Es bleibt der Spekulation überlassen, warum James Gunn seine alten Witze über Sex mit Kindern und Vergewaltigung, die ihn kürzlich seinen Job bei Marvel-Mutterkonzern Disney kosteten, so lange online ließ. Andere wollen jedenfalls nun nicht ebenfalls den Fehler machen, wegen kontroverser alter Äußerungen belangt werden zu können: Wie kurz nach der Berichterstattung über Gunns Rauswurf aufgefallen ist, verschwanden eine große Masse Tweets vom Account des „Star Wars 8“-Regisseurs Rian Johnson – Vergleichsbildern zufolge, die im Netz die Runde machen, wurden mehr als 20.000 alte Tweets gelöscht (ein Blick ins Webarchiv zeigt, dass bis zum 25. Juli 2018 über 24.000 Tweets im Account waren, nun sind es gut 1.100). Wollte Rian Johnson alte Sünden löschen? Gab es gar eine Anweisung von Disney (wo Gunns alte Tweets bis vor kurzem ja entweder egal oder schlicht unbekannt waren)? Rian Johnson nahm nun selbst Stellung:
„Es gab absolut keine offizielle Anweisung und ich glaube nicht, dass ich jemals etwas so Schlechtes [wie Gunn] getwittert habe. Aber es war Kram aus neun Jahren, der größtenteils spontan geschrieben und jeweils als Eintagsfliege gedacht war. Wenn Trolle so was nun ausgraben, um Munition zu haben, weil diese Methode inzwischen normal ist, scheint mir das Löschen eine „Warum eigentlich nicht?“-Aktion zu sein.“
Mit dem letzten Satz spielt Rian Johnson, der wegen „Star Wars 8“ im Netz teils nicht einfach nur kritisiert, sondern angefeindet wurde, auf die politischen Gegner des liberalen James Gunn an. Seine Kontrahenten aus dem konservativen bis rechten Lager waren es, die Gunns kontroverse Tweets aus den Jahren 2008 bis 2012 plötzlich herumreichten und damit auf seine Entlassung hinwirkten. Es bleibt nun abzuwarten, wie offen Regisseure, Schauspieler und andere Stars künftig noch in den Sozialen Netzwerken schreiben werden, wenn sie nach dem Fall Gunn die Instrumentalisierung ihrer Äußerungen befürchten müssen.
Rian Johnson wurde von Disney beauftragt, eine neue „Star Wars“-Trilogie zu entwerfen, die keine größere Verbindung zu den anderen Filmen hat. Seit der Ankündigung im November 2017 wurden allerdings keine substanziellen Fortschritte vermeldet. Es ist auch kein weiteres Projekt bekannt, an dem Johnson derzeit arbeitet.