Sheldon Cooper ist Kult, daran besteht kein Zweifel. Das sozial inkompetente Obergenie amüsiert schon seit elf Staffeln in „The Big Bang Theory“ ein solch großes Publikum, dass mittlerweile auch ein Spin-off über die Figur produziert wird, von dem ProSieben ab dem heutigen 10. September 2018 die zweite Hälfte der ersten Staffel zeigt. „Young Sheldon“ heißt der Ableger und darin dreht sich alles um die jungen Jahre von Sheldon, der in der Serie von dem erst zehnjährigen Iain Armitage verkörpert wird.
Wir von FILMSTARTS bekamen die Gelegenheit dazu, uns mit dem jungen Star für einen ausführlichen Plausch zusammenzusetzen und über komplizierte Dialogzeilen, Superhelden, Magie und natürlich die kommende zweite Staffel zu reden, die in den USA schon am 24. September startet. Dabei begeisterte uns der kleine Iain nicht nur mit bester Laune, sondern vor allem mit seiner erstaunlichen Professionalität. Ganz egal, worum es ging, Iain beantwortete jede Frage geduldig und ausführlich – wüssten wir es nicht besser, könnte er genauso gut ein gestandener Veteran im Showgeschäft sein! So ganz konnte er seine Kindlichkeit aber trotzdem nicht verbergen: Einen angeknabberten Apfel ließ er während des gesamten Gesprächs einfach sorgenfrei auf dem Tisch rumliegen und unentwegt schlemmte er aus einer Schale mit Marmelade – und zwar mit den Fingern. Einfach drollig!
FILMSTARTS: Gibt es einen bestimmten Moment, der dir beim Dreh der ersten Staffel besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Iain Armitage: Alles war toll und jeder einzelne Tag hat seine eigenen lustigen Erinnerungen mitgebracht. Aber woran ich mich wirklich gerne zurückerinnere: Ich liebe es, mich in sehr enge Orte und Räume zu verkriechen und meinen Körper da reinzuquetschen. Eines Tages gab es am Set der Coopers einen kleinen Schrank, in dem ich mich versteckte und dann jeden, der vorbeikam, erschreckte. Ich bin dann einfach rausgesprungen und „Roar!“
FILMSTARTS: Fällt es dir schwer, in die Rolle von Sheldon Cooper zu schlüpfen oder kannst du auch ein wenig du selbst sein?
Iain Armitage: Sheldon an sich ist eigentlich eine schwierige Figur, aufgrund seiner vielen Eigenheiten und Macken. Alles an ihm ist sonderbar, besonders für ein einfaches Kind. Ich muss sicherlich auch richtig schauspielern, um ein Genie darzustellen, das ich nun mal nicht bin, aber das ist toll. Zugleich mögen Sheldon und ich Wissenschaften, von daher ist es trotzdem kein großes Problem, ihn zu spielen. Vieles kommt tatsächlich ganz natürlich aus mir heraus.
FILMSTARTS: Was ist das Beste, was du während der Dreharbeiten gelernt hast?
Iain Armitage: Eigentlich jede schwere, wissenschaftlich geprägte Dialogzeile, bei der dann die Autoren mir erst einmal erklären mussten, was das alles überhaupt bedeutet. [Iain gibt sogleich fehlerfrei ein Beispiel für so eine Zeile. Dabei verstehen wir nur „Motor“, „180 Grad“ und „Landung“ – auch beim wiederholten Hören der Aufzeichnung!] Es ist verrückt, dass Sheldon so etwas aus dem Stehgreif sagen kann. Ich habe also oft den Drehbuchautoren gesagt: „Ok, ich habe den Text gelernt, aber was zur Hölle sage ich da überhaupt?“ Es ist fast wie eine ganz andere Sprache! Ich habe also oft nachgefragt und so viel Neues gelernt.
"Young Sheldon" gelingt auf ProSieben "der beste Serienstart des Jahrtausends"FILMSTARTS: Kannst du dir überhaupt vorstellen, für den Rest deines Lebens zu schauspielern? Oder hast du vielleicht andere Träume und Ziele?
