Boris Johnson ist bekannt für seine Frisur, seine Zeit als Bürgermeister in London, den Brexit und immer wieder für eher unbedachte und sehr oft auch falsche Aussagen. Daher sollte man alles, was Johnson sagt mit Vorsicht genießen – zumal, wenn er auch noch von einem Thema spricht, von dem er offensichtlich wenig Ahnung hat – wie Folgen eines EU-Austritts oder „Star Wars“. Und daher sorry liebe Fans: Dass Boris Johnson behauptet, dass George Lucas wieder einen „Star Wars“-Film macht, bedeutet nicht, dass George Lucas wieder einen „Star Wars“-Film macht. Doch was ist überhaupt passiert?
Der britische Ex-Außenminister und Brexit-Vorkämpfer war zu Gast bei einer Veranstaltung der Democratic Unionist Party, einer konservativen nordirischen Partei, die vor allem gegen eine mögliche Wiedervereinigung mit Irland ist. Dort lederte Johnson, wie zu erwarten war, gegen den Brexit-Deal und lobte vor allem wie toll Großbritannien mit dem „besten Technik- und Finanz-Sektor“ und „den besten Universitäten“ der Welt sei. Und dass man auch im kreativen und im Medienbereich einsame Spitze sei, unterlegte er mit einem Beispiel (um auch gleich für ein weiteres Lob noch zu Lichtschwertern überzuleiten): George Lucas wolle ein Obi-Wan-Kenobi-Biopic hier in Nordirland drehen. Den entscheidenden Ausschnitt über „Star Wars“ gibt es hier:
Schon wer dieses Video sieht, sollte eigentlich keine News mehr verbreiten, dass nun bekannt ist, dass George Lucas wieder „Star Wars“ macht. Lassen wir mal den typischen, etwas wirren Redestil von Johnson und die Bezeichnung Biopic weg, sollte doch relativ klar werden, dass hier ein Mann ein wenig angeben will, aber nicht wirklich über exklusive Informationen verfügt. Wahrscheinlich weiß Johnson nicht einmal, dass George Lucas das „Star Wars“-Franchise schon vor Jahren an Disney verkauft hat. Sorry, wir lehnen uns hier aus dem Fenster und glauben: Die Aussage ist Unsinn (und steigen auch nicht auf die Erklärungen anderer Seiten, dass der einflussreiche Johnson vielleicht Insider-Informationen habe, ein).
Der Politiker hat wahrscheinlich nur gehört, dass ein Obi-Wan-Kenobi-Film in Nordirland gedreht werden sollte und hat dies George Lucas zugeschrieben. Und das ist Old News. Schließlich machte bereits vor längerer Zeit die Runde, dass Ewan McGregor für eine zwischen „Episode III“ und „Episode IV“ spielende Geschichte zum Jedi-Einsiedler werden sollte. Mit Stephen Daldry („Der Vorleser“) war wohl schon ein Regisseur an Bord, angebliche Details zum Plot kursierten bereits und es hieß, dass ab Anfang Januar 2019 gedreht wird ... und zwar in den Pinewoood Studios bei London sowie in Nordirland.
Kommt überhaupt ein Kenobi-Film?
Aktuell gibt es allerdings Unsicherheit, ob überhaupt ein Kenobi-Film kommen wird. Nach dem Kinokassen-Flop von „Solo: A Star Wars Story“ wurde bei Lucasfilm alles auf den Prüfstand gestellt – vor allem Einzelfilme um bereits etablierte Figuren. Daher wird vermutet, dass ein Kenobi-Film sogar ganz abgesagt wurde. Eine offizielle Aussage dazu gibt es von Lucasfilm aber nicht. Schließlich wurde der Film auch nie offiziell angekündigt, es gäbe also gar nichts abzusagen.
Aktuell dürfen Fans, die einen Kenobi-Film sehen wollen, also weiter die Hoffnung hegen, dass es dazu eines Tages noch kommen wird. Auf ein Comeback von George Lucas als Autor oder Regisseur oder auch nur Berater des Regisseurs dieses Films sollten sie aber nicht hoffen. Der „Star Wars“-Erfinder hat schließlich selbst schon mehrfach deutlich gesagt, dass er nicht mehr direkt an Blockbustern beteiligt sein wird. Boris Johnson hat hier wahrscheinlich einfach nur Dinge gesagt – wie so oft in seiner bisherigen Laufbahn.