Die österreichische Kaiserin Elisabeth (1837-1898), genannt „Sisi“ (nicht „Sissi“), galt als eine der interessantesten Frauen ihrer Zeit und wurde spätestens durch Ernst Marischkas romantische „Sissi“-Trilogie (1955-1957) mit Weltstar Romy Schneider in der Hauptrolle zu einer verklärten Legende. Dass die heimeligen Kultfilme es mit der oft harten historischen Realität nicht so genau nehmen, stört Fans gerade zu Weihnachten wenig.
Dabei gäbe es noch so viel Spannendes über die bayrische Prinzessin und Königin von Ungarn zu erzählen. Das sieht wohl auch die österreichische Produktionsfirma Story House so, die laut Serienjunkies in Kooperation mit Stael Film an einer neuen und vor allem dramatischen „Sisi“-Serie arbeitet.
Diese soll sich laut der Drehbuchautorin Sabine Thor-Wiedemann mit der für ihre Zeit unheimlich modernen Weitsicht Elisabeths und ihrer schwierigen Rolle als Frau am steifen Wiener Hof auseinandersetzen. Die Legende Sisi solle entstaubt werden, um ihrem komplexen Charakter so endlich gerecht zu werden.
Darum könnte es in einer "Sisi"-Serie gehen
Wie genau diese Ziele umgesetzt werden sollen, ist nicht ganz klar. Zweifellos herrscht vielerorts noch das Bild der verspielten, herzensguten und grundehrlichen Übermutter und treuen Ehegattin vor, das nicht zuletzt durch die erwähnte Film-Trilogie verbreitet wurde. Viele Seiten der Kaiserin sind dem Publikum daher gar nicht bekannt.
Etwa ihre weitläufigen Reisen, die sie ohne ihren Ehegatten unternahm, ihr Leistungssportprogramm zur Erhaltung ihrer ungewöhnlichen Wespentaille, ihre literarischen Interessen und nicht zuletzt ihr Anker-Tattoo auf der Schulter. Elisabeths radikales, eigensinniges und intelligentes Wesen, das so sehr dem heutigen Zeitgeist entspricht, würde also durchaus Stoff für mehrere Staffeln liefern.
Doch auch die dunklen Seiten Elisabeths könnten in der Serie endlich einmal näher beleuchtet werden. So galt sie allgemein eher als kalt, unnahbar und zynisch, denn als herzlich. Für die Erziehung ihrer ersten beiden Kinder konnte sich die Kaiserin als Freigeist anders als in den Marischka-Filmen wenig begeistern und auch die Ehe zu Franz Joseph kühlte rasch ab.
Ein dunkles und sehr unromantisches Kapitel ihres Lebens war nicht zuletzt der Selbstmord ihres einzigen Sohnes Rudolf. Auch ihrer eigenen, eher zufälligen Ermordung durch einen Anarchisten mangelt es nicht an Dramatik. Ein mutiger Ansatz einer „Sisi“-Serie wäre es daher, diese historischen Bereiche aus der Sicht Elisabeths zu zeigen und ihren durchaus streitbaren Charakter somit ausgewogener darzustellen als bisher.
Weitere "Sisi"-Projekte
Nach weiblich-royalen Erfolgsshows wie „Catherine The Great“ und „The Crown“ scheint in letzter Zeit ein regelrechter Elisabeth-Hype ausgebrochen zu sein. So ist neben der österreichischen Serie auch eine feministische „Sisi“-Neuverfilmung von Frauke Finsterwalder geplant. Außerdem soll bald eine weitere, international produzierte „Sisi“-Serie an den Start gehen, die auf den Romanen „The Accidental Empress“ und „Sisi: Empress On Her Own“ von Alison Pataki basiert.
Kaiserinnen-Fans müssen sich bei all diesen Entwicklungen jedoch trotzdem noch etwas gedulden, denn es ist frühestens 2021 mit den drei „Sisi“-Projekten zu rechnen.
So viel Wahrheit steckt in Roland Emmerichs "Midway"