Es ist eine der für Filmfans überraschendsten, meist diskutierten Entwicklungen des Jahres: James Gunn, der Macher hinter den beiden „Guardians“-Filmen, wird „Guardians Of The Galaxy Vol. 3“ nicht inszenieren – er wurde von Disney gefeuert, nachdem alte Tweets ausgegraben worden waren, die er zwischen 2008 und 2012 veröffentlichte, vor seiner Arbeit für Marvel-Studios-Mutterfirma Disney. Gunns politische Gegner aus dem rechten Spektrum nutzten diese alten Witze des Regisseurs als Attacke gegen ihn, Gunn selbst bezeichnete die Sprüche über unter anderem Vergewaltigung und Sex mit Kindern in mehreren Tweets als „beleidigend“, verwies darauf, dass er sich als Person weiterentwickelt habe – und erklärte in einem Statement nach seiner Entlassung unter anderem (via The Wrap):
„Meine Worte von vor fast zehn Jahren waren damals komplett daneben, sie waren bedauerliche Versuche, provokativ zu sein.“ Seine Entlassung, auch das steht im Statement, akzeptiert er. Auf change.org aber wurde am Wochenende eine Petition gestartet, in der Gunns Rückkehr gefordert wird und die inzwischen schon fast 160.000 Unterstützer hat (Stand: 23. Juli 2018, 12.30 Uhr).
Was steht genau in der Petition?
Nutzer chandler edwards erklärt im Beschreibungstext, dass er selbst zwar nicht an den Erfolg glaube, aber zumindest hoffe, dass sich in Zukunft kein ähnlicher Fall mehr ereignet. Gunns Witze seien „scheiße und nicht lustig“, aber eben Gags und keine Meinung – außerdem, auch darauf verweist der Nutzer, wurden die Tweets abgesetzt, bevor Gunn von Disney angeheuert worden ist. „Die andere Sache ist: Wenn man bei Gunn so verfährt, müssten all die anderen Regisseure, die irgendwann in ihrem Leben miese Witze gemacht haben, also alle, ebenfalls so behandelt werden. Denn ich bezweifle, dass es auch nur einen Menschen auf dem Planeten gibt, der in seinem Leben nicht ein, zwei beschissene Witze gemacht hat.“
Wie aussichtsreich ist die Petition?
Es ist unwahrscheinlich, dass Disney Gunn zurückholen wird. Alan Horn, der Vorsitzende der Disney-Filmabteilung, bezeichnete die Tweets von Gunn in einer Stellungnahme zur Entlassung als „nicht zu verteidigen“ und „unvereinbar“ mit den Werten des Studios – das war eine klare, eindeutige Botschaft, die durch ein Zurückrudern verwässert würde. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Entlassung wohlüberlegt wurde, bevor man sie verkündet hat. Es dürfte dabei einkalkuliert worden sein, dass es Proteste gegen die Entlassung geben wird.
Dicke Umarmung von Drax
Aus den Reihen seiner Kollegen bekam James Gunn ebenfalls Unterstützung. Dave Bautista, der als Drax in den „Guardians“-Filmen ordentlich draufhauen kann, aber auch für seine Liebenswürdigkeit bekannt ist, schreibt auf Twitter: „James Gunn ist einer der liebevollsten, fürsorglichsten, gutherzigsten Menschen, die ich kenne. […] Er hat Fehler gemacht. Wie wir alle. Ich bin NICHT damit einverstanden, was ihm jetzt passiert.“
Auch Sean Gunn, der in den „Guardians Of The Galaxy“ eine kleine Rolle spielt, verteidigte seinen Bruder in einer langen Reihe von Tweets, in der er unter anderem hervorhebt, dass James Gunn schon lange offen mit seinen früheren, unglücklichen Provokationen umgegangen sei. Sehr deutliche Worte fand dann auch Michael Rooker, der in den zwei „Guardians“-Filmen Star-Lords Ziehvater Yondu verkörperte und seit Jahren sehr eng mit James Gunn befreundet ist. Ohne die Sache direkt beim Namen zu nennen, verkündete der von der „andauernden Scheiße“ auf Twitter genervte Rooker, künftig nichts mehr mit dem Kurznachrichtendienst zu tun haben zu wollen und so dort nicht länger aktiv zu sein:
Chris „Star-Lord“ Pratt zitierte nach dem Rausschmiss Gunns derweil die Bibel – er fordert damit sinngemäß, dass sich nun alle gegenseitig zuhören, überlegen, was sie sagen, und nicht wütend werden:
„Guardians Of The Galaxy Vol. 3“ soll 2020 in die Kinos kommen. Hinter den Kulissen dürfte die Suche nach einem Nachfolger für James Gunn laufen.