Am Set von „Alien: Covenant“ befinden sich Cast und Crew in den letzten vier Wochen der Dreharbeiten - und dass erst kürzlich ein tropischer Regensturm die Sets für drei Tage unter Wasser gesetzt hat, strafft den ohnehin engen Zeitplan des Projekts noch weiter. Regie-Altmeister Ridley Scott („Alien“, „Blade Runner“) und die Produzenten Mark Huffam und Michael Schäfer („Der Marsianer – Rettet Mark Watney“) nehmen sich aber dennoch Zeit für unsere Fragen…
FILMSTARTS: Ursprünglich hieß es noch, dass die Fortsetzung zu „Prometheus“ ohne Xenomorphs auskommen werde. Nun treten aber nicht nur die Xenomorphs in „Alien: Covenant“ auf, es gibt sogar neue Versionen des Aliens. Warum die Meinungsänderung?
Ridley Scott: Ich denke, das Xenomorph ist essentiell für den Film, denn in den bisherigen „Alien“-Teilen wurde nie ernsthaft die Frage behandelt, wer aus welchen Gründen diese Geschöpfe in die Welt gesetzt hat. „Prometheus“ war der erste Schritt bei der Beantwortung dieser Frage und „Covenant“ wird sich nun tiefergehend mit dem mysteriösen Ursprung des Monstrums auseinandersetzen.
FILMSTARTS: Was fasziniert dich an dem Monstrum so sehr und glaubst du eigentlich an Außerirdische?
Ridley Scott: Die Frage nach Leben auf anderen Planeten ist zeitlos. Ich bin nicht religiös, aber ich bin auch nicht atheistisch. Ich würde mich eher als agnostisch bezeichnen. Vor 30 Jahren sagte der Astrophysiker Carl Sagan zu mir, dass Science-Fiction-Filme wie „Alien“ Nonsens wären, weil die Existenz außerirdischer Lebensformen in unserer Lebenszeit ganz gewiss nicht mehr nachgewiesen werde. Heute wissen wir, dass es Millionen von Entitäten da draußen gibt, die mit großer Wahrscheinlichkeit sehr viel höher entwickelt sind als wir. Es gibt vielleicht noch keine konkreten Beweise dafür, aber es ist völlig logisch, dass außerirdische Lebensformen existieren müssen. Auch die Schriftzeugnisse, Zeichnungen und Höhlenmalereien der Ägypter und Mayas vor Tausenden von Jahren deuten darauf hin. Ich höre mich schon an wie so eine TV-Doku, aber es ergibt alles einen Sinn. (lacht)
FILMSTARTS: Nicht nur die Xenomorphs kehren zurück, auch das Wort „Alien“ findet sich nach „Prometheus“ diesmal wieder im Titel. Wie kam es zu der Entscheidung, sich nun doch wieder der ursprünglichen „Alien“-Saga anzunähern?
Michael Schäfer: Ich denke, dass wir uns insbesondere tonal wieder näher auf die „Alien“-Reihe zu bewegen, aber nicht unbedingt, was die Geschichte oder ihre Figuren betrifft. Was Ridley und uns aber motiviert, ist ein neuer Zugang zu einem geliebten Franchise und vielleicht ist dieser Neustart bei „Prometheus“ nicht komplett gelungen.
FILMSTARTS: Bedeutet eine tonale Annäherung an „Alien“ auch wieder mehr Horror und mehr Gewalt?
Michael Schäfer: Es ist definitiv ein Film mit R-Rating! (Anm.d.Red.: Altersfreigabe für Erwachsene in den USA) Abgesehen von der Alien-Abtreibungsszene war „Prometheus“ eigentlich ein Film ab 13, aber „Covenant“ ist durch und durch ein Film für Erwachsene. Das muss nun nicht gleich heißen, dass es übermäßig viel Gewalt geben wird, aber der Fokus wird hier wieder klarer beim Horrorgenre liegen.
FILMSTARTS: Was dürfen wir uns von „Alien: Covenant“ auch in Bezug auf den angestrebten Brückenschlag zum ersten „Alien“-Film erwarten?
Ridley Scott: Die Geschichte ist unglaublich stark und wird erneut viele große Geheimnisse ungelüftet lassen, die uns dann wiederum zu „Covenant 2“ oder „Prometheus 3“ - oder wie auch immer er mal heißen wird - führen. Wir haben einen weitreichenden Plan für die Entwicklung des „Alien“-Universums. Und das Ende von „Covenant“ wird definitiv eine Fortsetzung andeuten, denn eine Menge Fragen warten noch immer auf ihre Antwort.
Mark Huffam: Auf einige Fragen wird es Antworten geben, auf andere wiederum nicht. Vielleicht gab es zu viele offene Fragen am Ende von „Prometheus“. In „Covenant“ jedenfalls wollen wir den Fokus wieder mehr auf Action, Grusel und Spannung legen.
Michael Schäfer: Ich denke, dass „Covenant“ im Vergleich zu „Prometheus“ nicht so viele Fragen unbeantwortet lassen wird. Allerdings wird es schon Rätsel geben, denn das ist etwas, was Ridley gerne in seine Filme mit einbringt. Aber am Ende des Films sollte relativ klar sein, was mit wem passiert ist. Und wir werden mehr über die Entstehung der Xenomorphs erfahren.
