Das Zweite Zeitalter also. Seit März 2019 wissen wir, dass in Amazons „Der Herr der Ringe“-Serie nicht etwa die Abenteuer des junge Aragorn gezeigt werden oder die Geschichte von Morgoth und den Silmaril im Ersten Zeitalter, sondern eben die Ereignisse des Zweiten Zeitalters.
So richtig viel weiter hilft das allerdings auch nicht, denn das Zweite Zeitalter umfasst eine Spanne von 3441 Jahren und selbst wenn die „Herr der Ringe“-Serie wirklich fünf Staffeln bekommt: Darin können unmöglich alle Ereignisse des Zweiten Zeitalters erzählt werden, zumal bei einer Serie auch eine gewisse zeitliche und personelle Kohärenz gegeben sein muss. Sprich: Man kann nicht ständig Hunderte Jahre überspringen und neue Figuren einführen. In diesem Artikel spekulieren wir also darüber, auf welche Ereignisse sich die Serienmacher Patrick McKay und John D. Payne konzentrieren könnten.
Sauron und die Elben
Sauron, bekannt als Oberbösewicht in der „Der Herr der Ringe“-Trilogie spielte als Diener des noch mächtigeren, noch böseren Morgoth bereits im Ersten Zeitalter eine wichtige Rolle. Doch nach der Niederlage seines Meisters ist Sauron im Zweiten Zeitalter nun das größte Übel in Mittelerde und Arda (so heißt die Welt von „Der Herr der Ringe“).
Um das Jahr 500 des Zweiten Zeitalters zeigt sich Sauron erstmals wieder in Mittelerde und um das Jahr 1000 hat er seine alte Macht beinahe wiedererlangt. Eine Epoche, auf die sich McKay und Payne konzentrieren könnten, beginnt dann ab 1500. Ab diesem Zeitpunkt versucht er nämlich, die Elben in Mittelerde um den Finger zu wickeln und hilft ihnen dabei, die Ringe der Macht zu schmieden. Doch wie wir aus der „Der Herr der Ringe“-Trilogie wissen, ist Sauron nicht zu trauen und er schmiedet heimlich einen Meisterring, den Einen Ring.
Saurons Plan geht jedoch nicht ganz auf. Die Elben kommen ihm schnell auf die Schliche, die Zwerge erweisen sich als ziemlich widerstandsfähig gegen den Einfluss der sieben Ringe und nur die neun Menschen verfallen Saurons Macht und werden zu den Ringgeistern, den Nazgûl. Trotzdem gelingt es Sauron, beinahe ganz Mittelerde zu erobern und die Elben fast zu besiegen. Nur dank des Eingreifens der Menschen aus Númenor unter dem späteren König Tar-Minastir kann er im Jahr 1700 geschlagen werden.
Aufstieg und Fall Númenors
Und Númenor ist ein gutes Stichwort, denn über die sternenförmige Insel zwischen Mittelerde und dem westlichen Kontinent Aman ließe sich ebenfalls eine spannende Serie stricken. Wirklich interessant wird es dort aber erst ab dem Jahr 3255 des Zweiten Zeitalters. Zwar sagen sich die Númenórer bereits ab etwa 1.000 Jahren vorher langsam von den Valar (gewissermaßen den Göttern oder Engeln von Arda) und den Elben los, doch die offene Rebellion beginnt erst mit der Machtergreifung von Ar-Pharazôn, dem letzten König Númenors.
Im Jahr 3261 segelt jener Ar-Pharazôn dann nach Mittelerde, um den mittlerweile wiedererstarkten Sauron zu unterwerfen und nimmt ihn als Gefangenen mit nach Númenor. Dort schmeichelt sich der mächtige Fiesling aber nach und nach bei Ar-Pharazôn und den anderen Menschen am Hof ein und bringt sie im Jahr 3319 schließlich dazu, entgegen des strengen Verbots nach Aman im Westen zu segeln, um die sogenannten Unsterblichen Lande zu erobern.
Hier greift dann jedoch schließlich Eru Ilúvatar, der oberste Gott und Schöpfer von Arda, ein und zerstört Ar-Pharazôn mitsamt seinen Truppen und seiner Flotte. Die daraus resultierende Flutwelle lässt Númenor im Meer versinken und nur wenige entkommen, darunter der bis zuletzt Valar-treue Elendil und seine Söhne Isildur und Anárion (ebenfalls bekannt aus der „Der Herr der Ringe“-Trilogie).
Das Letzte Bündnis
Eine dritte mögliche Geschichte für die Serie haben wir bereits teilweise in filmischer Form zu sehen bekommen, nämlich im Prolog von „Der Herr der Ringe - Die Gefährten“ (der übrigens am heutigen 23. Juni 2019 um 20.15 Uhr auf SAT.1 gezeigt wird). Nach dem Untergang Númenors gründen Elendil, Isildur und Anárion die Königreiche Gondor und Arnor in Mittelerde, locken damit im Jahr 3428 jedoch den beim Untergang von Númenor schwer in Mitleidenschaft gezogenen Sauron wieder aus der Deckung.
Elben, Menschen und wohl auch Zwerge schließen sich zum sogenannten Letzten Bündnis zusammen und können Sauron schließlich unter großen Verlusten in Mordor besiegen. Der Krieg endet damit, dass Isildur Sauron den Einen Ring vom Finger schneidet und ihn damit vernichtet – allerdings immer noch nicht endgültig, das geschieht erst am Ende von „Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs“.
An welche Geschichte glauben wir?
Alles in allem halten wir die Geschichte vom Aufstieg und Fall Númenors am geeignetsten, da deren Höhepunkt sich über einen Zeitraum von „nur“ 64 Jahren erstreckt. Wie Sauron zunächst unterworfen wird, doch dann nach und nach den Hof in Númenor korrumpiert und die Menschen zu immer grausigeren Taten anstachelt und wie am Schluss der ganze Kontinent im Meer versinkt – das könnte eine großartige Serie ergeben. Und womöglich könnte man das Letzte Bündnis da auch noch direkt hinten ranhängen.
Dass McKay und Payne wie bei einer Anthologie-Serie einen Abschnitt des Zweiten Zeitalters pro Staffel erzählen, wäre theoretisch auch denkbar. Allerdings tippen wir eher auf eine zusammenhängende, über mehrere Staffeln erzählte Story à la „Game Of Thrones“ – denn schließlich soll die „Der Herr der Ringe“-Serie indirekt das Erbe der HBO-Erfolgsserie antreten. Theoretisch könnten McKay und Payne auch die gesamten Ereignisse des Zweiten Zeitalters auf wenige Jahre kondensieren, um die Erschaffung der Ringe, Númenor und das Letzte Bündnis unter einen Hut zu kriegen. Doch das halten wir für eher unwahrscheinlich, da sie damit wohl den Zorn der Tolkien-Fans auf der ganzen Welt auf sich ziehen würden…
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