Es ist erst wenige Wochen her, dass Disney seinen Kauf von Konkurrent 20th Century Fox endgültig in trockene Tücher gebracht hat – für die stolze Summe von 71 Milliarden Dollar. Jetzt steht jedenfalls erst mal Großreinemachen auf dem Plan – und das gilt offenbar nicht nur für einzelne Angestellte und ganze Studioteile, sondern auch für Filmprojekte, die eigentlich längst grünes Licht bekommen haben.
Besonders schade ist das im Fall von „Mouse Guard“, einer Kino-Adaption der gefeierten, seit 2006 erscheinenden Comic-Reihe. Der Dreh unter der Regie von Wes Ball („The Maze Runner“-Trilogie) sollte eigentlich bereits in zwei Wochen beginnen. Das ist schon ein sehr kurzfristiger Zeitpunkt, um eine Produktion dieser Größenordnung (das Budget soll bei etwa 175 Millionen Dollar gelegen haben) doch noch abzublasen.
Das steckt hinter "Mouse Guard"
Im Mittelpunkt der Comic-Reihe „Mouse Guard“ von David Petersen stehen intelligente Mäuse, die in einer mittelalterlichen Welt in Dörfern und kleinen Städten leben, sich dort aber immer wieder mit der Bedrohung durch größere Tiere konfrontiert. Und es ist die Aufgabe der Mouse Guard, für die Verteidigung zu sorgen. Quasi eine Nagetier-Version der Nachtwache, wobei sich sowieso eine ganze Menge Parallelen zu „Game Of Thrones“ ziehen lassen. Vermutlichen haben der erwachsene Look und die erwachsenen Themen mit dazu beigetragen, dass sich Disney gegen den Film entschieden hat. Ein Film mit kleinen Mäusen, der dann nicht (nur) ein ausgewiesener Familienfilm ist? Das passt natürlich nicht ins Portfolio des Mäusestudios...
Umgesetzt werden sollte „Mouse Guard“ nicht nur mit Schauspieler Andy Serkis in einer zentralen Rolle, sondern auch mit derselben Motion-Capture-Technik, die auch schon bei der neuen „Planet der Affen“-Trilogie zum Einsatz gekommen ist. Deshalb wurde auch extra Matt Reeves („Planet der Affen: Survival“, „The Batman“) als Produzent mit an Bord geholt. Und das könnte auch noch ein weiterer Punkt sein, der für Disney gegen das Projekt gesprochen hat. Schließlich wäre „Mouse Guard“ mit einer ganz ähnlichen Technik wie Disneys eigenen Live-Action-Remakes wie „Der König der Löwen“ oder „The Jungle Book“ umgesetzt worden. Da wollte man sich selbst wohl nicht mehr Konkurrenz machen als nötig.
So geht es mit "Mouse Guard" jetzt weiter
Dinsey hat das Projekt zwar abgeblasen, den Produzenten aber erlaubt, den Film kurzfristig noch bei einem anderen Studio unterzubringen. Aber wer hat schon 175 Millionen Dollar auf der hohen Kante, um sich mal eben so und ohne lange zu überlegen ein Filmprojekt dieser Größenordnung anzulachen? Uns fällt da auf Anhieb jedenfalls nur Netflix ein. Zumal ein Projekt von Andy Serkis ja auch schon mal kurzfristig bei dem Streaming-Giganten gelandet ist, nämlich die auch mehr als 100 Millionen Dollar teure „Dschungelbuch“-Adaption „Mogli: Legende des Dschungels“.