Iain Armitage: Ich liebe Magie und ich wäre sehr gerne ein Magier, das wäre schon mal eine Option. Außerdem liebe ich Edelsteine und mag es, sie zu klassifizieren, also könnte ich mich auch als Juwelier, Gemmologe oder Geologe vorstellen. Trotzdem liebe ich die Schauspielerei und ich werde immer in ihrer Nähe sein, auch wenn ich sie nicht immer durchgängig betreiben sollte.
FILMSTARTS: Stellen wir uns doch vor, du würdest noch lange bei der Schauspielerei bleiben. Gibt es ein bestimmtes Filmgenre, in dem du dich noch gerne ausprobieren möchtest?
Iain Armitage: Ich liebe einfach alles und sofern es nicht zu verrückt ist, werde ich den entsprechenden Part auch gerne übernehmen.
FILMSTARTS: Da Sheldon so ein Nerd ist, welchen Superhelden würdest du gerne spielen?
Iain Armitage: Das Lustige ist ja, dass ich eigentlich nicht so viel mit Superhelden zu tun habe. Als ich dann bei „Young Sheldon“ anfing, wurde ich erst in diese ganze Welt der Comics und Superhelden reingeworfen. Vom alten Sheldon aus „The Big Bang Theory“ weiß ich zumindest, dass einer seiner liebsten Superhelden The Flash ist, da er oft von ihm redet und Shirts mit seinem Logo anzieht. Da ich mich nicht so gut mit den ganzen Helden auskenne, würde ich wohl einfach Flash spielen. Vermutlich würde ich aber eher keinen von ihnen spielen, ich komme einfach nicht bei ihnen und ihren ganzen Superkräften hinterher. Da würde ich nur immerzu fragen: „Wer ist das? Bin ich jetzt gut oder böse?“
FILMSTARTS: Wenn du die Wahl hättest, in welche andere Rolle bei „Young Sheldon“ würdest du gerne schlüpfen?
Iain Armitage: Sheldon ist eigentlich schon ziemlich perfekt für mich. Aber wenn ich ihn nicht spielen könnte, dann wäre ich wohl gerne entweder Mary oder Missy. Ich denke, es würde echt Spaß machen, Missy zu spielen, denn sie ist ziemlich frech und lustig, aber auch nett – nun ja, wenn man das „nett“ nennen kann. Mary ist auch eine schöne Rolle, weil sie auf ihren kleinen Jungen aufpasst, obwohl sie ihn nicht immer versteht. Trotzdem versucht sie immer, in gewisser Weise eine Freundin für ihn zu sein und ich finde, dass sie eine schöne Verbindung miteinander haben. Mir würde es jedenfalls gefallen, auch das zu spielen.
FILMSTARTS: Du und Zoe Perry habt eine wirklich tolle Chemie miteinander. Wie arbeitet ihr hinter den Kulissen zusammen, um diese vor der Kamera entstehen zu lassen?
Iain Armitage: Es ist keine Arbeit, so sind wir einfach, wenn wir zusammen sind. Ich habe sie so lieb und sie ist einfach eine liebenswürdige, tolle Person. Zoe sagt selber häufig, dass wir alle ganz natürlich zusammengewachsen sind und im Grunde zitiere ich sie nur. Also schreibt bitte: Zitat von Zoe. Alle sind so unglaublich lieb, dass es keine großen Schwierigkeiten bereitet. Außer vielleicht, wenn ich Szenen mit Lance Barber habe, der in der Serie ja meinen Vater George spielt. Er und Sheldon sollen ja gar nicht so gut miteinander auskommen, aber hinter den Kulissen verstehen wir uns prächtig – das ist dann ein Problem! Das gilt auch für mein Verhältnis mit Missy und Georgie in der Sendung. Dann heißt es immer: „Ich mag dich nicht! Aber eigentlich tu ich es doch und ich muss trotzdem diese Dialogzeile aufsagen, obwohl ich nicht will!“
Unter elterlicher Aufsicht
FILMSTARTS: Wie sind deine Eltern in die Produktion mit eingebunden? Sind sie am Set präsent?
