Netflix hat in den vergangenen zwölf Monaten bereits das 5-Sterne-Meisterwerk „Auslöschung“ (eine Schande) und das Science-Fiction-Quasi-Sequel „The Cloverfield Paradox“ (taugt eh nichts) vor der geplanten Kinoauswertung weggekauft und stattdessen direkt in sein Streaming-Angebot aufgenommen. Zuletzt hat Netflix zudem die „Dschungelbuch“-Verfilmung „Mogli“ von Andy Serkis übernommen, von der das Studio Warner Bros. wohl einfach nicht wusste, wie man eine düstere Version des Disney-Abenteuers in den Kinos vermarkten soll.
Wir haben ja bereits ausführlich erklärt, dass wir diese Entwicklung insgesamt mit Sorge beobachten. Dann soll Netflix lieber Meisterstücke wie den aktuellen Venedig-Gewinner „Roma“ oder die nach Jahrzenten fertiggestellten Orson-Wells-Regiearbeit „The Other Side Of The Wind“ selbst produzieren – diese Filme würden wir zwar auch lieber auf der großen Leinwand sehen, aber weil es sie ohne das Netflix-Geld vermutlich gar nicht geben würde, braucht sich da auch niemand allzu laut zu beschweren.
Kollateralschaden des Weinstein-Skandals
Jetzt plant Netflix also den nächsten Aufkauf eines Kinoprojekts. Aber in diesem Fall ist das wohl eher eine Rettung als ein Wegschnappen. Denn nachdem der Horror-Thriller „Polaroid“ von Lars Klevberg ursprünglich eigentlich schon im Herbst 2017 in die Kinos kommen sollte, wanderte er nach dem Losbrechen des Weinstein-Skandals erst einmal in den Giftschrank. Die rechtehaltende Weinstein Company hatte damals eben plötzlich ganz andere Probleme, als einen Schauerfilm in die Kinos zu bringen.
Nun soll sich Netflix allerdings ohne großes Tamtam die Rechte an dem Film gesichert haben. (Es ist offenbar noch nichts final unterschrieben, aber das soll wohl nur noch Formsache sein.) In diesem Fall hat der Streaming-Anbieter allerdings keinen Film in letzter Sekunde aus den Kinos geholt, sondern „Polaroid“ wohl eher vor dem endgültigen Verschwinden in der Versenkung bewahrt.
Worum geht’s in "Polaroid"?
Der Gruselfilm ist eine Adaption eines gleichnamigen Kurzfilms, der ebenfalls von Lars Klevberg selbst stammt (damit ist die Konstellation eine ganz ähnliche wie zuletzt bei „Lights Out“): Die schüchterne Schülerin Bird Fitcher (Kathryn Prescott) verbringt lieber Zeit mit der Fotografie als mit ihren Mitschülern. Als sie eines Tages eine alte Polaroidkamera in einem Antiquitätenladen entdeckt, ahnt sie natürlich nicht, dass jeder, der mit der Kamera fotografiert wird, schon kurze Zeit später einen gewaltvollen Tod stirbt. Und dann knippst die noch immer ahnungslose Bird bei einer Party auch noch ein Gruppenfoto von all ihren Mitschülern…
Wann „Polaroid“ dann auf Netflix erscheint und ob das auch in Deutschland der Fall sein wird, wo bisher noch der Verleih Wildbunch Germany die Rechte innehatte, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.