FILMSTARTS: Mit dem von Michael Fassbender gespielten David haben wir einen „Prometheus“-Rückkehrer, aber von ihm abgesehen gibt es auch jede Menge neue Cast-Mitglieder. Was könnt ihr uns über diese verraten?
Mark Huffam: Katherine Waterston ist die unfreiwillige Heldin des Films und an Bord der Covenant als Terraforming-Spezialistin tätig. Danny McBride ist der Pilot der Covenant. Demián Bichir spielt den Sicherheitsoffizier des Schiffs und Billy Crudup wird durch unvorhergesehene Umstände zum Kapitän der Covenant ernannt, was allerdings nicht unbedingt seinem Naturell entspricht.
FILMSTARTS: Warum landet die Crew gerade auf dem Planeten, auf dem sich auch David befindet?
Mark Huffam: Sie erhalten ein Notsignal, das sie von ihrem regulären Kurs abbringt und sie auf diesen Planeten führt, der sich mit seinen scheinbar paradiesischen Umständen ganz hervorragend für eine Kolonisierung eignet und die Covenant-Crew so doch noch von ihrem ursprünglichen Vorhaben abbringt, einen ganz anderen Planeten zu besiedeln.
FILMSTARTS: Wie gestaltete sich der Dreh im ehemaligen Hauptwasserreservoir von Sydney?
Mark Huffam: Es eignet sich hervorragend für unsere zum Teil sehr umfangreichen Bauten, aber das Wetter kann an einem so ungeschützten Ort natürlich zum Problem werden. Erst vor einer Woche wurden wir von einem tropischen Sturm überrascht, der das gesamte Set für drei Tage unter Wasser setzte. Andererseits: Wenn man schon in einem Reservoir dreht und es dann wie aus Eimern regnet… was soll man da auch anderes erwarten? (lacht)
FILMSTARTS: Wie ist die Zusammenarbeit mit Ridley Scott?
Mark Huffam: Was kann ich da schon sagen, was noch nicht gesagt wurde. Fantastisch! Er ist der am besten vorbereitete Regisseur, den ich kenne. Wo andere Filmemacher für ein großes Projekt wie „Alien: Covenant“ 100 oder 150 Drehtage benötigen, reichen Ridley nur 70. Zu praktisch jeder Szene des Films entwirft er ein Storyboard, sodass wir noch vor dem Dreh einer Szene bereits eine sehr gute Vorstellung von ihrer geplanten Umsetzung haben.
FILMSTARTS: Wird „Alien: Covenant“ nun eigentlich der erste oder zweite Teil der angekündigten Prequel-Trilogie sein?
Mark Huffam: Ich denke, am Ende wird das wohl ganz stark vom Einspielergebnis von „Alien: Covenant“ abhängen… (lacht)
FILMSTARTS: Darf man davon ausgehen, dass Scott auch bei den geplanten Fortsetzungen zu „Covenant“ auf dem Regiestuhl Platz nehmen wird?
Mark Huffam: Ich bin mir zumindest sicher, dass das seine Intention ist.
FILMSTARTS: Gibt es so etwas wie eine Art Fahrplan bezüglich der weiteren Fortsetzungen, die nach „Alien: Covenant“ folgen sollen und schließlich den Brückenschlag zu „Alien“ bilden?
Michael Schäfer: Es gibt ein klares Ziel, aber die wichtigste Voraussetzung für Ridley ist von Film zu Film, dass er nicht einfach ein Sequel dreht und sich thematisch dabei immer wiederholt, sondern dass er bei jedem Film eine einzigartige, originelle Geschichte erzählen kann. In unserer geplanten „Alien“-Zeitlinie haben wir also schon eine ziemlich gute Vorstellung davon, was wann in den nächsten Teilen passieren könnte, aber unsere Ambition ist es, jedes Mal eine eigenständige Geschichte zu erzählen, die nicht einfach nur ein Aufguss des Vorgängers ist.
FILMSTARTS: Wie wichtig ist das Franchise für das Hollywoodstudio 20th Century Fox über die Jahre geworden?
Michael Schäfer: Wer weiß? Hoffentlich sehr wichtig. Immerhin wurden bisher fünf Teile gedreht und „Prometheus“ erwies sich mit einem weltweiten Umsatz von mehr als 400 Millionen Dollar als sehr profitabel für Fox. „Covenant“ drehen wir sogar mit einem geringeren Budget als „Prometheus“, was auch damit zusammenhängt, dass wir in Zeiten leben, in denen Sequels lukrativer Filme längst nicht mehr automatisch Garanten für einen Box-Office-Erfolg sind. Dennoch fehlt es uns glücklicherweise an nichts, weil Ridley unglaublich effektiv dreht und viele der aufwendigen Sets mehrfach für unterschiedliche Szenen verwendet. Obwohl mehr Geld für ein so ambitioniertes Projekt wie „Covenant“ natürlich nie schadet! (lacht)
Hier findet ihr unseren ausführlichen Bericht zum Besuch am Set von „Alien: Covenant“!
Ob der neue „Alien“-Film tatsächlich weniger Fragen offenlassen wird als „Prometheus“, erfahren wir ab dem 18. Mai 2017, wenn „Alien: Covenant“ in den deutschen Kinos startet.