Noch immer ist die Logik der Zeitreise-Regeln einer der meistdiskutierten Aspekte von „Avengers 4: Endgame“. Während die Macher mehrfach klarstellten, sich nicht an den sogar namentlich erwähnten „Zurück in die Zukunft“-Filmen orientiert zu haben, haben die MCU-Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely laut Comic Book nun eine der wirklichen Inspirationsquellen genannt: „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“, den dritten Teil der Reihe.
Und tatsächlich kommt die Zeitreise in dem Zaubererstreifen nah an die Regeln von „Avengers 4“ heran, hat gleichzeitg jedoch ihre ganz eigenen Probleme.
"Harry Potter" trifft "Avengers 4"
Wir erinnern uns: In „Der Gefangene von Askaban“ erhält Hermine (Emma Watson) von Professor McGonagall (Maggie Smith) einen Zeitumkehrer, mit dem sie durch die Zeit reisen kann, um so an mehreren parallel verlaufenden Unterrichtsstunden teilzunehmen. Dabei darf sie in der Vergangenheit jedoch weder von einer anderen Person noch von sich selbst gesehen werden.
Harry und Hermine benutzen den Zeitumkehrer später, um den eigentlich bereits hingerichteten Hippogreif Seidenschnabel zu befreien und beobachten dabei ihre eigenen Vergangenheits-Ichs. Die Szene scheint McFeely nachhaltig beeindruckt zu haben:
„Ich liebe den dritten Harry Potter-Film, in der ein Stein eine Vase zerbricht. Du weißt nicht, warum, doch das ist okay und die Szene wirft dich nicht aus der Handlung. Dann kommst du zurück und du begreifst, dass sie den Stein selbst auf sich geworfen haben. Das finde ich klasse“.
Das Problem dabei ist, dass J. K. Rowling selbst zugegeben hat, sich nicht intensiv mit Zeitreisen beschäftigt zu haben und deswegen einige Ungereimtheiten und Probleme für ihre Geschichte entstanden sind. In ihrer Version kann im Gegensatz zu „Avengers 4“ (anscheinend) nur eine, wohl ohnehin vorbestimmte Zeitlinie existieren. In etwa so wie in „Matrix“.
Wie in "Harry Potter" – aber irgendwie auch nicht
Streng genommen müsste es den „Harry Potter“-Regeln zufolge im ersten „The Avengers“ aus dem Jahr 2012 daher auch zwei Hulks, Iron Mans und Captain Americas geben, wie in „Avengers 4“ gezeigt. McFeely merkt darauf an, dass wenn das Studio alles Geld der Welt gehabt und von den zukünftigen Plänen mit den Infinity-Steinen gewusst hätte, wohl bereits in diesem Film erste Hinweise auf die zukünftige Zeitreise gestreut worden wären.
Die „Harry Potter“-Methode hat dabei zumindest den Vorteil, dass wie im MCU Veränderungen in der Vergangenheit die Zukunft prinzipiell nicht verändern können. Hier haben sich Markus und McFeely bereits deutlich von den Regeln in „Zurück in die Zukunft“ und auch in „X-Men“ abgegrenzt, die ihnen in dieser Hinsicht zu einfach erscheinen.
Obwohl die Zeitreise-Regeln aus „Harry Potter“ dem MCU daher zumindest nahe kommen, hat dieses definitiv seine eigenen, originellen Regeln erschaffen. Was in der Vergangenheit in der Hauptzeitlinie passiert ist, ist bereits passiert. Man kann es nicht mehr ändern. Die Infinity-Steine, nicht Magie, sind hier für den Fluss der Zeit verantwortlich.
Nimmt man einen dieser Steine weg, teilt sich der Fluss auf. Erst und nur dann entsteht eine neue Realität, eine alternative Zeitlinie. Mehrere Zeitlinien existieren nach „Avengers 4“ nun nebeneinander. Das wäre bei „Harry Potter“ und seinen magischen Prophezeiungen undenkbar.
Dass dies die Zeitreise-Regeln innerhalb des MCU sind, sollte man auch als möglicherweise verwirrter Zuschauer wohl einfach akzeptieren. Zu viele Theorien über Zeitreisen können ansonsten nämlich wirklich zu „Kopfschmerzen“ führen, wie Christopher Markus augenzwinkernd anmerkt.
Diese Szene aus "Avengers 4: Endgame" soll die teuerste Einstellung der Filmgeschichte enthalten