Das Ende des Zweiten Zeitalters von Mittelerde war in filmischer Form bereits im Prolog von „Der Herr der Ringe: Die Gefährten“ zu sehen: Saurons Niederlage gegen das letzte Bündnis aus Elben und Menschen. Abgesehen davon erdachte sich Autor J.R.R. Tolkien für diese Geschichtsperiode noch das Schmieden der Ringe der Macht sowie den Untergang Númenors.
Der Rest des Zeitalters, das immerhin 3441 Jahre umfasst, blieb hingegen relativ unbeschrieben. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass Amazon bei der Interpretation der verbleibenden Epoche für seine „Der Herr der Ringe“-Serie freie Hand hat. Wie Tolkienexperte Tom Shippey in einem Exklusiv-Interview mit der Deutschen Tolkiengesellschaft nun klar macht, sind dem Steamingdienst vom Tolkien Estate in Sachen Inhalt und Struktur nämlich enge Grenzen gesetzt. Das Estate hält die Rechte an Tolkiens Werken, allerdings abgesehen von „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Diese veräußerte der Autor noch zu Lebzeiten und werden derzeit von Middle-earth Enterprises verwaltet.
Tolkien Estate hat letztes Wort
Amazon hat aufgrund der Spärlichkeit der Informationen zwar relativ viel Spielraum, was die Interpretation der literarischen Ereignisse angeht, etwa durch die Einführung neuer Figuren oder zusätzlicher Ereignisse, Tolkiens Eckdaten über Saurons Aufstieg und seine dunklen Machenschaften im Zweiten Zeitalter dürfen jedoch nicht grundlegend verändert werden. Alle Interpretationen müssen „tolkienesk“ bleiben und dürfen somit dem offiziellen Kanon nicht widersprechen.
Das Tolkien Estate behält sich hier ein Vetorecht vor. Gleichzeitig hält das Estate die Rechte für das Erste Zeitalter, in denen Morgoth und der Simaril zentrale Rollen spielen, unter Verschluss. Verweise auf die Zeit Saurons als Morgoths rechte Hand sind daher rechtlich schwierig und nur eingeschränkt möglich, so weit sie auf das Zweite Zeitalter Einfluss haben.
Ob Amazon derweil Verhandlungen mit Middle-earth Enterprises geführt hat, die ja die Rechte an den Ereignissen im „Hobbit“ und dem „Herrn der Ringe“ (Drittes Zeitalter) halten, ist nicht bekannt. Also auch nicht, ob in der Serie auf diese zukünftigen Ereignisse angespielt werden darf.
Ein rechtliches Minenfeld
Tom Shippey zeichnet im Interview ein Bild von einem durchaus schwierigen rechtlichen Minenfeld, auf dem sich die Serie handlungstechnisch bewegt. Auch wenn Shippey natürlich hauptberuflich Tolkien-Experte und nicht Rechtsanwalt ist, halten wir seine Einschätzungen für ziemlich vertrauenswürdig – anders als bei seinen Aussagen zur angestrebten Episodenzahl. Dass das Tolkien Estate seine Rechte wie Gollum den Ring hütet, ist schließlich nicht zuletzt durch seine Haltung zu Filmprojekten wie „Tolkien“ kein Geheimnis.
Darum könnte es in "Der Herr der Ringe" gehen
Außer Karten und einem Vorstellungsvideo des kreativen Teams ist quasi noch nichts über „Der Herr der Ringe“ bekannt. In Anbetracht der Umstände und des Titels glauben wir jedoch, dass es vor allem um Sauron gehen wird und höchstwahrscheinlich um seine freiwillige Gefangennahme und die Korrumpierung von Númenor, was schließlich zum Untergang des großen Inselkönigreichs führt. Hier gibt es durchaus noch einige unbeschriebene, interessante Details für Amazons Vorhaben. Die erste Staffel der „Der Herr der Ringe“-Serie soll im Laufe des Jahres 2021 bei Amazon erscheinen.
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