In „Alien: Covenant“ gibt es Michael Fassbender gleich im Doppelpack, beim Interview mit dem zweifach oscarnominierten Star (für „12 Years A Slave“, „Steve Jobs“) müssen wir uns hingegen mit der einfachen Ausführung zufriedengeben. Aber auch ein Michael Fassbender genügt, um unsere Faszination für Ridley Scotts „Alien“-Universum weiter anzufachen…
FILMSTARTS: Wir haben gerade eben erst erfahren, dass du in „Alien: Covenant“ nicht nur erneut in die Rolle des Androiden David schlüpfen wirst, sondern auch in die des Covenant-Crewmitglieds Walter. Was kannst du uns über David und Walter erzählen?
Michael Fassbender: David treffen wir zu Beginn des Films zehn Jahre nach den Ereignissen aus „Prometheus“ wieder, was bedeutet, dass er auch seit zehn Jahren nicht mehr gewartet wurde und demzufolge nicht mehr dem aktuellen Standard von Androiden entspricht. Aus „Prometheus“ wissen wir, dass David menschliche Eigenschaften besitzt, weil die David-8-Modelle so entwickelt wurden. In „Covenant“ erfährt man nun, dass dieses Modell generalüberholt wurde, weil seine menschlichen Charakterzüge bei echten Menschen Unbehagen hervorrief. Während David also von Menschen als negativ erachtete Gefühle wie Stolz und Eitelkeit entwickelte, ist Walter logisch, synthetisch und hat den einzigen Zweck, der Crew der Covenant zu dienen. Ich sehe ihn mehr als eine Art Mr. Spock, er hat praktisch keinen Sinn für Humor und agiert rein logisch. David ist das genaue Gegenteil und er ist im Verlauf der Zeit wahrscheinlich noch aggressiver geworden.
FILMSTARTS: Wie gestaltet sich das Aufeinandertreffen von David und Walter, wenn sich die beiden auf dem mysteriösen Planeten, auf dem die Crew der Covenant landet, zum ersten Mal gegenüberstehen?
Michael Fassbender: Es gibt durchaus eine unmittelbare Affinität zwischen den beiden, immerhin sehen sie genau gleich aus. In gewisser Hinsicht ist David wie ein großer Bruder für Walter, weil Walter aufgrund seiner Programmierung eher unnahbar und wenig emotional ist, während David seinem Artgenossen sehr neugierig und fasziniert begegnet.
FILMSTARTS: In „Prometheus“ bleibt abgesehen von Davids Kopf nicht mehr viel übrig von dem demolierten Androiden. Wird sich in „Covenant“ etwas an Davids physischem Zustand ändern?
Michael Fassbender: Definitiv, aber mehr kann ich ohne zu spoilern leider nicht verraten.
FILMSTARTS: Musste man dich überreden, nach „Prometheus“ zum „Alien“-Franchise zurückzukehren oder warst du sofort Feuer und Flamme, ein weiteres Mal mit Ridley Scott zusammenzuarbeiten?
Michael Fassbender: Als ich den Vertrag für „Prometheus“ unterschrieben habe, was das zugleich auch die Einwilligung, in einem potentiellen Sequel wieder mit dabei zu sein. Aber davon abgesehen ist es ein absolutes Vergnügen, erneut mit Ridley zusammenzuarbeiten. „Covenant“ ist der dritte Film, den ich zusammen mit ihm mache und ich liebe es, so viel von seinem Wissen aufzusaugen wie ich nur kann.
FILMSTARTS: Was kannst du uns über die ziemlich übel aussehenden Verletzungen in deinem Gesicht verraten?
Michael Fassbender: Walter lernt in dieser Szene, sich zu rasieren. Offensichtlich hat er den Dreh aber noch nicht so recht raus… (lacht) Spaß beiseite: Die heutige Szene ist eine Rettungsmission. Im Film wird sie eine der letzten Szenen sein und in dieser geht es, was die Xenomorph-Action angeht, noch mal so richtig zur Sache. Allerdings hat es Walter auch schon vor dieser Szene nicht leicht, denn im Verlauf des Films kommt ihm immerhin ein Arm abhanden.
FILMSTARTS: Würdest du als Rückkehrer des „Prometheus“-Casts sagen, dass sich Ton und Stil von „Covenant“ von dem des Vorgängers abheben?
Michael Fassbender: „Covenant“ ist viel gruseliger als „Prometheus“. Sobald eine Art Domino-Effekt einsetzt und ein Ereignis das nächste auslöst, ist der Film ziemlich erbarmungslos. Erbarmungslos, aber nicht ermüdend, denn zwischendurch werden auch sehr interessante Beziehungen ausgearbeitet - und das Konzept eines Kolonisationsschiffes voller Pärchen, die auf einem fernen Planeten eine neue Heimat finden wollen, ist auch ungemein faszinierend.
FILMSTARTS: In „Prometheus“ standst du dem Xenomorph noch nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber, in „Covenant“ soll sich das nun ändern. Was für ein Gefühl ist es, in einem Film mit einer solch ikonischen Figur mitzuspielen?
Michael Fassbender: Ich fühle mich generell ein wenig wie ein Teenager, wenn ich über die gigantischen Sets des Films laufe und gelegentlich auch Kontakt zu dem Alien habe – in diesen Momenten muss ich mich manchmal kneifen, um zu glauben, dass das wirklich passiert und ich das tatsächlich miterleben darf.
FILMSTARTS: Wann kamst du zum ersten Mal in Kontakt mit dem „Alien“-Franchise und wie war das für dich?
Michael Fassbender: Franchise will ich es persönlich gar nicht nennen, weil es so viel mehr als das ist. Als ich „Alien“ zum ersten Mal sah, war ich so elf oder zwölf Jahre alt, was ziemlich ungewöhnlich war, weil meine Eltern mich zum Beispiel Action-Filme mit Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone nicht gucken ließen, weil sie fanden, dass sie auf sinnlose Weise gewalttätig wären. „Alien“ aber hielten sie scheinbar für einen intelligenteren Genrefilm und so hatte ich das Glück, ihn trotz meines Alters schon sehen zu dürfen. Ridleys Film hat eine Menge Eindruck auf mich gemacht – und das nicht nur, weil er gruselig ist und sich der Chestburster durch die Brust von John Hurt sprengt, sondern auch, weil er für einen Sci-Fi-Horrorfilm ungemein komplex und anspruchsvoll ist. Auch „Blade Runner“ hatte diesen magischen Effekt auf mich, den ich gar nicht so richtig in Worte fassen kann.
Hier findet ihr unseren ausführlichen Bericht zum Besuch am Set von „Alien: Covenant“!
Ob Michael Fassbender aus seiner Doppelrolle auch das Doppelte rausholt, erfahren wir ab dem 18. Mai 2017, wenn „Alien: Covenant“ in den deutschen Kinos startet.