Iain Armitage: Es gibt eine ziemlich gute Regel während der Dreharbeiten: Eltern sollen immer in Seh- und Hörweite ihrer Kinder sein, wenn sie gerade eine Szene spielen. Aus allerlei Sicherheitsgründen ist es gut, sie wirklich sehr nahe am Geschehen dabei zu haben, sodass man jederzeit den Produktionsassistenten zum Beispiel Bescheid geben kann: „Ich brauche meine Mama auf der Stelle. Kannst du ihr sagen, sie soll kommen?“
FILMSTARTS: Bei „The Big Bang Theory“ haben ja schon viele berühmte Gaststars vorbeigeschaut. Wer sollte deiner Meinung nach bei „Young Sheldon“ mal vorbeischauen?
Iain Armitage: Lin-Manuel Miranda wäre toll und ich bin sicher, Raegan [Revord], die in der Serie Missy spielt, würde mir da zustimmen, wir mögen ihn beide sehr. Ich würde mich auch sehr über Chita Rivera freuen – überhaupt liebe ich den Broadway und die Leute, die dort auftreten. Aber ansonsten bin ich mir auch nicht so sicher. Jeder der nett, liebenswürdig und lustig ist, sollte einen Gastauftritt bekommen.
Neugier auf die nächste Staffel
FILMSTARTS: Jim Parsons, der bei „The Big Bang Theory“ den alten Sheldon spielt, ist bei „Young Sheldon“ als Ausführender Produzent und Erzählstimme tätig. Aber wie stark ist er wirklich in die Produktion involviert? Bekommt ihr ihn oft zu sehen?
Iain Armitage: Während der Dreharbeiten zur Pilotfolge war er fast immer am Set und ich habe ihn während dieser Zeit auch gebraucht. Die Leute von „Big Bang“ brauchten ihn aber auch und so ist er später wieder zur Mutterserie zurück, um diese zu filmen. Aber er ist immer noch sehr involviert und sehr präsent, nur eben nicht mehr so stark wie noch zu Beginn.
FILMSTARTS: Wie wirkt sich die Schauspielerei auf dein Leben und die Schule aus?
Iain Armitage: Nun, ich wurde immer zu Hause unterrichtet und ich mag es, ich wollte nie auf eine öffentliche Schule gehen. Meine Lehrerin ist auch immer am Set und unterrichtet mich dort und es macht mir viel Spaß. Wenn ich dann all die Aufgaben erledige, die ich nicht so sehr mag, machen wir anschließend auch immer lustige Sachen wie zum Beispiel Experimente. Ansonsten wirkt sich „Young Sheldon“ schon sehr stark auf unsere Leben aus. Zum Beispiel sind wir die ganze Zeit in Los Angeles, obwohl meine Familie aus Virginia kommt. Aber ich liebe es, wie sich unsere Leben dadurch ändern, es ist wirklich nichts Schlimmes und es ist einfach eine tolle Gelegenheit, die Serie zu machen.
FILMSTARTS: Weißt du schon irgendetwas zur zweiten Staffel, das du uns verraten kannst?
Iain Armitage: Ich schwöre euch, ich habe keinerlei Infos! Die Drehbuchautoren schreiben eine ganze Menge neuen Kram und sie machen selbst uns Schauspieler total neugierig auf das, was noch kommen wird. Und eines Tages bekommen wir einen riesigen Stapel neuer Skripte, bei dem wir uns dann erstmal denken: „Oh nein!“ Wir überlassen es jedenfalls den Autoren, sich was auszudenken, aber wenn es noch eine Episode geben würde, in der Sheldon zum Magier wird, fände ich das toll.
Die neuen Folgen „Young Sheldon“ laufen immer montags um 20.45 Uhr auf ProSieben. Wer sich die Serie lieber ins heimische Regal stellen und die Episoden jederzeit gucken will, kann voraussichtlich ab dem 6. Dezember 2018 in den hiesigen Verkaufsregalen zuschlagen, wenn der Titel auf DVD erscheint.