Dicklich, tollpatschig und mit auffälligen Hasenzähnen – so kennen wir Neville Longbottom aus den „Harry Potter“-Filmen. Und weil das so ist, bestand das Filmstudio Warner Bros. angeblich auch darauf, dass sich Schauspieler Matthew Lewis während der zehnjährigen Dreharbeiten nicht die Zähne richten lässt.
Erst nachdem 2010 die letzte Klappe von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2“ gefallen war, durfte Lewis zum Zahntechniker – und nach der langen Wartezeit übernahm Warner dann zumindest die Rechnung. Ganz plötzlich war aus dem leicht trotteligen Jungen ein stattlicher junger Mann geworden und das Internet war voll mit Meldungen über die enorme äußerliche Veränderung des Neville-Darstellers.
Beruflich wendete sich Lewis, der vor seinem Engagement in „Harry Potter und der Stein der Weisen“ bereits in verschiedenen britischen TV-Produktionen zu sehen war, nach den Mega-Blockbustern zunächst kleineren Projekten zu: „Ich wollte den Menschen beweisen, dass ich nach Potter auch etwas ganz anderes machen kann. Ich kam aus einem riesigen Franchise und wollte erstmal zurück zu den Wurzeln“, erzählte Lewis der Yorkshire Evening Post in einem Interview.
Aus diesem Grund spielte er 2011 und 2012 auch in den Theaterstücken „Agatha Christie’s Verdict“ und „Our Boys“ mit. „Ich war wirklich schrecklich!“, lautet das ernüchternde Fazit des Schauspielers zu seinen ersten Theatererfahrungen. Ebenfalls 2012 war er zudem in einem Kurzfilm namens „The Night Of The Loving Dead“ sowie in fünf Folgen der englischen TV-Serie „The Syndicate“ und zusammen mit Lily Loveless („Skins“) im Musikvideo zum Song „Filth“ der Folk-Band A Band of Buriers zu sehen.
Seine erste Rolle in einem Langfilm nach „Harry Potter“ spielte Lewis schließlich 2012 in „Wasteland“. Dort verkörpert er an der Seite von „Game Of Thrones“-Widerling Iwan Rheon und Timothy Spall, der selbst als Voldemort-Lakai Wurmschwanz in „Harry Potter“ mitgespielt hat, einen knallharten, gewaltbereiten Rowdy. Spätestens hier wurde die Entwicklung vom verschüchterten Neville Longbottom der frühen Potter-Filme zum gestandenen und gestählten Mann mehr als deutlich, wie Lewis selbst erfreut feststellte: „Es war so ein großer Unterschied zu Neville. Ich will nicht nur auf diese Rolle reduziert werden und zum Glück bewege ich mich immer weiter von ihr weg.“
Nach einem kleinen Auftritt im Independent-Film „The Sweet Shop“ war Lewis bis 2016 nur auf dem Fernsehbildschirm zu sehen: Während er in der Crime-Comedy „Death In Paradise“ nur einen Gastauftritt hatte, mimte er in acht Folgen der Serie „Ripper Street“ den Inspektor Drummond. Eine Hauptrolle ergatterte er schließlich in der britischen Comedy-Serie „Bluestone 42“, in deren Mittelpunkt ein Bombenentschärfungsteam in Afghanistan steht. In der Rolle des Corporal Gordon „Towerblock“ House überzeugte Lewis dort mit viel komödiantischem Talent – was auch seine ehemalige „Harry Potter“-Kollegin Emma „Hermine“ Watson freudig feststellte.
Im vergangenen Jahr schaffte es der Schauspieler aus Leeds dann endlich wieder auf die große Leinwand: In der Verfilmung des Romans „Ein ganzes halbes Jahr“ von Jojo Moyes spielte er den schleimigen Fitnessjunkie Patrick, der mit Hauptfigur Louisa Clark (Emilia Clarke) liiert ist. Außerdem ist er seit Sommer 2016 wieder in einer Theaterproduktion zu sehen: In „Unfaithful“ spielt er an der Seite von Ruta Gedmintas („Die Tudors“, „The Strain“).
Privat ist der Neu-Londoner (seit 2015 wohnt er in der englischen Hauptstadt) extrem heimatverbunden: „Durch meinen Job bin ich um die ganze Welt gereist und habe etliche wunderschöne Orte gesehen – aber eigentlich will ich immer nur nach Hause.“ Diese Heimatliebe äußert sich unter anderem in seiner großen Liebe zur Fußballmannschaft Leeds United und zum Rugby-Teams Leeds Rhinos. Lewis ist sogar Vize-Präsident der Leeds Rugby Foundation, einer Wohltätigkeitsorganisation, die Kindern durch Sport hilft. Für seinen ehrenamtlichen Einsatz erhielt der Schauspieler 2012 einen Master of Arts ehrenhalber von der Leeds Metropolitan University.
Übrigens sucht der Brite auch abseits seiner beruflichen Tätigkeit immer wieder das Licht der Öffentlichkeit: Sei es in den sozialen Netzwerken, wo er regelmäßig Neuigkeiten aus seinem Leben teilt, oder auf dem Cover des Schwulen-Magazins Attitude, wo er lässig seinen durchtrainierten Körper präsentierte – und damit in „Harry Potter“-Autorin J.K. Rowling eine geballte Ladung Muttergefühle weckte, wie damals ihr schockierter Twitter-Post verriet.