Disney kooperiert für China mit dem dortigen Mediengiganten Tencent – diese Pressemitteilung versetzt einige „Star Wars“-Fans in Aufruhr. Denn Tencent ist unter anderem auch eine der größten Filmproduktionsfirmen aus dem Reich der Mitte. Die Firma ist an Hollywood-Filmen wie „Wonder Woman“, „Venom“, „Terminator: Dark Fate“ und „Top Gun: Maverick“ beteiligt. Macht „Tencent“ nun auch „Star Wars“-Filme? Nein, vorerst nicht!
Die Kooperation betrifft erst einmal nur den E-Book-Markt. Sie besteht nicht mit Filmfirma Tencent Pictures, sondern nur mit dem Online-Publisher Tencent’s China Literature. Der E-Book-Anbieter wird seinen nach eigenen Angaben 217 Millionen jeden Monat aktiven Usern die 40 offiziellen „Star Wars“-Romane in chinesischer Übersetzung zur Verfügung stellen – in der ersten Woche sogar kostenlos.
Zudem wurde ein chinesischer Bestsellerautor angeheuert, einen kompletten neuen „Star Wars“-Roman zu schreiben. Laut Pressemitteilung soll es sich um eine „authentische ‚Star Wars'-Geschichte mit chinesischen Charakteristiken“ handeln. Diese beinhalte „chinesische Elemente und einzigartige chinesische Erzählmethoden“.
Doch warum macht Disney das?
Blockbuster brauchen Einnahmen aus China
China ist mittlerweile der zweitwichtigste Filmmarkt der Welt. Wenn ein Film zum Mega-Blockbuster werden soll, braucht er viele Einnahmen aus dem Reich der Mitte. Da reicht ein Blick auf vier der fünf erfolgreichsten Filme dieses Jahrzehnts: „Avengers: Endgame“, „Avengers: Infinity War“, „Jurassic World“ und „Der König der Löwen“ machten in China jeweils den zweitmeisten Umsatz nach Nordamerika. „Avengers: Endgame“ ist auch dank der herausragenden Fabel-Zahlen aus China (614 Millionen Dollar) nun der erfolgreichste Filme aller Zeiten.
Dass wir nur vier der fünf erfolgreichsten Filme dieses Jahrzehnts genannt haben und „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ in der Aufzählung fehlt, hat einen Grund. Denn bei der Saga hapert es im Reich der Mitte.
"Star Wars" muss in China bekannt werden!
„Das Erwachen der Macht“ lief in China mit einem Umsatz von 124 Millionen Dollar (der dritthöchste der Welt) zwar noch ordentlich, doch danach ging es stetig bergab. „Solo: A Star Wars Story“ lag zuletzt nur noch bei 16,5 Millionen Dollar. Das Problem von Disney: „Star Wars“ hat in China kaum Fans, ist nicht das große Phänomen wie im Rest der Welt. Die Originaltrilogie wurde damals dort nicht gezeigt, sie kursierte erst viel später über Raubkopien in kleinen Insiderkreisen.
Darunter litt auch schon George Lucas. Als er seine Prequel-Trilogie herausbrachte, wurde sie in China mit Missachtung gestraft. Die drei Filme erzielten mickrige Einnahmen (jeweils zwischen 4,1 und 9,2 Millionen) – über die komplette Laufzeit!
Daher will Disney „Star Wars“ in China unbedingt bekannter machen. Man veranstaltete spezielle Promo-Aktionen im Reich der Mitte (ließ zum Beispiel Strumtruppler auf der Großen Mauer aufmarschieren), holte lokale Stars an Bord und bringt nun eben auch Bücher im chinesischen Stil heraus.
Die simple Idee hinter den chinesischen „Star Wars“-Büchern: Die Leute bekommen von ihrem Lieblings-E-Book-Anbieter, den sie täglich nutzen, und einem bekannten Autor eine „Star Wars“-Geschichte und interessieren sich danach für mehr aus diesem Universum! Gerade die Kooperation mit einem Online-Buchanbieter ergibt besonders Sinn. Der Markt ist dort riesig, er kann mit dem Online-Videospielmarkt locker mithalten.
Mögliche Auswirkungen auf die Filme
Konkrete Auswirkungen auf die Filme erwarten wir daher vorerst nicht – also zumindest keine, die über die derzeitigen Maßnahmen hinausgehen. Denn schon jetzt versucht Disney ja, die Filme für das chinesische Publikum attraktiver zu machen – zum Beispiel mit einem chinesischen Star wie Donnie Yen in „Rogue One“. Doch solche Casting-Kniffe sind natürlich längst Standard in Hollywood – nicht nur bei Disney, sondern bei jeder großen Filmproduktionsfirma.
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