Wenn einer der größten Filmemacher unserer Zeit etwas zu sagen hat, hört nicht nur die Filmwelt gebannt zu – so auch als Martin Scorsese vor kurzem Kritik an den Filmen aus dem Hause Marvel äußerte. In den Augen des Regisseurs von Meisterwerken wie „Casino“ oder „GoodFellas“ hätten die megaerfolgreichen Blockbuster nämlich nicht viel mit Kino zu tun, sondern seien eher wie Freizeitparks, die zwar gut gemacht seien, aber nicht im Stande wären, emotionale und psychologische Erfahrungen auf andere Personen zu übertragen. Doch wenn man so gegen eines der aktuell beliebtesten Film-Franchises austeilt, bleibt das natürlich nicht unbeantwortet...
Das sagt James Gunn
Scorseses Worte zogen im Netz erwartungsgemäß den Zorn vieler Marvel-Fans auf sich, von denen einige ganz und gar nicht damit einverstanden waren, dass dem MCU seine emotionale Komponente abgesprochen wird, während andere der Meinung sind, dass man sehr wohl von Kino sprechen kann, auch wenn ein Film „nur“ der simplen Unterhaltung diene. Zurückgenommener und interessanter fällt jedoch die Reaktion eines Mannes aus, der selbst am MCU beteiligt ist, nämlich „Guardians Of The Galaxy“-Regisseur James Gunn.
Auf Twitter brachte Gunn zunächst seine Verehrung für Scorsese zum Ausdruck, der einer seiner fünf Lieblings-Filmemacher sei, um dann seiner Enttäuschung über die Kritik des 76-Jährigen Nachdruck zu verleihen. So zieht er einen Vergleich mit Scorseses seinerzeit vor allem von kontroversen Christen gescholtenem „Die letzte Versuchung Christi“: „Ich war wütend, als Leute gegen ‚Die letzte Versuchung Christi‘ protestiert haben, ohne den Film gesehen zu haben. Es macht mich traurig, dass er [Scorsese] nun auf dieselbe Weise über meine Filme urteilt.“
Etwas beschwichtigend hat Gunn dann aber noch nachgeschoben, dass er Scorsese und seinen Beitrag zur Filmwelt immer lieben werde und sich schon auf seinen nächsten Film „The Irishman“ freue. Außerdem stellte er klar, dass er religiösen Fanatismus nicht mit der Ablehnung seiner Filme gleichstellt, sondern es lediglich nicht mag, wenn Menschen über Dinge urteilen, die sie nicht gesehen haben – egal ob es sich dabei um einen Jesus-Film oder ein Genre handelt.
Unterstützung von "Avengers"-Macher Joss Whedon
Auch Joss Whedon, der als Regisseur von „The Avengers“ und „Avengers 2: Age Of Ultron“ maßgeblich zum erfolgreichen Aufbau des MCU beitrug, fand gerade an Scorseses Ansicht, dass die Marvel-Filme den Zuschauern keine emotionalen Erfahrungen bieten würden, Anstoß – zumindest in Bezug auf die „Guardians Of The Galaxy“-Filme seines Kollegen Gunn, die er als Gegenargument anführt:
„Ich denke hier als erstes an James Gunn und wie er sein Herz und sein Innenleben in ‚Guardians Of The Galaxy‘ gepackt hat. Ich verehre Marty und verstehe seinen Punkt, aber... Nun ja, es gibt einen Grund, warum ich immer wütend bin“, schließt Whedon seinen Twitter-Beitrag mit einer Anspielung auf eine von Bruce Banners prägnantesten Zeilen aus dem ersten „Avengers“.
Egal ob man Scorseses Meinung nun teilt oder nicht, am Ausbau des MCU wird sie definitiv nichts verändern, sind doch für die nächsten Jahre zahlreiche weitere Marvel-Filme und -Serien schon fest geplant. Dass der Oscarpreisträger im Vergleich dazu „richtiges Kino“ macht, kann er derweil als nächstes mit dem Gangster-Epos „The Irishman“ beweisen, das ironischerweise aber nur kurzzeitig in den Lichtspielhäusern läuft, bevor es dann am 27. November 2019 auf Netflix erscheint.
Vier Marvel-Filme in einem Jahr: Dann startet "Spider-Man 3" bei uns