Die New York Times war in der vergangenen Woche das erste Medium, das über den Skandal berichtete, der seitdem ganz Hollywood erschüttert: Gegen Harvey Weinstein, Mitgründer der Weinstein Company und einer der profiliertesten Produzenten der Traumfabrik, wurden schwere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung erhoben. Unter anderem meldeten sich die Schauspielerinnen Ashley Judd („Heat“) und Rose McGowan („Scream“) zu Wort. Am Wochenende reagierte dann auch die Weinstein Company, die Harvey Weinstein 2005 gemeinsam mit seinem Bruder Bob gründete, und feuerte den Mann, der als Produzent hinter fünf Best-Picture-Oscar-Gewinnern stand (zuletzt bei „The Artist“ 2011). Nachdem zunächst nur spekuliert werden konnte, was dies für die aktuellen Projekte der Produktionsfirma bedeutet, kamen nun die ersten Auswirkungen ans Licht.
Harvey Weinsteins Name wird aus allen TV-Serien der Weinstein Company gestrichen
Zusammen mit seiner Firma war Harvey Weinstein bei einer Vielzahl TV-Shows und -Serien als Produzent bzw. Ausführender Produzent tätig. Wie The Hollywood Reporter nun erfuhr, wird sein Name aus den Credits aller anstehenden Produktionen entfernt. Dazu gehören unter anderem die Castingshow „Project Runway“, bei der auch Heidi Klum in der Jury sitzt, die Mini-Serie „Waco“ mit Taylor Kitsch, die Kevin-Costner-Western-Serie „Yellowstone“, „The Romanoffs“ von Matthew Weiner und David O. Russels noch unbetitelte Amazon-Serie mit Robert DeNiro und Julianne Moore. Auch bei der dritten Staffel der MTV-Serie „Scream“ wird Harvey Weinstein nicht mehr als Ausführender Produzent genannt werden.
Unklar ist derzeit noch, wie es bei den kommenden Filmen gehandhabt wird, an denen Harvey Weinstein mitgearbeitet hat. Dazu gehört zum Beispiel das Kriegsdrama „The Current War“ mit Benedict Cumberbatch, das am 11. Januar 2018 in Deutschland starten soll, sowie das US-Remake von „Ziemlich beste Freunde“ mit Bryan Cranston und Kevin Hart und Kenneth Branaghs geplante Adaption des Jugendromans „Artemis Fowl“.
Apple cancelt Serienprojekt über Elvis Presley
Wie Deadline erfuhr, wurde durch den Sex-Skandal nun auch ein erstes Projekt eingestampft: Eine großangelegte Biopic-Serie über das Leben von Elvis Presley, die von Apple in Auftrag gegeben wurde. Es sollte die erste Serie der neu gegründeten Video-Abteilung des Tech-Giganten werden, Harvey Weinstein sollte unter anderem gemeinsam mit Elvis‘ Exfrau Priscilla Presley produzieren. Da sich das Projekt noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase befand, konnte hier einigermaßen problemlos der Stecker gezogen werden.
Ändert The Weinstein Company sogar ihren Namen?
Neben einem neuen CEO (der bisherige Chief Operating Officer David Glasser könnte bald Harvey Weinsteins Platz einnehmen), muss sich die Weinstein Company vielleicht bald auch einen neuen Namen suchen. TheWrap will von einem Insider erfahren haben, dass die Verantwortlichen der Produktionsfirma derzeit darüber beraten, ob es zu einer Namensänderung kommen soll, da der bisherige Name irreparabel beschädigt sei. Zwar gebe es noch keine endgültige Entscheidung, doch geht TheWraps Quelle davon aus, dass es zu diesem drastischen Schritt kommen wird.
UPDATE (11. Oktober 2017): Auch die Produktion zweier Amazon-Serien ist in Gefahr
Nachdem schon Apples Elvis-Serie gestrichen wurde, könnte dieses Schicksal bald auch „The Romanoffs“ und David O. Russells noch unbetitelte Krimi-Serie treffen. Beide wurden von Amazon in Auftrag gegeben und Deadline berichtet nun, dass die Verantwortlichen des Internet-Riesen derzeit ihre Optionen neu bewerten und dann über die Zukunft beider Projekte entscheiden. Da die Weinstein Company noch kein Geld in „The Romanoffs“ investiert, die Produktion aber bereits begonnen hat, wird hier wohl am ehesten die Suche nach einem neuen Partner angestrebt, während die sich noch in einer sehr frühen Phase befindende David-O.-Russell-Serie sogar komplett eingestampft werden könnte.