Zwischen der Produktionsfirma Legendary und Verleih Universal knirscht es kräftig im Gebälk. Dies beleuchten die Experten des Hollywood Reporters nun in einem umfangreichen Hintergrundartikel, der auch konkrete Folgen für uns Kinogänger haben könnte. Denn wie es ausschaut, will Universal den Stecker bei „Pacific Rim 2“ ziehen, was wohl das Aus für den Film von Guillermo Del Toro bedeuten würde.
Der Zwist zwischen Universal und Legendary bahnt sich intern schon länger an, kommt aber nun an die Öffentlichkeit. Vergangene Woche überraschte noch die Ankündigung, dass Legendary den Film „Kong: Skull Island“ gemeinsam mit Warner statt mit Universal macht, um das „King Kong“-Universum mit dem „Godzilla“-Franchise zu verbinden und schließlich die beiden Kultgiganten gegeneinander kämpfen zu lassen. Diese Meldung sorgte schon für Verwunderung. Schließlich ist es erst ein gutes Jahr her, dass Legendary Warner den Rücken zukehrte und unter das Dach von Universal wechselte.
Dies wurde damals als Coup für Universal gefeiert, schließlich entstanden in den vergangenen Jahren bei Warner zahlreiche erfolgreiche Filme unter der Beteiligung von Legendary – so z. B. die „Hangover“- und die „Dark Knight“-Trilogie. Doch für Universal hat sich der Deal bislang nicht ausgezahlt – ganz im Gegenteil. Produktionsfirma Legendary brachte eigene Werke wie Michael Manns „Blackhat“ und den Fantasy-Film „The Seventh Son“ mit zu Universal. Beide floppten und auch bei dem kommenden „Warcraft“ sowie vor allem dem von Zhang Yimou inszenierten „The Great Wall“ hat man bei Universal angeblich Bedenken, ob die Refinanzierung klappen wird. Durch den Deal stieg Legendary aber zusätzlich auch noch in Universal-Projekte wie „Jurassic World“ und „Straight Outta Compton“ mit 25% bzw. 50% ein. Die Produktionsfirma zahlte also einen Teil der Produktionskosten und bekam dann den entsprechenden Anteil der Einnahmen. Beide Filme wurden Hits und Legendary verdiente auf Kosten von Universal kräftig.
Der Zwist zwischen Legendary und Universal entzündete sich erstmals allerdings an einem anderen Guillermo-del-Toro-Projekt. Während der Produktion des Horrorfilms „Crimson Peak“ verlangte Universal eine niedrigere Altersfreigabe, um die Massentauglichkeit und damit die Verdienstmöglichkeiten zu erhöhen. Legendary lehnte ab. Universal weigerte sich daher, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Legendary entschloss sich schließlich, das Projekt komplett aus eigener Tasche zu bezahlen, wodurch der Streit noch einmal beigelegt wurde.
Hinter Legendary steckt übrigens der eigenwillige Thomas Tull, der seit 2003 das Filmgeschäft aufmischt. Tull bezeichnet sich selbst mehr als Filmfan und -nerd denn als Geschäftsmann – auch wenn er in den vergangenen Jahren Millionen verdiente. Er kämpft immer wieder darum, seinen Regisseuren möglichst viel Freiheit zu geben und ist auch bereit, Risiken einzugehen. So war es Tull, der dafür sorgte, dass die Comics „Watchmen“ und „300“ auf die Leinwand kamen, obwohl Verleih Warner nicht an die Projekte glaubte. Der Produzent kokettiert öffentlich immer wieder damit, dass er auch einen finanziellen Flop verkraftet, wenn der Film nur gut geworden ist. Für die Verleiher ist er damit aber ein Albtraum, denn diese wollen Gewinne sehen.
Tull ist es auch, der Guillermo del Toro frühzeitig zusicherte, „Pacific Rim 2“ machen zu dürfen, obwohl der erste Teil in den USA hinter den Erwartungen zurückblieb. Doch Universal hält dem wohl nun ein Stop-Schild vor. Der Verleih ist gerade mitten in einem Rekordjahr, verdiente so viel Geld wie noch nie und will nun wohl selektiv weiter auf die richtigen Pferde setzen und nicht mögliche Flops finanzieren. Das „Pacific Rim“-Sequel wie „Kong: Skull Island“ gemeinsam mit Warner zu machen, ist für Legendary übrigens keine Option. Denn Warner, die noch den ersten Teil verliehen, erteilten dem Sequel ja schon eine Absage, als noch die alte Partnerschaft bestand. Thomas Tull hätte zwar wie bei „Crimsons Peak“ noch die Möglichkeit, auch „Pacific Rim 2“ nun alleine zu stemmen, doch aufgrund des ungleich höheren Budgets ist dies selbst für den „Zocker“ Tull wohl eine deutlich zu gefährliche Wette.