Wenn in der Nacht vom 9. auf den 10. Februar 2020 die Oscarverleihung stattfindet, wird unter anderem der beste Film des Kinojahres 2019 gewählt. Und nachdem es lange Zeit nach dem spannendsten Rennen aller Zeiten mit Siegchancen für mindestens fünf Filme aussah, wird die Frage immer mehr zum Duell: „1917“ vs. „Parasite“.
„1917“ hat mit einem erwartbaren Sieg nun deutlich gemacht, dass im Oscarrennen dieses Jahr auf jeden Fall mit dem spannenden Kriegsthriller zu rechnen ist. Denn Sam Mendes wurde bei den DGA-Awards, dem Preis der Gilde der Regisseure, von seinen Kollegen als bester Regisseur des Kinojahres 2019 ausgezeichnet. Daneben gab es beim ebenfalls an diesem Wochenende stattfindenden Preis der Kameramänner auch noch die zu erwartende Auszeichnung für Roger Deakins' Kameraarbeit an „1917“.
Die Bedeutung der DGA-Awards
Die Gildenpreise haben Bedeutung, weil sie traditionell besonders gute Indikatoren für die Oscars sind. In bislang 71 Jahren DGA-Awards gewann der dort ausgezeichnete Regisseur nur in gerade einmal sieben (!) Fällen nicht den Oscar, in den vergangenen zehn Jahren war das nur ein einziges Mal der Fall.
Sam Mendes ist daher nun erst recht großer Favorit für den Oscar als Bester Regisseur.
Auch "Parasite" weiter mit Chancen
Doch man sollte „Parasite“ nicht abschreiben, wenn es um die Auszeichnung für den besten Film geht. Früher galt es fast als selbstverständlich, dass die Preise für beste Regie und bester Film quasi im Doppelpack vergeben werden – nur selten gab es Abweichungen. Doch in den vergangenen sechs Jahren gab es gleich vier Mal dem sogenannten Split, zum Beispiel im vergangenen Jahr, als Alfonso Cuaron für „Roma“ als bester Regisseur ausgezeichnet wurde, „Green Book“ aber für den besten Film.
Und auch 2020 scheint ein solcher Split möglich, denn „Parasite“ scheint sehr viele Fans unter den Oscar-Wählern zu haben, gewann im Vorfeld den auch als starken Indikator geltenden Preis für das beste Ensemble der Schauspieler-Gilde. Schließlich sind die Regisseure nur eine kleine Gruppe unter den Oscar-Wählern, diese sind in den vergangenen Jahren zudem internationaler geworden.
Wir halten es daher für sehr gut denkbar, dass Sam Mendes bei den Oscars für „1917“ als bester Regisseur ausgezeichnet wird, dann „Parasite“ aber die Königskategorie Bester Film abräumt.
Der Fahrplan zu den Oscars 2020
Die Oscars rücken also mit großen Schritten näher und wenn es um den besten Film geht, deutet alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen „1917“ und „Parasite“ hin. „Once Upon A Time… In Hollywood“ und „Jojo Rabbit“ haben wohl am ehesten noch Außenseiterchancen, ein Sieg eines Films wie „Joker“ oder „The Irishman“ in der Königskategorie Bester Film wäre mittlerweile eine faustdicke Überraschung. In anderen Kategorien sieht das natürlich anders aus. Gerade der insgesamt elf Mal nominierte „Joker“ dürfte am Ende einige Goldjungen auch gewinnen.
Mit dem Preis der Drehbuchautoren am 1. Februar 2020 gibt es nun nur noch einen einzigen Gilden-Preis vor den Oscars selbst, der Einfluss haben könnte. Die Wähler machen sich derweil ihre letzten Gedanken, denn das Rennen geht nun in die finale Phase:
Am heutigen 27. Januar gibt es den traditionellen gemeinsamen Lunch aller Nominierten, vom 30. Januar bis zum 4. Februar 2020 dürfen dann alle Academy-Mitglieder ihre Stimmzettel ausfüllen und über die Sieger bei den Oscars 2020 entscheiden. In der Nacht vom 9. auf den 10. Februar 2020 gibt es dann die Verleihung.
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