Zur besinnlichen Weihnachtszeit haben sich Ryan Reynolds und das Autoren-Duo Rhett Reese und Paul Wernick etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Das mit Schimpfworten und Gewalt nicht geizende Comic-Abenteuer „Deadpool 2“ wird unter dem Titel „Once Upon A Deadpool“ einen familienfreundlicheren Anstrich bekommen und pünktlich zu den Feiertagen noch einmal in die US-Kinos kommen. In Anlehnung an die kultige Fantasy-Komödie „Die Braut des Prinzen“, in der dem jungen (Ex-)Kinder-Star Fred Savage („Wunderbare Jahre“) die Handlung des Films erzählt wird, erzählt nun Deadpool einem mittlerweile erwachsenen Savage (gegen seinen Willen) die Story von „Deadpool 2“ und spart dabei natürlich ganz kindgerecht die expliziteren Inhalte aus. Das Problem bei der Sache: Die irre Idee stammt wahrscheinlich gar nicht von Reynolds und Co.
Schon vor rund einem Jahr hat der Comic-Autor und -Zeichner Michael Vincent Bramley einen Vorschlag für einen „Deadpool“-Film mit einer geringeren PG-13-Altersfreigabe auf Twitter gepostet, der sich exakt wie das liest, was wir nun tatsächlich im ersten Trailer zu „Once Upon A Deadpool“ zu sehen bekommen haben. Anlass für den Tweet war die sich damals abzeichnende Übernahme des Studios Fox (von dem die „Deadpool“-Filme stammen) durch Disney und die Frage, wie letzterer Konzern dann mit einer Figur wie Deadpool umgehen würde.
Wörtlich heißt es in dem am 7. Dezember 2017 abgesetzten und direkt an Ryan Reynolds gerichteten Post: „Wenn Marvel dich zwingt, einen PG-13-‚Deadpool‘ zu machen, kopier einfach die Rahmenhandlung von ‚Die Braut des Prinzen‘ und lass es Deadpool für Fred Savage in Form einer Gute-Nacht-Geschichte zensieren. Für einen entführten, erwachsenen Fred Savage.“
Bramley, der laut eigener Aussage erst nach der Veröffentlichung des „Once Upon A Deadpool“-Trailers mitbekommen hat, dass es tatsächlich eine jugendfreie „Deadpool 2“-Version geben wird, hat nun selbst via Twitter und Facebook auf die deutlichen Parallelen hingewiesen und dabei auch erwähnt, dass er keine Ahnung hat, wie seine Idee nun in dem Film gelandet ist und er vorher auch nichts davon wusste:
Wer hatte die Idee zuerst?
Nun stellt sich natürlich die große Frage, ob alles einfach nur ein sehr (sehr!) großer Zufall ist und der Comic-Zeichner und die „Deadpool“-Macher unabhängig voneinander die exakt gleiche Idee hatten oder ob sich letztere nicht doch eher von Bramleys Tweet „inspirieren“ ließen.
Sollte tatsächlich ersteres der Fall sein, wäre aber wohl trotzdem Bramley früher dran gewesen. Wie „Deadpool 2“-Co-Autor Paul Wernick in einem Interview mit /Film nämlich verriet, sei Ryan Reynolds auf die Sache mit der neuen Rahmenhandlung gekommen, als die Macher nach dem Start von „Deadpool 2“ im Mai 2018 zusammensaßen und mit ein paar weiterführenden Ideen zum Franchise jonglierten – also über ein halbes Jahr nach Bramleys Tweet.
Alles nur ein PR-Gag?
Die Website io9 führt allerdings noch eine dritte Möglichkeit zur Aufklärung des mysteriösen „Once Upon A Deadpool“-Falls an. So werfen die Kollegen die Theorie in den Raum, dass Bramley vielleicht ja gemeinsame Sache mit dem „Deadpool“-Team macht und alles nur Teil einer von langer Hand geplanten Marketing-Kampagne ist, um noch stärker auf die neue Filmversion aufmerksam zu machen. Als potentielle Stütze für diese Theorie führt man bei io9 den angeblich verdächtigen Instagram-Account von Bramley an, den dieser erst um den „Deadpool 2“-Kinostart im Mai 2018 ins Leben gerufen hat. Sein erster Post ist dabei ausgerechnet eine von ihm selbst angefertigte Zeichnung der in dem Film Deadpool zur Seite stehenden Domino (Zazie Beetz), die Bramley als seine „neue Lieblingsmutantin“ bezeichnete.
Für uns sieht zumindest das aber eher nach Zufall aus und auch auf Nachfrage von io9 erklärte Bramley, dass die ganze Angelegenheit kein abgekartetes Spiel sei: „Ich wünschte, es wäre so. Wenn Ryan Reynolds will, dass ich sage, es sei ein Trick, sage ich das auch. Als Gegenleitung verlange ich nur, dass er uns ein paar zusammenpassende BFF-Armbänder [BFF = Best Friends Forever, also für immer beste Freunde] kauft und die in Interviews, App-Werbungen oder bei was auch immer er als nächstes macht trägt.“
Generell scheint Bramley, der sich selbst als großer Ryan-Reynolds-Fan bezeichnet, die Sache trotz einiger Seitenhiebe auf Ideenklau und nachträgliche Bezahlung recht locker zu nehmen und würde sich offenbar als Entschädigung auch mit ein paar Premieren-Tickets für die nächsten Filme des Hollywood-Stars zufrieden geben, wenn es mit den BFF-Armbändern nichts wird:
Endgültige Aufklärung dürfte wohl erst Ryan Reynolds bringen, an den nach wie vor die meisten von Bramleys jüngeren Tweets adressiert sind. Bislang blieb eine Reaktion des Schauspielers aus, doch er (oder vielleicht sogar Deadpool) wird sich bestimmt noch zu der Geschichte äußern. Bis zum US-Kinostart von „Once Upon A Deadpool“ am 12. Dezember 2018 ist immerhin noch ein wenig Zeit. Über eine deutsche Veröffentlichung der gekürzten „Deadpool 2“-Version ist bislang übrigens noch nichts bekannt.