Wie 76 Jahre alt sieht der drahtige Typ nicht aus. Jerry Bruckheimer hat in Hollywood schon alles gesehen, gigantische Erfolge wie die „Fluch der Karibik“-Reihe aus dem Boden gestampft, „Top Gun“, „Beverly Hills Cop“, „The Rock“, „Pearl Harbor“ und vieles mehr produziert: Das hält offenbar jung. Der Mann aus Detroit steht auf Action. Bruckheimer, stets ein freundlicher Zeitgenosse, redet in Interviews schnell und gibt im Vergleich zu anderen kurze, prägnante Antworten.
In unserem Interview in Budapest, wo vor einer Woche die Weltpremiere von Ang Lees „Gemini Man“ stattgefunden hat, redet Bruckheimer über die technischen Errungenschaften, die sich der futuristische Action-Thriller auf die Fahnen schreiben darf.
120 Bilder pro Sekunde für Kino im Theater-Look
Regisseur Ang Lee drehte in der progressiven High Frame Rate mit 120 Bildern pro Sekunde (statt der im Kino üblichen 24) in 3D und mit 4K-Auflösung. Das macht die Bilder viel plastischer und realistischer – es entsteht eine unglaubliche Tiefenschärfe, die es erlaubt, Leinwandbilder völlig neu zu komponieren. Ob das Publikum diese neue Technik annimmt, bleibt gespannt abzuwarten. „Es ist spektakulär, so aufregend neu und lebendig mit den 120 Bildern pro Sekunde gegenüber 24. Da gibt es so viele Informationen auf der Leinwand. Man glaubt, mit den Schauspielern in einem Theater zu sitzen. Ang Lee hat tatsächlich einen digitalen Menschen geschaffen – er hat Gottes Arbeit verrichtet“, sagt Bruckheimer.
"Gemini Man" wird nicht weniger als eine Kino-Revolution: Am Set von Ang Lees Sci-Fi-ThrillerDas macht „Gemini Man“ zwangsläufig zu einem ambitionierten Projekt: „Die Technologie ist so ambitioniert. Ich habe schon einige ambitionierte Filme in der Vergangenheit gemacht, aber dieser sticht tatsächlich heraus“, so Bruckheimer.
Jerry Bruckheimer: "Wir können Bogart zurückholen"
Durch die revolutionäre Technik, dass man den realen Will Smith am Computer in 28 Jahre jüngerer Version realistisch neu erschaffen hat, eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten des Filmemachens. Bruckheimer: „Wir können Humphrey Bogart zurückholen. Und auch Will Smith wird uns noch lange erhalten bleiben. Diese Dinge werden in der Zukunft sehr spannend sein.“ So sehr den Produzenten dieses Möglichkeit fasziniert, hat er doch zunächst keine eigenen Pläne, die 1957 verstorbene Leinwandlegende Humphrey Bogart („Casablanca“, „African Queen“) zurück auf die Leinwand zu bringen. Aber: „Ich bin sicher, jemand anderes wird das tun.“
Gemini ManDarum geht’s in „Gemini Man“: Der ehemalige Regierungskiller Henry Brogan (Will Smith) muss sich mit seinem Nachfolger Junior (ein digital per CGI erschaffener Will Smith) auseinandersetzen, der plötzlich Jagd auf ihn macht. Mit Hilfe der Agentin Danny Zakarweski (Mary Elizabeth Winstead) und seines Piloten-Kumpels Baron (Benedict Wong) versucht Henry herauszufinden, warum er überhaupt beseitigt werden soll und gerät dabei in eine Verschwörung.
„Gemini Man“ läuft seit dem 3. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.