Achtung, es folgen Spoiler zum Ende von „Once Upon A Time… In Hollywood“.
In „Once Upon A Time In Hollywood“ wird vor allem viel gequatscht, durch die Gegend gefahren und Alltägliches erledigt. Richtig rund geht es erst im spektakulären Finale, in dem Quentin Tarantino auch nicht mit den für ihn üblichen Gewaltspitzen hinter dem Berg hält. Drei Monate nach dem internationalen Kinostart kommt der neunte Film des Kult-Regisseurs nun auch in die chinesischen Lichtspielhäuser – aber wohl in abgeänderter Form…
Quentin Tarantino und China
Der Regisseur hatte es in Fernost deswegen nie gerade einfach, setzt er doch seit jeher auf explizite Gewaltdarstellungen in seinen Filmen. Während „Inglourious Basterds“ und „The Hateful Eight“ gar nicht erst in die chinesischen Kinos kam, hatte „Django Unchained“ wenigstens noch Glück im Unglück: Nachdem der Film erst ungeschnitten anlief, wurde er prompt wieder aus dem Programm genommen, später aber in einer stark gekürzten Version neuveröffentlicht – immerhin! Der Film floppte an den chinesischen Kassen dennoch, spielte gerade einmal 2,6 Millionen Dollar ein.
Auch war es vor nicht allzu langer Zeit noch üblich, dass in China nur einige wenige US-Produktionen pro Jahr in die Kinos kamen, um die heimische Filmindustrie zu fördern. Trotz seines Rufs als Kult-Regisseur zählte Tarantino mit seinen Filmen neben den großen Blockbustern aber natürlich nicht zu den vielversprechendsten Box-Office-Garanten.
„Once Upon A Time In Hollywood“ schafft den Sprung auf die fernöstlichen Leinwände jedenfalls, wenn auch mit gehöriger Verspätung. Der Film startet nun am 25. Oktober 2019 und hat damit wohl Ang Lees „Gemini Man“ zum größten Konkurrenten. Abzuwarten bleibt indes, in welcher Fassung die Hollywood-Hommage gezeigt wird…
Brad Pitt: Von Zensur bis Verbot
Alle, die den Film gesehen haben, wissen, dass in den ersten beiden Stunden des 161-minütigen Mammutwerks kaum Blut spritzt und es nach deutschen Standards deswegen auch kaum Anlass zur Zensur gäbe. In China gelten hierfür allerdings andere Maßstäbe, so wurde Brad Pitt nach „Sieben Jahre in Tibet“ etwa die Einreise ins Land verwehrt. Der Film selbst wurde verboten.
Pitt darf mittlerweile wieder ins Land und schrieb für die Fans der Shanghai-Premiere seines Films „Allied“ im Jahr 2016 wohl nicht zuletzt deswegen auch besonders lang Autogramme. Sein Mitwirken ist somit kein Ausschlusskriterium mehr für den chinesischen Markt – blutige Gewaltorgien allerdings schon. Und genau eine solche gibt es am Ende von „Once Upon A Time In Hollywood“ nun mal.
Der Kampf zwischen Cliff Booth (Brad Pitt) und den Manson-Jüngern, zu dem später auch noch Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) spektakulär hinzustößt, ist zweifelsohne überspitzt inszeniert, deswegen aber nicht weniger brutal, sodass Zuschauer hier und da auch lieber mal die Hände vorm Gesicht zusammenschlagen. Genau das kann sich das chinesische Publikum aber wohl sparen.
Bekommt China ein völlig anderes Ende?
Während bislang unbekannt ist, ob der Film tatsächlich geschnitten in die chinesischen Kinos kommt, gehen wir davon aus, dass zumindest im Finale die Schere angesetzt werden dürfte. Gleichzeitig stellt sich dabei allerdings die Frage, was von dem Gemetzel letztlich übrigbleibt. Denn sowohl das Flammenwerfer-Inferno als auch der zermatschte Schädel der durchgedrehten Sadie (Mikey Madison) dürften wohl entfernt werden. Wird das alles bloß angedeutet und in Sekundenschnelle abgehandelt? Oder gleich das komplette Finale gestrichen?
Außerdem wäre es durchaus denkbar, dass man sich auch an der berüchtigten Bruce-Lee-Szene zu schaffen macht, in der die sinoamerikanische Kampfsport-Legende nicht allzu gut wegkommt. Patriotismus wird in China nämlich eher groß als klein geschrieben.
Es wäre nicht das erste Mal, dass aufgrund verrückter Zensurgesetze Filme derart umgemodelt werden, dass sie ihren ursprünglichen Charakter verlieren und plötzlich eine ganz andere Botschaft vermitteln. Das wäre theoretisch auch bei „Once Upon A Time In Hollywood“ möglich, wenn man etwa entscheidende, an die tatsächlichen Manson-Morde angelehnte Elemente oder gleich das komplette Finale streichen würde. Denn Tarantino hat sich bei seinem Finale durchaus was gedacht…
Das Ende von "Once Upon A Time In Hollywood": Highlight oder Frechheit?So könnte man beispielsweise zeigen, wie die Mansons in Rick Daltons Villa einsteigen, sich mit dem zugedröhnten Stuntman Cliff unterhalten und anschließend mit ein, zwei schnellen Schnitten dem Erdboden gleichgemacht werden.
Aber selbst die ersten oder letzten Minuten einfach auszusparen, ist eine Möglichkeit, wie unlängst „Rambo 5: Last Blood“ zeigte. Der läuft in Deutschland ungeschnitten, während in den USA und anderen Ländern gleich zu Beginn über zehn Minuten fehlen.
In Deutschland uncut: Diese "Rambo 5"-Szenen fehlen in anderen Ländern komplett!„Once Upon A Time In Hollywood“ startete zwar bereits vor über sechs Wochen in den heimischen Kinos, hält sich aber immer noch wacker in den deutschen Kinocharts – und ist deswegen auch nach wie vor im Programm zahlreicher Lichtspielhäuser.