FILMSTARTS: Wie unterscheidet sich „Kong: Skull Island“ von den bisherigen King-Kong-Filmen?
Tom Hiddleston: Es ist ein völlig neuer Ansatz und eine neue Periode – die 70er verpassen ihm das gewisse Extra (--> viel mehr dazu findet ihr in unserem ausführlichen Setbericht). Es geht nicht um einen Filmproduzenten und eine Schauspielerin in den 1930ern und obwohl unser Film 1973 spielt, hat er auch nichts mit der 1976er-Version mit Jessica Lange und Jeff Bridges zu tun. Es ist zum einen eine klassische Story über Abenteuer und Überleben, aber zugleich streben wir auch nach einem frischen, einzigartigen Ansatz: So spielt unser gesamter Film auf der Insel und Kong verlässt sie auch nicht. Er ist zuerst diese Figur des Terrors und dann dieses majestätische Wesen - das ist seine Entwicklung in diesem Film. Er wird zu einem Sinnbild für die gewaltige Kraft der Natur.
FILMSTARTS: Was macht King Kong so reizvoll für ein Publikum?
Tom Hiddleston: Er ist eine Ikone des Kinos! Außerdem hat es wohl damit zu tun, dass Monster schon immer unsere Vorstellungskraft beflügelt haben, selbst im geschriebenen Wort. Schon in den Epen von Homer gab es viele Monster und deshalb überrascht es auch nicht, dass sie, sobald es technisch möglich wurde, auch im Kino sofort aufgetaucht sind. Der Zuschauer ist immer noch fasziniert vom Mysterium des Unbekannten – zumindest ist das bei mir der Fall.
Brie Larson: Monster erinnern mich immer an meine Kindheit – und das ist auch ein wichtiger Grund, warum ich selbst so gern ins Kino gehe: Die Filme werfen einen zurück auf seine Fantasie, die Hoffnungen und Ängste der Kindheit. Für eineinhalb Stunden glauben wir plötzlich wieder an Märchen – das ist eigentlich kein besonders erwachsenes Verhalten. Ein Film wie „Jurassic Park“ entführt einen in eine Welt, in der man noch nie zuvor gewesen ist – dasselbe gilt für „Star Wars“ und jetzt auch unseren Film. Es geht ja auch um eine Frage der Gelegenheit: Es ist viel billiger, 20 Dollar auszugeben, um für 90 Minuten auf Skull Island zu sein, als 2.000 Dollar zu investieren, um tatsächlich auf die andere Seite der Welt zu reisen. Es gibt einem die Möglichkeit, eine andere Art des Seins zu erleben – allerdings auf eine sehr viel sicherere Weise, mit deinen Freunden und Popcorn. Das Kino ist ein sicherer Ort, um Angst zu bekommen oder sich zu verlieben, ein sicherer Ort, um seinen eigenen Platz in der Welt zu finden.
FILMSTARTS: Habt ihr eine Lieblingsversion von King Kong?
Tom Hiddleston: Wenn ich ehrlich bin, mag ich sie alle. In jedem gibt es großartige Momente. Es macht solchen Spaß, sich die 1933er-Version anzusehen - sie hat einen Geist, der sehr schwer nachzumachen ist, eine ganz spezielle Art von unschuldiger Unterhaltung. Außerdem sind die Spezialeffekte natürlich großartig – der Film hat damals ganz neu definiert, was die Zuschauer eigentlich auf der Leinwand sehen wollen. Aber ich denke auch an den Part aus Peter Jacksons „King Kong“, in dem der T-Rex angreift – ich erinnere mich noch daran, wie ich damals im Kino saß und gar nicht verstehen konnte, wo man als Filmemacher bei der Konzeptionierung solch einer Szene überhaupt anfangen soll. Die Physik der Szene macht sie so glaubhaft, das ist sehr beeindruckend.
FILMSTARTS: „Kong: Skull Island“ ist wie gesagt eine Abkehr von der klassischen „Die Schöne und das Biest“-Story. Brie, war das für dich auch einer der Gründe, für die Rolle zuzusagen?
Brie Larson: Ich denke, die Damsel in Distress ist ein Stereotyp, das nun wirklich oft genug genutzt wurde. Die Welt hat sich inzwischen daran gewöhnt, Frauen auch in anderen Rollen zu sehen. Aber auch ohne die „Die Schöne und das Biest“-Lovestory gibt es eine spezielle Verbindung zwischen meiner Figur und King Kong. Im Film gibt es viele Menschen, die versuchen die Natur zu dominieren – das ist eine eher maskuline Herangehensweise. Meine Figur ist hingegen die einzige, die bewusst darauf verzichtet, eine Waffe zu tragen. Das zeigt, dass sie im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten will – sie tritt King Kong offen gegenüber und er nimmt das auch wahr.
FILMSTARTS: … und Tom, was hat dich besonders gereizt?
Tom Hiddleston: Ich hatte einfach großen Bock auf ein solch achterbahnartiges Abenteuer – in dieser Hinsicht erinnert mich „Kong: Skull Island“ an „Jurassic Park“ oder die „Indiana Jones“-Filme.
