Bei der jährlichen Preisvergabe, bei der seit 1935 die Filmkritiker New Yorks die besten Leistungen des Jahres auszeichnen und die als eine der renommiertesten Auszeichnungen des Filmgeschäfts gilt, konnte erstmals das Ergebnis via Twitter direkt verfolgt werden."The Artist", eine Hommage an die Stummfilm-Ära, wurde nicht nur als bester Film ausgezeichnet, Regisseur Michel Hazanavicius nahm auch noch die Auszeichnung für die beste Regie mit nach Hause. Bereits im Mai sorgte "The Artist" bei den Filmfestspielen in Cannes für Aufsehen, Hauptdarsteller Jean Dujardin wurde damals als bester Schauspieler prämiert. Hazanavicius' moderner Stummfilm, der in Deutschland am 26. Januar 2012 in den Kinos startet, wird damit vom Geheimtipp mehr und mehr zum heißen Oscar-Anwärter.
Weitere Preise verliehen die New Yorker Kritiker an große Namen. Meryl Streep wurde für ihre Rolle als Margaret Thatcher in "Die Eiserne Lady" als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Ihr männlicher Gegenpart ist Brad Pitt, dessen Leistungen im Baseball-Drama "Die Kunst zu gewinnen - Moneyball" sowie in Terrence Malicks Epos "The Tree of Life" gewürdigt wurden. Gleich in drei Filmen machte Jessica Chastain in diesem Jahr auf sich aufmerksam. Für ihre Rollen in "The Tree of Life", "The Help" und "Take Shelter" prämierten die Kritiker die Newcomerin als beste Nebendarstellerin. Den Preis als bester Nebendarsteller ging an Albert Brooks für seinen Auftritt in "Drive".
Das beste Drehbuch des Jahres stammt nach Ansicht der New Yorker Kritiker von Steven Zaillian und Aaron Sorkin, die "Moneyball" damit eine zweite Auszeichnung bescheren. Noch einmal öfter Erwähnung fand "The Tree of Life", dessen Kameramann Emmanuel Lubezki ebenfalls prämiert wurde. Das iranische Drama "Nader und Simin - Eine Trennung" von Regisseur Asghar Farhadi erhielt die Auszeichnung als bester fremdsprachiger Film. Das beste Spielfilmdebüt war JC Chandors Börsen-Thriller "Der große Crash - Margin Call". Auch ein Deutscher kann sich über einen der Preise freuen: Altmeister Werner Herzog nahm für seine imposante 3D-Dokumentation "Die Höhle der vergessenen Träume" die Auszeichnung für den besten nicht-fiktionalen Film entgegen. Auf einen Oscar kann Herzog dennoch nicht hoffen. Seine Doku kam bei den Academy Awards nicht einmal in die engere Auswahl.
Ganz unberücksichtigt blieb in New York die Tragikomödie "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten" mit George Clooney, die bisher als einer der großen Award-Favoriten galt. Noch nie zuvor war der New York Film Critics Circle die erste Kritiker-Vereinigung, die mit der Preisvergabe den Startschuss für die Oscar-Saison gibt. Die Entscheidung für diesen frühen Termin sorgte im Vorfeld für Kritik, weil so unter anderem die Literaturverfilmung "Extrem laut und unglaublich nah" mit Tom Hanks und Sandra Bullock nicht gesichtet werden konnte. Um David Finchers "Verblendung" berücksichtigen zu können, verschoben die Kritiker ihre ursprünglich für Montag geplante Preisvergabe dagegen noch einmal um einen Tag nach hinten, aber der im vergangenen Jahr für "The Social Network" geehrte Regisseur ging diesmal dennoch leer aus.