Die große Heldin in „Alita: Battle Angel“ wird zwar eigentlich von Schauspielerin Rosa Salazar verkörpert, zu sehen gibt es die 34-Jährige im Film allerdings nicht – zumindest nicht so richtig, denn die Protagonistin der Manga-Verfilmung wurde mittels Motion-Capturing zum Leben erweckt und von Kopf bis Fuß animiert. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Anblick von Alita dabei vor allem, weil das Cyborg-Mädchen zwar stark vermenschlicht wurde, gleichzeitig für die Verfilmung aber an den in Mangas üblicherweise großen Augen festgehalten wurde. Wir haben „Alita“-Regisseur Robert Rodriguez, Darsteller Christoph Waltz und Jon Landau, der den Science-Fiction-Kracher gemeinsam mit James Cameron produzierte, getroffen und mal nachgehakt: Warum hat Alita eigentlich so große Augen?
Die Augen sind das Fenster zur Seele
Bereits im Jahr 2005 fertigte Cameron („Terminator“, „Avatar“) erste Skizzen an, die deutlich machten, dass Alitas Leinwand-Inkarnation weitestgehend ihrem Manga-Vorbild entsprechen soll. Als Robert Rodriguez schließlich mit dem Projekt vertraut wurde, kam ihm bei Alitas Anblick nur ein Gedanke, wie er uns im Interview verriet: „Wow, er [James Cameron] will tatsächlich die erste fotorealistische Manga-Figur erschaffen. Ich muss das einfach machen.“
Es war aber nicht bloß der Reiz, etwas noch nie Dagewesenes zu kreieren, der nun neben Cameron auch Rodriguez antrieb. Denn Augen haben für ihn eine ganz besondere Bedeutung: „Man sagt, dass die Augen das Fenster zur Seele sind. Und mit diesen Augen wirkte sie eben nicht nur wie eine zum Leben erwachte Comic-Figur. Sie war mehr.“ Alita sollte dadurch also auch an emotionaler Tiefe gewinnen – ein Plan, der unserer Meinung nach aufgeht. Denn im Getümmel des computergenerierten Effektgewitters ist „Alita: Battle Angel“ vor allem Popcorn-Kino mit einer großen Portion Herz, wie ihr in unserer Kritik nachlesen könnt:
Alita: Battle AngelChristoph Waltz: "Augen sind zum Rausschauen da"
Christoph Waltz („Inglourious Basterds“), der nach wiederholter Zusammenarbeit mit Quentin Tarantino jetzt also auch für dessen Kumpel Rodriguez vor der Kamera stand und in „Alita: Battle Angel“ als Robo-Doktor und „Ziehvater“ der Titelheldin, Dr. Dyson Ido, zu sehen ist, teilt diese Theorie nur bedingt. Der zweifache Oscar-Preisträger ist schließlich Experte, wenn es darum geht, einer Figur auf der Leinwand Tiefe zu verleihen – und beteuert, dass sich uns die Seele eines Menschen wohl weniger durch Einblick in dessen Augen erschließt und wir Menschen eher deren Verhalten lesen.
„Die Augen, wie ich das auch bei Alita auffasse, dienen mehr zum Rausschauen als zum Reinschauen“, so Waltz, der den Nagel damit durchaus auf den Kopf trifft. Der Schlüssel ist also nicht, Alita genau in die Augen zu schauen, sondern stattdessen ihre Sicht auf die Dinge einzunehmen. „Das ist zwar kein ganz neues, aber ein wunderbar brauchbares und nützliches Mittel, einen Blick auf unsere Welt durch die Augen eines Unschuldigen zu werfen“, weiß Waltz.
Alita ist nicht asiatisch
Cameron und Rodriguez wollten zwar die erste fotorealistische Manga-Figur der Kinogeschichte erschaffen, asiatisch ist Alita deswegen aber noch lange nicht. Im Interview weist Produzent Jon Landau, der gemeinsam mit Cameron auch schon „Titanic“ und „Avatar“ realisierte, uns nämlich auf einen der größten Vorteile hin, die „Alita: Battle Angel“ verglichen mit anderen Manga-Adaptionen hat: „Die Geschichte spielt nicht ausdrücklich in Asien und auch Alita ist nicht asiatisch.“ Die Überlebenden des großen Krieges, der sich vor einigen hundert Jahren auf der Erde zutrug, fanden nämlich in Iron City zusammen – neben den Cyborgs leben hier also auch Menschen aus aller Welt. Einem Whitewashing-Skandal, wie es ihn einst bei der Hollywood-Version von „Ghost In The Shell“ gab, ging man damit aus dem Weg.
„Alita: Battle Angel“ läuft seit dem 14. Februar 2019 in den deutschen Kinos.