Vorsicht, dieser Artikel enthält Spoiler zu „Midway“!
„Alles, was in diesem Film passiert, ist wirklich passiert. Alles.“ So antwortete uns Blockbuster-Regisseur Roland Emmerich auf die Frage, wie nahe er mit seinem Kriegsfilm „Midway - Für die Freiheit“ den realen Ereignissen um die titelgebende Schlacht zwischen Amerikanern und Japanern im Pazifik kommen wollte. Später räumte er ein, dass sich natürlich jeder Film gewisse künstlerische Freiheiten leisten müsse – was uns neugierig gemacht hat. Wir haben ein paar spannende Szenen herausgepickt und ein bisschen recherchiert. Und was dabei zunächst nach Heldenmythen aus Hollywood aussah, war meist sehr nah an der Wahrheit.
"Krieg ist nicht zum Jubeln!": "Midway"-Regisseur Roland Emmerich im InterviewEchtes Lungen-Opfer
Wie alle anderen Figuren der Hauptbesetzung auch gab es den Piloten Dick Best (Ed Skrein) wirklich. Im Film wird gezeigt, wie er seinen Angriff auf die japanische Flotte selbst dann nicht abbricht, als sich sein für die Atmung gedachter Sauerstofftank als schädliches Gemisch herausstellt und beginnt, seine Lunge zu verletzen. Was zunächst nach Aufopferungsmythos des idealen amerikanischen Soldaten klingt, entspricht der Wahrheit:
Best atmete während der Schlacht bewusst giftige Gase über seinen Beatmungstank ein, um seine Staffel weiterhin anführen zu können. In der Schlacht von Midway versenkte er daraufhin zwei Flugzeugträger, musste sich aber nach Ende der Kampfhandlungen für über zweieinhalb Jahre wegen Tuberkulose in Behandlung begeben und seine Fliegerkarriere an den Nagel hängen.
Heldentat eines Mechanikers
Als ein japanischer Kamikazepilot auf den Flugzeugträger Enterprise zusteuert, entschließt sich der Mechaniker Bruno Gaido (Nick Jonas) schnell zum Handeln: Er springt in einen auf dem Deck herumstehenden Flieger und holt die Bedrohung mit der Bordkanone vom Himmel. Gaido entgeht dabei nur knapp dem Tod, als das abstürzende Flugzeug seinen Flieger in zwei Teile reißt und daraufhin im Meer versinkt.
Diese Geschichte ist tatsächlich passiert – und wie im Film dargestellt, wurde Gaido aufgrund seines Mutes auch prompt befördert. Was der Film nicht zeigt: Der Mechaniker war zunächst davon überzeugt, wegen seines eigenwilligen Eingreifens aus der Marine geschmissen zu werden, versteckte sich auf dem Flugzeugträger und musste für seine Beförderung erst einmal von seinen Kameraden gefunden werden.
Codeknacker waren seltsame Käuze
„Midway“ porträtiert neben gewaltigen Schlachten auch die eher verborgene Arbeit der Codeknacker, deren Arbeit ermöglichte, dass die US-Marine die japanische Flotte in eine Falle locken konnte. Angeführt werden die Abhörspezialisten im Film von Joseph Rochefort (Brennan Brown), der in einen Morgenmantel gehüllt durch die Gegend schlurft und in seinem Büro zu leben scheint.
Berichten seiner Zeitgenossen zufolge entspricht dies den Tatsachen: Rochefort arbeitete, wie viele seiner Untergebenen auch, häufig zwölfstündige Schichten, verließ selten seinen Bereich, wusch sich tagelang nicht und trug oft eine Kombination aus Bademantel und Pantoffeln bei der Arbeit.
Frei erfunden: Treffen zweier Soldaten
Roland Emmerich hält sich aber nicht immer an die historischen Tatsachen: Ganz zu Beginn des Films wird ein Treffen des Offiziers Layton (Patrick Wilson) mit dem japanischen Admiral Yamamoto (Etsushi Toyokawa) gezeigt. Das Treffen findet im Film vor dem Kriegsausbruch zwischen den USA und Japan statt, den beide Männer im Gespräch miteinander befürchten.
Die Szene dient unter anderem dazu, beide Männer nicht als Kriegstreiber, sondern als Soldaten zu porträtieren, die einen Konflikt vermeiden wollen. Doch dieses Treffen haben sich Emmerich und Drehbuchautor Wes Tooke ausgedacht: Zwar stimmen diverse Details – etwa diente Layton 1937 tatsächlich als Militärattaché in Tokio und Yamamoto hatte in Harvard studiert – aber dass die beiden jemals aufeinandergetroffen sind, ist historisch nicht verbürgt.
Midway - Für die Freiheit