dem Besuch der Regis High School studierte Condon an der New Yorker Columbia University Philosophie. Doch mit dem Abschluss in der Tasche, widmete er sich bald auch professionell seiner Leidenschaft – er schrieb Artikel für die Filmzeitschriften "American Film" sowie "Milimeter" und überzeugte mit seiner Arbeit derart, dass er den Einstieg ins Filmgeschäft schaffte. Der Produzent Michael Laughlin war von einem Text Condons so begeistert, dass er ihn einlud, gemeinsam ein Drehbuch zu schreiben. Daraus entstand Laughlins Horrothriller "Blutige Schreie" (1981) über einen Wissenschaftler, der aus harmlosen Schülern Mörder macht.
Der Autor entert den Regiestuhl
Condon arbeitete zunächst weiter als Drehbuchautor und wirkte auch an Laughlins nächster Regiearbeit "Das Geheimnis von Centreville" (1983) mit, einem anspielungsreichen Science-Fiction-Streifen über eine drohende Alien-Invasion. Doch bald nahm der ambitionierte Schreiber auch auf dem Regiestuhl Platz. Nach eigenem Drehbuch inszenierte er mit Eric Stoltz, Jennifer Jason Leigh und Judith Ivey den Thriller "Das Hotel im Todesmoor". Darin wird ein Geschwisterpaar mit einem mehrere Jahre zurückliegenden, düsteren Geheimnis aus ihrer Vergangenheit konfrontiert. Der Film setzte zwar auf atmosphärische Bilder voller Schauerromantik, kam bei Kritik und Publikum aber nicht besonders gut an.
Fernsehen als neues Revier
Deswegen verschlug es Bill Condon bald zum Fernsehen, wo er einige TV-Filme realisierte. So drehte er beispielsweise mit Pierce Brosnan "Mord 101" (1991), ein Thriller in dem der Mime in eine mysteriöse Mordserie hineinschlittern. Mitte der 1990er Jahre kehrte Condon nach einigen weiteren TV-Filmen wieder in die Kinos zurück. In "Candyman 2 – Die Blutrache", die Fortsetzung zu Bernard Roses Horrorfilm "Candyman's Fluch", treibt der Mörder Candyman auf effektvolle Weise weiter sein Unwesen. Der kommerzielle Erfolg des Films ermöglichte es Condon, "Gods and Monsters" (1998) zu drehen. Basierend auf dem mysteriösen Selbstmord des "Frankenstein"-Regisseurs James Whale entwickelt das Independent-Drama nach Christopher Brams Roman "Father of Frankenstein" eine fiktive Chronologie der letzten Tage im Leben Whales. Ian McKellen beeindruckt in der Rolle des homosexuellen Regisseurs, der aus seinem Freitod eine effektvolle Inszenierung macht. Condon lotet die psychologische Verfassung seiner Hauptfigur mit einem feinen Gespür für die differenzierte Ausprägung des Charakters aus. "Gods and Monsters" avancierte zu einem Überraschungshit und Condon erhielt den Oscar für das Beste adaptierte Drehbuch.
Studios statt Independent
Mit "Gods and Monsters" hatte sich Condon endgültig im Filmgeschäft etabliert, sodass der Weg zu größeren Studioproduktionen für ihn offen stand. Während das Biopic über den Sexualforscher Alfred Charles Kinsey "Kinsey – Die Wahrheit über Sex" (2004), in dem Liam Neeson die Hauptrolle übernahm, nicht wirklich überzeugen konnte, traf er mit dem Drehbuch zum Musical "Chicago" (2002) voll ins Schwarze. Rob Marshall inszenierte die mitreißende Geschichte über Roxie Hart (Renée Zellweger), die zur Mörderin wird, weil sie von ihrem Liebhaber getäuscht wurde. Condon fand offenbar Gefallen an Musicalverfilmungen, denn 2006 führte er bei "Dreamgirls", dem Broadway-Stück über die legendäre Band "The Supremes", selbst Regie. In dem kommerziell erfolgreichen Film wirkten unter anderem Beyoncé Knowles, Jamie Foxx, Eddie Murphy und Danny Glover mit. Mitreißende Musik und überzeugende Darstellerleistungen bereicherten das packende Portrait über die Karriere der Girls. Zuletzt war Condons Regie-Beitrag zur Twilight-Saga "Breaking Dawn – Bis(s) zum Ende der Nacht" nach Stephenie Meyers Romanserie im Kino zu sehen. Mit Kitsch und emotionalem Pathos unterfütterte Condon die Liebesgeschichte zwischen Mensch und Vampir – und der kommerzielle Erfolg gab ihm recht.