Als „Star Wars: Die dunkle Bedrohung“ 1999 in die Kinos kam, erlebte der Film einen der ersten Shitstorms der Geschichte im damals noch jungen Internet – lange natürlich, bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Wie schlimm es damals aber tatsächlich auch schon zur Sache ging, verdeutlichte Jar-Jar-Binks-Darsteller Ahmed Best kürzlich mit einem Twitter-Post, in dem er verriet, dass er aufgrund der Reaktionen in den Medien darüber nachgedacht habe, sich das Leben zu nehmen.
Damit ist er jedoch nur einer von vielen Filmschaffenden, die aufgrund von übertrieben heftigen und vor allem persönlich beleidigenden Angriffen von enttäuschten „Star Wars“-Fans mitgenommen wurden. Kelly Marie Tran etwa löschte nach rassistischen und sexistischen Beleidigungen alle Inhalte von ihrem Instagram-Profil. Und „Mission: Impossible 6“-Regisseur Christopher McQuarrie schrieb letztens auf Twitter, dass er mittlerweile „geheilt“ davon sei, jemals einen „Star Wars“-Film drehen zu wollen, nachdem er und „Die letzten Jedi“-Regisseur Rian Johnson unverhofft und völlig zusammenhangslos in die x-te, persönlich beleidigende Debatte um „Star Wars 8“ verwickelt wurden.
Ein gewisser Anteil der „Star Wars“-Anhängerschaft präsentiert sich also seit geraumer Zeit, aber vor allem in den letzten sechs Monaten, von seiner schlechtesten Seite. Das sieht offenbar auch James Gunn so, der einen Link zu der Nachricht über Ahmed Bests Selbstmordgedanken auf Twitter teilte und dazu schrieb, dass die Leute endlich mal runterkommen sollen. Einige Stunden später sah er sich aufgrund der Reaktionen unter seinem Post offenbar dazu gezwungen, seine Gedanken weiter auszuführen und legte nach: Es ginge ihm nicht darum, dass man statt des Schauspielers dann den Autoren (also George Lucas) angreifen solle, sondern dass man niemanden mit Hass überschütten solle, der sein Bestes gibt, um eine Geschichte zu erzählen. Auch wenn man die Story doof findet: Im Zweifelsfall einfach nicht anschauen.
Mit einem dritten Tweet schloss Gunn dann kurz darauf seine Ausführungen: „‚Star Wars‘ (oder jeder andere Film) mag euch vielleicht wichtig sein, aber es gehört euch nicht. Wenn euer Selbstbewusstsein davon abhängt, wie gut der aktuelle ‚Star Wars‘-Film ist, oder eure Kindheit ruiniert wird, weil euch etwas in einem Film nicht gefällt, dann begebt euch in Therapie.“ Damit dürfte er auch endgültig nicht nur auf Best, sondern auch auf die vielen Hassbotschaften bezüglich „Star Wars 8“ anspielen.
Hier könnt ihr euch Gunns gesamten Twitter-Thread anschauen:
Die letzte Aussage sollte man dabei keineswegs falsch verstehen: Gunn will keineswegs, dass sich alle wütenden „Star Wars“-Fans in Therapie begeben, wie es etwa die Kollegen von CBR in ihrer Überschrift verkürzend schreiben. Vielmehr geht es ihm um ein ernsthaftes Anliegen: Wessen Leben durch einen Film, und sei es ein so großer Film wie „Star Wars“, so sehr aus der Bahn gerät, dass er deswegen andere Leute beleidigt und mobbt, der hat vielleicht wirklich ein ernsthaftes Problem.
„Star Wars 9“ startet am 19. Dezember 2019 in den deutschen Kinos. Vielleicht haben Gunns mahnenden Worte ja einen Effekt und die Reaktionen einiger „Fans“ fallen dann weniger heftig, und vor allem weniger persönlich aus.