Für ganze fünf Oscars war "Die fabelhafte Welt der Amelie" bei der Goldjungen-Verleihung 2002 nominiert, für einen nicht-englischsprachigen Film eine herausragende Anzahl. Einige Experten gingen daher im Vorfeld davon aus, dass mindestens der Oscar für den besten fremdsprachigen Film am Ende herausspringen müsste. Doch die knallbunte Romantik-Komödie musste sich bei den Oscars (wie auch bei den Golden Globes) dem Kriegsdrama "No Man’s Land" geschlagen geben. "Amelie"-Regisseur Jean-Pierre Jeunet führte in seinem Blog nun aus, dass Harvey Weinstein die Schuld daran trägt.
Die umstrittene Produzentenlegende hatte die US-Verleihrechte an "Amelie" und war damit für die Oscar-Kampagne verantwortlich. Die war wie oft bei Weinstein sehr aggressiv, doch hatte dieses Mal nicht den Erfolg aus anderen Zeiten. Während Weinstein sich nach einer Verleihung Ende der Neunziger angeblich im kleinen Kreis damit rühmte, dass er die Auszeichnungen für "Shakespeare in Love" und "Das Leben ist schön" mit seinen exklusiven Partys quasi gekauft habe, habe die Academy laut Jeunet 2002 ein Exempel an Weinstein statuiert, das unglücklicherweise "Amelie" getroffen habe. Die Academy sei von Weinsteins Stimmensammelei genervt gewesen und hätte sich entschieden, diesen nun zu boykottieren. Es habe sogar Aufrufe gegeben, nicht für "Amelie" zu stimmen, um es Weinstein zu zeigen, so Jeunet weiter.
Dass Jean-Pierre Jeunet gerade jetzt so gegen Harvey Weinstein vom Leder zieht, hat einen Grund. Denn momentan liegt er wieder mit dem Produzenten über Kreuz. Weinstein erwarb die US-Kinorechte für "Die Karte meiner Träume", der in Deutschland bereits im Sommer 2014 zu sehen war. Jeunet glaubt nun, dass Weinstein den Film nicht in die Kinos bringe, weil er daran keine Veränderungen vornehmen darf. Gegenüber dem Hollywood Reporter gab es nur eine kurze Stellungnahme von Harvey Weinsteins Firma dazu. Man habe wirklich ein paar Änderungen vorgeschlagen, da aber der Regisseur diese abgelehnt habe, werde man im Frühjahr 2015 das 3D-Drama in der von Jeunet gemachten Fassung zeigen. Auf die Oscar-Vorwürfe ging man nicht ein. Wenn die Academy aber wirklich auf den Produzenten sauer war, hielt das nicht sehr lange an. Bereits im Jahr nach "Amelie" wurde mit "Chicago" wieder ein Weinstein-Film mit gleich sechs Oscars, darunter in der Königskategorie Bester Film, ausgezeichnet.