Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Für M. Night Shyamalan war es etwa im Nachhinein ein künstlerischer und nicht zuletzt auch finanzieller Segen, dass sich der für „The Sixth Sense“ gefeierte Regie-Star mit seinen superteuren Enttäuschungen „Die Legende von Aang“ (2010) und „After Earth“ (2013) im Gigantismus verrannt hatte. Nach schlechten Kritiken und hinter den Erwartungen bleibenden Einspielergebnissen war Shyamalan in Hollywood plötzlich ein rotes Tuch. Niemand wollte dem Filmemacher mehr Beträge von 150 Millionen Dollar für einen Film in die Hand drücken.
Deswegen finanzierte Shyamalan 2015 „The Visit“ für nur fünf Millionen Dollar einfach selbst. Der kleine, aber feine Horror-Thriller wurde ein Hit, spielte weltweit 98 Millionen Dollar ein und diente als Blaupause für Shyamalans neues Geschäftsmodell, bei dem die Gewinne zum größten Teil auf sein eigenes Konto statt auf das eines großen Hollywood-Studios fließen. Auch „Split“ (2016) kostete nur läppische neun Millionen Dollar, holte an der Kinokasse aber bärenstarke 278 Millionen Dollar wieder rein. Für „Glass“ sind die Aussichten jetzt ähnlich rosig, sodass sich Shyamalan als Regisseur, Drehbuchautor und alleiniger Finanzier erneut eine goldene Nase verdienen wird. Der Film kostete nämlich lediglich 20 Millionen Dollar - für eine Produktion dieser Art geradezu ein Schnäppchen.
USA: Starke Startprognose für "Glass"
Die Kollegen unserer amerikanischen Partnerseite Boxoffice.com taxieren „Glass“ in ihrer Prognose für den Nordamerika-Start mit 51,5 Millionen Dollar für das erste Wochenende (59 Millionen nach vier Tagen) und bezogen auf die Gesamtlaufzeit auf rund 110 Millionen Dollar. Das sind sehr gute Zahlen, die Einschätzung wurde zuletzt nach unten korrigiert, nachdem „Glass“ nur sehr durchwachsene Kritiken erhielt. Ein Startergebnis von 51,5 Millionen Dollar wäre trotzdem das zweitbeste in Shyamalans Karriere.
Alle US-Startergebnisse von M. Night Shyamalans Filmen
- 1. „Signs - Zeichen“: 60,1 Mio. Dollar (insgesamt 228,0 Mio. Dollar)
- 2. „The Village“: 50,8 Mio. Dollar (insgesamt 114,2 Mio. Dollar)
- 3. „Die Legende von Aang“: 40,3 Mio. Dollar (insgesamt 131,8 Mio. Dollar)
- 4. „Split“: 40,0 Mio. Dollar (insgesamt 138,3 Mio. Dollar)
- 5. „The Happening“: 30,5 Mio. Dollar (insgesamt 64,5 Mio. Dollar)
- 6. „Unbreakable“: 30,3 Mio. Dollar (insgesamt 95,0 Mio. Dollar)
- 7. „After Earth“: 27,5 Mio. Dollar (insgesamt 60,5 Mio. Dollar)
- 8. „The Sixth Sense“: 26,7 Mio. Dollar (insgesamt 293,5 Mio. Dollar)
- 9. „The Visit“: 25,4 Mio. Dollar (insgesamt 65,2 Mio. Dollar)
- 10. „Das Mädchen aus dem Wasser“: 18,0 Mio. Dollar (insgesamt 42,3 Mio. Dollar)
- 11. „Wild Awake“: 96. 000 Dollar (insgesamt 282.000 Dollar)
Der Januar ist in den USA und Kanada für Neustarts ein eher schwacher Monat, in dem meistens Filme gestartet werden, die weniger Aussichten auf kommerziellen Erfolg haben oder nirgendwo anders reinpassen. Mit einem prognostizierten Startergebnis von 51,5 Millionen Dollar würde sich „Glass“ auf Platz 2 der ewigen Bestenliste für Nordamerika einreihen.
Die 10 besten Januar-Starts in Nordamerika
- 1. „American Sniper“: 89,3 Mio. Dollar (insgesamt 305,1 Mio. Dollar)
- 2. „Ride Along“: 41,5 Mio. Dollar (insgesamt 135,0 Mio. Dollar)
- 3. „Kung Fu Panda 3“: 41,3 Mio. Dollar (insgesamt 143,5 Mio. Dollar)
- 4. „Cloverfield“: 40,1 Mio. Dollar (insgesamt 80,0 Mio. Dollar)
- 5. „Split“: 40,0 Mio. Dollar (insgesamt 138,3 Mio. Dollar)
- 6. „The Revenant“: 39,8 Mio. Dollar (insgesamt 183,6 Mio. Dollar)
- 7. „96 Hours – Taken 3“: 39,2 Mio. Dollar (insgesamt 89,3 Mio. Dollar)
- 8. „Lone Survivor“: 37,9 Mio. Dollar (insgesamt 125,1 Mio. Dollar)
- 9. „Krieg der Sterne – Special Edition“: 35,9 Mio. Dollar (insgesamt 138,3 Mio. Dollar)
- 10. „Ride Along 2“: 35,2 Mio. Dollar (insgesamt 91,2 Mio. Dollar)
Hollywood wollte "Glass" bezahlen, Shyamalan lehnte ab
Heute umgarnen die großen Hollywoodstudios M. Night Shyamalan übrigens wieder. Aber der in Indien geborenen Amerikaner bezahlt seine Projekte lieber weiter aus eigener Tasche, wie er uns im exklusiven Interview berichtet:
„Es gab nichts, was Disney und Universal lieber getan hätten, als für ‚Glass‘ zu bezahlen. Sie haben mir sogar das Vierfache des jetzigen Budgets angeboten. Aber ich habe abgelehnt. Einen Grund für seine Strategie nennt der Regisseur auch: Die Limitationen sind es ja gerade, was mich von anderen unterscheidet. Wenn ich schon einen Superheldenfilm mache und mich mit Marvel messe, dann muss es ein fairer Kampf sein – ihre Stärken gegen meine Stärken. Ich kann nicht einfach jede Menge Geld hinterherschmeißen, um sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Darin sind sie einfach viel besser als ich. Wir machen es hingegen so ‚klein‘ wie nur irgendwie möglich.“
In Nordamerika ist Universal Pictures zumindest als Verleiher an Bord, während Walt Disney die Aufgabe hierzulande übernimmt. In Deutschland startet „Glass“ bereits am 17. Januar 2019.