FILMSTARTS: Außerdem bist du zur Abwechslung mal der Held – meist sehen wir dich als Bösewicht wie in deiner Rolle als Loki oder als Arschloch wie in „The Deep Blue Sea“…
Tom Hiddleston: Ja, Conrad hat schon eine gewisse Heldenhaftigkeit an sich. Er trifft gute Entscheidungen – und das ist merkwürdigerweise eine neue Richtung in meiner Karriere. Jemand hat mich kürzlich gefragt, ob es nicht enttäuschend wäre, weil doch die Bösewichte immer all den Spaß haben würden. Aber ich habe eine großartige Zeit! Für mich ist es erfrischend, neu und aufregend - ich genieße es sehr.
FILMSTARTS: Tom, kannst du ein bisschen über das Training für deine Rolle sprechen?
Tom Hiddleston: Klar, es war ziemlich intensiv. Der Special Air Service (SAS) war berüchtigt für sein rigoroses physisches Training – schon um überhaupt aufgenommen zu werden, musste man einen unglaublichen Fitnesstest bestehen, in dem sowohl die physische als auch die mentale Stärke gefragt war. Natürlich habe ich nicht annähernd dieselben Übungen gemacht wie ein realer SAS-Soldat, aber ich habe einige Schritte in diese Richtung gemacht. Hier am Set sind eine Menge Ex-Militärs von der Navy und den Marines beschäftigt, und ich absolviere mit ihnen gemeinsam ihr Trainingsprogramm – das ist schon extrem hart.
FILMSTARTS: Wie sehr hilft es, statt im Studio an realen Locations wie hier auf Hawaii oder später dann in Australien und Vietnam zu drehen?
Tom Hiddleston: Unser Regisseur besteht immer darauf, dass wir an realen Orten drehen. Dafür hat er neun oder zehn Monate lang nach passenden Locations gesucht. Bei unserem ersten Treffen im Oktober 2014 haben wir lange über seine Reisen geredet – und diese Herangehensweise ist fantastisch, denn so hat man nicht die Limitierungen wie bei einem Dreh im Studio mit ein paar Topfpflanzen und einem Greenscreen als Dschungel. Dort ist es viel schwieriger, sich in die Situation hineinzuversetzen.
FILMSTARTS: Es wurde noch nie eine größere Produktion in Vietnam gedreht als „Kong: Skull Island“. Was erwartet ihr euch von den Dreharbeiten dort?
Tom Hiddleston: Ich freue mich sehr darauf, denn gerade weil dort noch nicht viel gedreht wurde, wissen die Leute auch nicht, wie es dort aussieht. Aber es wird sicherlich auch hart – wir sind dort wirklich im Dschungel, müssen durch Flüsse waten, weit entfernt von der Zivilisation.
Brie Larson: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was genau ich erwarten soll. Ich habe mich über die genauen Drehorte bewusst noch nicht weiter informiert, weil ich mich überraschen lassen will. Aber ich habe gehört, dass an den Orten noch nie zuvor gedreht wurde – das ist natürlich ziemlich cool. Zum Glück sind wir mit dem ganzen Team hier eine ziemlich große Familie, die dann gemeinsam um die ganze Welt reist.
FILMSTARTS: Braucht man einen besonderen Schutz im vietnamesischen Dschungel?
Tom Hiddleston: Ein paar spezielle Impfungen und so, aber das passt schon.
FILMSTARTS: Gab es denn schon gefährliche Momente am Set?
Tom Hiddleston: Es gab eine Kampfszene mit einer großen Explosion, die eine Menge Dreck und Steine aufgewirbelt hat – ich, Brie Larson und Thomas Mann mussten deshalb unsere Köpfe unten halten, sodass der ganze Dreck nur auf unsere Hinterköpfe niederprasselt. Aber ich habe meinen Kopf natürlich zu früh wieder hochgenommen – und habe das alles direkt ins Gesicht bekommen. Allerdings hätte ich die Reaktion auf die Explosion nie so real spielen können, wie sie nun geworden ist. Es ist also noch mal gut ausgegangen.
FILMSTARTS: Gibt es eine Lieblingsszene in diesem Film?
Tom Hiddleston: Ich liebe ein Bild, dass mir unser Regisseur vor einem Jahr zugeschickt hat – es zeigt Conrad mit Gasmaske und Samuraischwert, wie er sich durch einen Schwarm kannibalischer Geier schlägt. Ihm gehen die Patronen aus, also kriegt er dieses Schwert zugeworfen und setzt sich die Gasmaske auf, um dann gegen die Geier zu kämpfen, während dieses schreckliche Giftgas in der Luft liegt. Das ist einfach ein großartiger Action-Moment – und auch das Bild an sich ist schon sehr kraftvoll. Ich habe so etwas noch nie zuvor in einem Film gesehen, deshalb mag ich es wohl auch so sehr.
FILMSTARTS: Wir haben in den vergangenen Monaten schon viel gehört über ein mögliches Aufeinandertreffen von King Kong und Godzilla. Wisst ihr da mehr?
Tom Hiddleston: Ich weiß nicht viel darüber, wir müssen jetzt erst mal diesen Film hier fertigkriegen. Aber ja, das ist der Plan von Legendary – und es ist aufregend. So etwas wurde seit langer Zeit nicht mehr gemacht – und wenn man es auf die richtige Weise macht, wäre das doch sehr cool!
Hier könnt ihr den ausführlichen Bericht von unserem Besuch am Set nachlesen – „Kong: Skull Island“ startet am 9. März 2017 in den deutschen Kinos.